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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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zunehmender Entfernung nicht vermeiden ließ, ganz verstört. Er befürchtete stets, die Station arbeite schlechter, als dies in Wirklichkeit der Fall war. Stundenlang machte er sich an den Apparaten zu schaffen und war mit ihrem Funktionieren stets unzufrieden.
       „Wir werden zusätzliche Generatoren aufstellen müssen.“
       „Vorläufig ist das nicht nötig“, widersprach Melnikow. „Die Funkverbindung arbeitet ohne Unterbrechungen und ist gut genug. Warten wir ab.“
       Er wußte, wenn er Toporkow freie Hand ließe, würde die Funkstation lange vor der Landung auf der Venus sämtliche Energiereserven erschöpft haben. Doch es galt, diese Reserven zu erhalten.
       „Wenigstens einen Generator!“
       „Nein!“ Melnikow versuchte, so streng wie möglich zu spre- chen. „Ich verbiete es Ihnen ... Wie kommen Sie auf solche Ge- danken, Igor Dmitrijewitsch?“ setzte er sanft hinzu. „Ich habe soeben mit der Erde gesprochen und alles tadellos verstanden.“
       Die sieben Minuten waren endlich vergangen, Saizew setzte
    sich die Kopfhörer auf und vernahm alles, was ihm seine Frau und sein Sohn gesagt hatten. Er antwortete und verließ gemein- sam mit Melnikow die Kajüte. Die Sprechzeit war begrenzt, und die Expeditionsmitglieder durften mit ihren Angehörigen nur einen einmaligen Dialogwechsel führen. Den Platz am Mikrofon hatte bereits Professor Balandin eingenommen.
       Die Funkverbindung bereitete den Sternfahrern viel Freude. Das Bewußtsein, von der Erde getrennt zu sein, bedrückte sie weniger, da sie die Stimme ihrer Lieben hören konnten. Die beunruhigende Ungewißheit, unter der auf früheren Fahrten alle sehr gelitten hatten, war gewichen. Alles, was auf der Erde und im Raumschiff vor sich ging, wurde sofort bekannt. Ein kurzer Bericht über die Ereignisse in der UdSSR und in den anderen Ländern wurde automatisch, ohne die Sprechverbindung zu stören, jeweils durchgegeben. Jeden Tag hängte Toporkow in der Roten Ecke eine „Kosmoszeitung“ aus.
       „Boris Nikolajewitsch!“ sagte Saizew, nachdem sich die Tür der Funkstation hinter ihnen geschlossen hatte. „Erlauben Sie mir und Knjasew, außenbords die Düsen nachzusehen.“
       „Wozu denn das?“
       „Für alle Fälle. Wenn wir uns der Arsena nähern, werden wir doch das Schiff abbremsen müssen.“
       „Und Sie machen sich noch über Igor Dmitrijewitsch lustig!“
       Melnikow lächelte. „Dabei sind Sie selber … An den Düsen ist nichts. Nehmen Sie die Überprüfung vor, wenn das Schiff auf der Arsena gelandet ist.“
       „Zu Befehl!“ antwortete Saizew finster.
       Im Fahrstuhl, der ihn in einen anderen Korridor beförderte, dachte Melnikow über dieses Gespräch nach. Was für Menschen hatten sie doch an Bord! Jeder von ihnen war bereit, ohne Atempause zu arbeiten, damit alles wie am Schnürchen verliefe, damit „SSSR-KS 3“ die Venus erreichen und zurückkehren könnte. Es war ein Vergnügen, mit solchen Menschen zusam- menzuarbeiten, aber man mußte sie auch die ganze Zeit vor unnützer Kräftevergeudung zurückhalten, die durch keine Not- wendigkeit gerechtfertigt war.
       Während der ersten Tage der Fahrt hatte sich das nicht so bemerkbar gemacht. Die Menschen waren mit den neuen Be- dingungen, die mit dem gewohnten Leben nichts gemein hatten, noch nicht vertraut gewesen. Ihre Gedanken waren noch rück wärts, auf die Erde, gerichtet, die sie verlassen hatten. Aber dieses eigenartige Trägheitsmoment begann allmählich nachzu- lassen, und alle stürzten sich nun mit Feuereifer auf die Arbeit.
       Es war jedoch nicht so einfach, immer eine Beschäftigung zu finden. Gut die Hälfte der Besatzung schien für die ganze, ver- hältnismäßig kurze Zeit des Fluges zur Venus zur Untätigkeit verdammt. Was blieb beispielsweise für den Expeditionsarzt Andrejew zu tun, wenn alle völlig gesund waren und seiner Hilfe nicht bedurften? Was für eine Beschäftigung hätten sich der Geologe Romanow, der Biologe Korzewski oder der Ozeanograph Balandin ausdenken können? Saizew und Knjasew be- fanden sich in keiner besseren Lage. Sie alle beneideten aufs äußerste die Astronomen, die sich keine Aufgabe zu suchen brauchten – ihnen fiel sie von selbst zu. Vor dem Schiff breitete sich ein unendliches, unerschöpfliches Betätigungsfeld. Wahrhaftig, die Astronomen waren glückliche Menschen!
       Aber es fand sich Arbeit für alle. Belopolski war sich darüber im klaren, welche

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