Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
Vom Netzwerk:
angenehmes Lächeln, das sein Gesicht- gleichsam aufhellte.
       „Erstens ist die Geschwindigkeit der Venus auf ihrer Bahn um fünf Kilometer geringer als die von ,SSSR-KS 3'“, sagte er. „Und zweitens hängt die Gestaltung unserer Flugkurve von uns selbst ab. Wir können sie ändern und an einem anderen, vor- teilhafteren Punkt mit dem Planeten zusammentreffen. So oder so werden wir am 10. Juli auf der Venus sein.“
       Ein leises Geräusch. Der Bildschirm leuchtete auf, und Igor Toporkow, der Radiotechniker des Schiffes, wurde sichtbar.
       „Ist Konstantin Wassiljewitsch dort?“ fragte er.
       Saizew zog sich mit Hilfe der Lederschlaufe näher an den Bildschirm heran.
       „Kommen Sie zur Funkstation“, bat Toporkow. „Sie werden von der Erde aus verlangt.“
       Saizew stieß sich sacht von der Wand ab und schwebte durch die Luft zur Tür. Nachdem er auf einen Knopf gedrückt hatte, schob er die gewölbte Luke beiseite und „ging“ in den Korridor. Wie ein phantastischer Riesenfisch schwamm er schnell zum Vor- schiff.
       Die Funkstation befand sich neben der Kommandobrücke. Es war eine kleine Kajüte, rund wie alle Räume des Schiffes, aber nicht mit Leder, sondern mit Samt ausgeschlagen. Empfangs- gerät und Sender füllten mehr als die Hälfte der Kajüte.
       Im Grunde genommen war die Funkstation nicht groß. Sie arbeitete nicht auf Röhren-, sondern auf Halbleiterbasis. Viel Raum nahmen aber mächtige Verstärker ein, die Sendung und Empfang von Funksprüchen über viele Millionen Kilometer hinweg erst ermöglichten. Die Verbindung mit der Erde wurde über Ultra-Hochfrequenzwellen hergestellt und lief über Ver- stärkerrelaisstationen, die auf künstlichen Erdtrabanten statio- niert waren. Solche Stationen waren notwendig, weil die Heavi- side-Schicht der Erde die Funksignale so sehr schwächte, daß sie ohne Verstärkung trotz haargenau ausgerichteten Antennen ihren Bestimmungsort nie erreichen würden.
       Kosmische Funkverbindung war zum erstenmal während eines Fluges zum Mond angewandt worden, den eine Expedi- tion Belopolskis unternahm. Zur Zeit führte Paitschadse die letzten Erprobungen dieser Methode durch. Alle Stationen – sowohl auf der Erde wie an Bord und auf den Sputniks – waren unter unmittelbarer Beteiligung Toporkows konstruiert worden. Auf zwei Raumfahrten hatte er bereits Versuche damit gemacht. Die Expeditionsmitglieder hatten täglich die Möglichkeit, sich mit ihren Angehörigen zu unterhalten.
       Bisher war die Funkverbindung nicht unterbrochen worden, und nach Toporkows Berechnungen dürfte sie auch bis zur Venus nicht abreißen. Ob sie von der Oberfläche des Planeten durch dessen Atmosphäre hindurch möglich sein würde, wußte natür- lich keiner zu sagen. Die Venus ist der Sonne näher als die Erde, und die Intensität der Sonnenstrahlung muß in den oberen Schichten ihrer Atmosphäre um ein vielfaches stärker sein. Ob Radiowellen die auf der Venus zweifellos existierende ionisie- rende Schicht würden durchstoßen können, wie dies bei der ent- sprechenden Schicht der Erde gelungen war, mußte die Zukunft lehren.
       Nachdem Saizew sich überzeugt hatte, daß über der Tür das

    *
    So benannt nach dem englischen Physiker Oliver Heaviside (1850-1925).
    grüne Lämpchen brannte, „trat“ er in die Kajüte. Am Apparat befanden sich Toporkow und Melnikow. Boris Nikolajewitsch sprach gerade mit Olga.
       Toporkow hielt Saizew das Mikrofon hin. „Ihre Frau und Ihr Sohn warten auf Sie.“
       „Ja, hier Konstantin Saizew am Telefon“, sagte der Ingenieur und brachte mit dieser irdischen Redewendung seine beiden Kameraden zum Lachen. Ruhig legte er das Mikrofon in eine besondere Aufhängevorrichtung. Die Antwort konnte erst nach sieben Minuten erfolgen. In zehn Tagen hatte das Raumschiff über 35 Millionen Kilometer zurückgelegt, und in diesem Augen- blick trennten es von der Erde sechzig Millionen Kilometer. Denn auch die Erde stand nicht still, sondern entfernte sich in entgegengesetzter Richtung. „SSSR-KS 3“ flog unter Ausnutzung der Anziehungskraft der Sonne in einer Richtung zur Venus, die der Umlaufbewegung der Erde entgegengesetzt war.
       „Die Lautstärke hat bedeutend nachgelassen“, sagte Topor- kow besorgt.
       Saizew und Melnikow sahen einander an und lachten.
       Jeden Tag hörten sie diesen stereotypen Satz. Igor Dmitrije- witsch war durch das Nachlassen der Lautstärke, das sich bei

Weitere Kostenlose Bücher