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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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der Bode-Titiusschen Reihe“, fuhr der Astronom fort, „fällt ein eigentümlicher Umstand besonders auf. Wenn die ersten vier Zahlen den Entfernungen der Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars von der Sonne entsprechen, so gerät Jupiter aus irgendeinem Grunde nicht auf den fünften, sondern erst auf den sechsten Platz, Saturn auf den siebenten und Uranus auf den achten. Die Gesetzmäßigkeit, die nicht zufällig sein kann, wird also zerstört. Für die fünfte Zahl der Reihe, ,2,8', gibt es keinen Planeten, der diese Entfernung hat. Zwischen Mars und Jupiter besteht sozusagen eine Kluft. Wie ich Ihnen

    *
    Johann Elert Bode (1747-1826), seit 1786 Direktor der Sternwarte Berlin; begründete
    1774 das „Berliner Astronomische Jahrbuch“. Die genannte Zahlenreihe ist unter dem Namen „Bode-Titiussche Reihe“ in die Geschichte der Astronomie eingegangen.
    schon gesagt habe, befindet sich an dieser Stelle des Sonnen- systems aber ein Asteroidengürtel, ein Schwarm von winzigen Planeten mit einem Durchmesser von 770 (Asteroid Cerera) bis zu einem Kilometer und weniger. Heutzutage sind uns einige tausend Asteroiden bekannt. Die meisten haben eine exzen- trische Form. Natürlich tauchte die Vermutung auf, daß zwi- schen Mars und Jupiter in ferner Vorzeit noch ein Planet gekreist habe, der aus unbekannten Gründen zerfallen ist, und daß die Asteroiden Trümmer eben dieses Planeten seien. Den endgül- tigen Beweis dafür wird die Wissenschaft vielleicht erhalten, wenn wir auf der Arsena landen und sie erforschen. Nun muß ich Ihnen erklären, was die Arsena darstellt. Ihr größter Durch- messer beträgt 48 Kilometer, und der Asteroid besteht allem Anschein nach aus Eisen und Granit. Die Arsena entspricht in ihrer Größe dem Asteroiden Ganymed, der 1924 von dem Astro- nomen Baade entdeckt wurde. Ihre Masse beträgt fast nur ein Zweiunddreißigmillionstel der Erde, und demzufolge erreicht die Schwerkraft auf ihr nur ein Zweihundertachtundachtzigstel der Schwerkraft der Erde. Ein Mensch, der auf der Erde
    70 Kilogramm wiegt, wird auf der Arsena nur annähernd 245 Gramm wiegen. Bei solch einem geringen Gewicht bedarf es keines großen Kraftaufwandes, um sich in bedeutende Höhen zu erheben. Es wird sehr schwierig sein, auf der Arsena zu gehen.“
       „Uns werden dabei die magnetischen Sohlen helfen“, warf Ingenieur Saizew ein.
       „Aber auch mit diesen Sohlen heißt es vorsichtig sein. Die Muskelkraft des Menschen ist für solche Umweltbedingungen bei weitem zu groß.“
       „Wir werden schnell umlernen“, sagte Knjasew.
       Mit dem Optimismus der Jugend hielt er alles für sehr einfach und leicht ausführbar.
       In der Roten Ecke des Raumschiffes hatten sich fast alle Ex- peditionsteilnehmer versammelt. Der kugelförmige Raum war unmöbliert. Außer dem Fernsehbildschirm, dem unerläßlichen Zubehör aller Kajüten, befand sich nichts darin. Die weichen Wände waren mit hellblauem Leder gepolstert.
       Für den Vortrag war eine kleine schwarze Tafel in die Rote Ecke gebracht worden. Sie „hing“ unbefestigt an der Wand. Der

    *
    Walter Baade (1893-1960), seit 1931 an Observatorien der USA tätig gewesen.
    Lektor und seine Hörer schwebten vor dieser Tafel in verschie- denen Posen senkrecht in der Luft. Die Sternfahrer hatten sich schon daran gewöhnt, daß es keine Schwerkraft gab, und fühlten sich völlig sicher. Einige von ihnen hielten sich trotzdem an den Lederschlaufen fest.
       Diese Gruppe von Menschen bot einen seltsamen Anblick, wie sie sich ohne jeden Halt inmitten einer hohlen Kugel hielt. Elektrisches Licht beleuchtete sie von allen Seiten zugleich. Die Gesichter und die Gestalten wirkten flach. Da sie keine Schat- ten aufwiesen, fehlte ihnen jede plastische Formung.
       Das Raumschiff schien sich nicht von der Stelle zu rühren. Nichts deutete auf die sinnbetörende Geschwindigkeit, mit der es durch den luftleeren Raum raste.
       „Wann werden wir auf der Arsena landen?“ fragte Andrejew.
       „In fünfzig Stunden. Nach dem Erdkalender am 2. Juli, zwi- schen elf und zwölf Uhr.“
       „Und werden wir eine Weile dort bleiben?“
       „Annähernd zwanzig Stunden. Diese Zeit muß zur Ausfüh- rung der vorgesehenen Arbeiten genügen. Aber es könnte sein, daß wir etwas Interessantes finden. Dann würden wir länger bleiben.“
       „Und die Venus?“ fragte Knjasew. „Wird sie sich inzwischen nicht von uns entfernen?“
       Orlow lächelte sein

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