Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
Vom Netzwerk:
sich in eine weißglühende flüssige Masse. Die sechzehn mächtigen Antriebs- aggregate arbeiteten gleichzeitig und bezwangen das Gewicht des Schiffes, das sich auf mehrere hundert Tonnen belief.
       Eine Sekunde ... eine zweite ..., und das Gefühl erhöhter Schwerkraft zeigte an, daß „SSSR-KS 3“ den Startplatz verlassen hatte und mit zunehmender Geschwindigkeit seine Fahrt antrat.
       Schneller, immer schneller.
       Der Zeiger des Tachometers glitt unaufhaltbar über das Zifferblatt. 20, 40, 60, 80, 100,120 ...
       „SSSR-KS 3“ stieg unaufhörlich.
       Dann hörte der Schiffsleib auf zu zittern. Ein Teil der An- triebsaggregate schaltete sich ab, die übrigen arbeiteten ruhig und gleichmäßig. Für die Menschen, die auf der Erde geblieben waren, verhallte das Getöse allmählich und verlor sich in der Unendlichkeit des Alls. Im Innern des Schiffes herrschte völlige Stille.
       Fast auf der Lehne seines Sessels liegend und bemüht, keine Bewegung zu machen, dachte Melnikow zurück an alle Starts, die er schon erlebt hatte. Früher hatte die Besatzung dabei Spezialhelme aufgesetzt zum Schutz des Trommelfells gegen den mörderischen Lärm der Aggregate. An Bord dieses Schiffes brauchte man keine solchen Helme. Die vollkommene Geräusch- isolierung ließ nicht den geringsten Lärm ins Innere dringen.
       Zwölf Uhr acht Minuten ...
       Von der Erde aus waren sie schon nicht mehr zu sehen. Das Raumschiff stieg in die obersten, verdünnten Schichten der Atmosphäre.
       Dort unten verließen die Schaulustigen nun die Gegend von Kamowsk. In drei Monaten würden sie sich aufs neue dort ein- finden, um das Schiff bei seiner Rückkehr zu begrüßen. Olga stand sicherlich immer noch auf dem Dachgarten des Interplane- tarischen Bahnhofs und blickte nach oben, dorthin, wo das von ihrem Vater erbaute Weltraumschiff verschwunden war und ihren Mann einem ungewissen Schicksal entgegentrug.
       Ob er sie wiedersehen wird? Wird er zurückkehren?
       Auf den Bildschirmen verdüsterte sich der lichtblaue Himmel allmählich, wurde dunkelblau und schließlich violett. Vereinzelt gingen Sterne auf. Der rechte Bildschirm zeigte am unteren Rand ein Stück Erde, eine dunstüberlagerte Masse, deren Ober- flache, wie man deutlich sah, gekrümmt war.
       Immer mehr Sterne funkelten. Das Violett des Himmels ver- wandelte sich in Schwarz.
       Vor „SSSR-KS 3“ tat sich die unermeßliche Weite des Welt- alls auf, und in der Ferne, inmitten der zahllosen glitzernden kleinen Punkte, schwebte die Venus, die Schwester der Erde, das Ziel ihrer langen Fahrt.
       Immer schneller bohrte sich der stählerne Leib in die Einöde. Im luftleeren Raum spürte man nicht mehr das Arbeiten der Triebwerke. Ungestüm verflüchtigte sich der Feuerschweif achteraus. Die unsichtbaren feinfühligen Strahlen der Radio- projektoren eilten dem Schiff voraus und sorgten für die Sicher- heit seiner Besatzung.
       Das Lokalisierungsgerät zeichnete aus den Koordinaten eine Gerade. Die Bahn war frei!

    Raumflugalltag

       „Am Ende des 18. Jahrhunderts haben die Astronomen Bode und Titius eine interessante Entdeckung gemacht. Sie haben auf rein empirischem Wege eine Zahlenreihe gefunden, die ziem- lich genau die tatsächlichen Entfernungen der ersten sieben Pla- neten – Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn und Uranus – von der Sonne angibt, und zwar in Halbmessern des Orbitus der Erde oder sogenannten astronomischen Einheiten. Die Pla- neten Neptun und Pluto waren damals noch gar nicht bekannt. Die beiden Astronomen nahmen die Zahlenreihe 0; 0,3; 0,6 und so weiter. Sie verdoppelten also jedes Mal die vorhergehende Zahl. Dann zählten sie zu jeder 0,4 hinzu. So erhielten sie fol- gende Reihe …“
       Leonid Nikolajewitsch Orlow wandte sich zur Tafel und schrieb groß und deutlich:
       „0,4; 0,7; 1,0; 1,6; 2,8; 5,2; 10,0; 19,6.“
       Er hielt sich mit der Hand krampfhaft an einer Lederschlaufe fest, die an der Wand angebracht war. Aber jedesmal, wenn er die Kreide an die Tafel drückte, wankte sein Körper zur Seite, und er mußte sich zurückziehen. Es fiel schwer, im Zustand der Schwerelosigkeit zu schreiben, aber Orlow hatte im Laufe der letzten zehn Tage schon Erfahrung darin gesammelt. Er hielt den Expeditionsmitgliedern in Paitschadses Auftrag zum drit- ten Male einen kleinen Vortrag.
        Diesmal behandelte er den Asteroiden Arsena, dem sich „SSSR-KS 3“ näherte.
       „In

Weitere Kostenlose Bücher