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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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geringeren Geschwindigkeit wegen eine genaue Startzeit einhalten müssen. „SSSR-KS 3“ konnte innerhalb weniger Stunden starten, wann immer es ihm beliebte. Die Geschwindigkeit des Schiffes war so groß, daß die Startzeit keine Rolle spielte. Es gab im Sonnensystem außer dem Merkur keinen Planeten, der schneller als das Raumschiff auf seiner Bahn zog – das war die letzte Errungenschaft des von Kamow geleiteten Konstruktionsbüros. Melnikow wußte, daß der Start etwa um zwölf Uhr erfolgen sollte.
       „Sehen Sie nach, ob bei der Besatzung alles klar ist!“ befahl Belopolski.
       Er drückte rasch auf einige Knöpfe, und verschiedenfarbige kleine Lampen gaben durch kurzes Aufleuchten Antwort auf seine stummen Fragen an Schiffswände, Antriebsaggregate und Automatiken.
       Melnikow schaltete den Bildschirm an der rechten Seite ein. Ein helles Rechteck wurde sichtbar. Dann erblickte man das Innere einer der Gemeinschaftskajüten. In ihr befanden sich sechs Personen. Sie lagen in weichen „Lederwiegen“, die mit Gummistoßdämpfern an den Wänden befestigt waren. Pai- tschadse stand neben seiner „Wiege“ und sah zum Bildschirm.
       „Seid ihr fertig?“ fragte Melnikow.
       „Alles klar, Genosse Stellvertretender Expeditionsleiter“, ant- wortete Paitschadse knapp und unterstrich durch seinen offiziel- len Ton die Feierlichkeit des Augenblicks.
       „Legt euch hin! Wir werden jetzt starten!“
       Die übrigen vier Besatzungsmitglieder hielten sich in der an- deren Gemeinschaftskajüte auf, die, nachdem Melnikow auf einen Knopf gedrückt hatte, ebenfalls auf dem Bildschirm sicht- bar wurde. Professor Balandin antwortete genauso dienstlich wie Paitschadse.
       „Die Besatzung ist startklar“, meldete Melnikow.
       „Starten Sie!“
       Melnikow drückte seinen blauen Hebel herunter. Im selben Augenblick spürte er, wie der Bug des Raumschiffes sich zu heben begann. Es war auch auf den Bildschirmen zu erkennen, und man merkte es an der Richtungsänderung der Schwerkraft.
       Auf den mittleren Bildschirmen glitten die Betonwände vor- über, dann schob sich der Himmel und schließlich der ganze Raketenstartplatz auf die Mattscheibe. Man konnte die win- zigen Gebäude von Kamowsk, die Kuppel des Observatoriums und sogar den Interplanetarischen Bahnhof erkennen.
       Melnikow stellte sich vor, mit welcher Erregung die dort ver- sammelten Angehörigen wohl verfolgten, wie das Schiff lang- sam „aus der Erde“ hervorkam. Bedeutete dies doch, daß das Raumschiff sich binnen weniger Minuten vom Startplatz lösen, unter dem furchteinflößenden Getöse seiner Triebwerke und mit ständig zunehmender Geschwindigkeit eine flammende Bahn beschreiben und dann in weniger als einer Minute für die Augen und Ferngläser der Zurückbleibenden in die lichtblaue Unend- lichkeit entschwinden würde.
       Melnikow legte die Hand auf den Steuerungshebel der „Pfo- ten“. Er mußte sie auf Kommando schnell ins Innere des Schif- fes einziehen. Mit der anderen Hand drückte er auf einen Signal- knopf.
       In allen Räumen des Raumschiffes schrillte die Klingel, die den Start ankündigte.
       Belopolski stellte gelassen und ruhig die Zeiger auf zwei run- den Zifferblättern – den einen auf die Zahl 2000, den anderen auf 20. Dann betätigte er einen roten Hebel und schaltete den Autopiloten ein.
       Er brauchte nur noch auf den Auslöseknopf zu drücken – und das Schiff wurde mit einer Beschleunigung von zwanzig Metern, das heißt entsprechend dem Beharrungsvermögen, nach Ablauf von zweitausend Sekunden oder dreiunddreißig Minuten und zwanzig Sekunden mit einer Geschwindigkeit von vierzig Kilo- metern pro Sekunde fliegen.
       „Fertig?“ fragte Belopolski knapp.
       „Fertig!“ antwortete Melnikow.
       Ein Blick auf die Uhr: zwölf Uhr und drei Minuten.
       Belopolski drückte auf den roten Auslöseknopf.
       Melnikow spürte, wie sich seinen Händen über die Steuerungs- apparatur ein kaum wahrnehmbares Schüttern des Schiffskörpers mitteilte.
       Nach wie vor herrschte in der Kommandozentrale völlige Stille, aber er wußte sehr gut, daß in diesem Augenblick die ganze Umgebung in einem Umkreis von mehreren Kilometern durch ungeheures Getöse erfüllt wurde. In dem engen Raum zwischen dem Heck des Schiffes und den Wänden der Startbahn wütete ein Feuerorkan, und in dichten Schwaden stieg schwar- zer Rauch auf. Der Beton schmolz und verwandelte

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