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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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läßt.“
       Wtorow und Korzewski schien es, als sage Belopolski das mit einem bedauernden Unterton. Offensichtlich hätte er den Tod der Rückkehr auf die Erde vorgezogen. Sie aber hatten keinen Grund, sich den Tod zu wünschen.
       „Im Laufe von drei Monaten können wir hier nützliche Arbeit leisten“, sagte Wtorow. „Wir müssen ein großes Stück der Ceres- oberfläche gründlich erforschen. Der ,Phaetone' bleibt ja so- wieso für immer hier. Jetzt kann man ihn untersuchen, ohne be- fürchten zu müssen, etwas zu verderben.“
       „Gerade das dürfen wir auf keinen Fall“, entgegnete Belo- polski. „Wir könnten die Luftautomaten beschädigen. Wir wis- sen ja nicht, wo sie sich befinden. Und was noch schlimmer wäre: wir könnten die Türautomaten außer Betrieb setzen. Nein, wir dürfen nichts anrühren.“
       Die Türautomaten! Bei diesen Worten hatten alle drei ein und denselben Gedanken: Ginge die Energie, die die inneren Mechanismen des Raumschiffs antrieb, plötzlich ebenso zu Ende wie die der Triebwerke, waren sie in diesem Raum eingeschlos- sen ohne die geringste Möglichkeit hinauszugelangen.
       „Ich denke“, sagte Korzewski, „wir sollten das Schiff über- haupt nicht verlassen. Was wollen wir machen, wenn wir drau- ßen sind und kommen plötzlich nicht mehr rein?“
       „Nein, das hieße, drei Monate eingeschlossen und in völliger Untätigkeit dasitzen“, sagte Belopolski. „Da nehme ich lieber die Gefahr auf mich, auf der Stelle umzukommen. Ich bin für Exkursionen.“
       „Ich auch“, pflichtete Wtorow ihm bei. „Wenn die Türen ver- sagen, müssen wir damit rechnen, daß auch die Luftautomaten versagen. Ist es dann nicht gleich, ob wir draußen oder drinnen sind? Das Ergebnis ist dasselbe.“
       „Stellen wir also einen Aktionsplan auf. Wie wollen wir das Schiff verlassen: gemeinsam oder einzeln, der Reihe nach?“ fragte Korzewski gleichmütig.

    „Prince of Wales“

       Die Ceres drehte sich ziemlich schnell um ihre Achse. Tag und Nacht dauerten nur neun Stunden und achtzehneinhalb Minu- ten. Recht unterschiedlich aber war die Länge des Tages im Ver- hältnis zur Nacht. Der Teil des Planeten, auf dem das Raum- schiff niedergegangen war, wurde zwei Stunden und neunund- fünfzig Minuten von der Sonne beschienen. Die ganze übrige Zeit herrschte Nacht.
       Belopolskis Berechnungen ergaben, daß sie sich am Äquator befanden. Mittags stand die Sonne fast im Zenit. Die unter- schiedliche Dauer von Tag und Nacht ließ sich nur damit er- klären, daß die Ceres eine unregelmäßige Form hatte. Daran war nichts Erstaunliches, wenn man bedachte, daß der Planet kein selbständig entstandener Himmelskörper war, sondern ein Bruchstück des untergegangenen Phaeton.
       In dieser Welt, die auch nicht eine Spur von Atmosphäre hatte, gab es natürlich weder Morgen noch Abend. Kaum hatte die Sonne den Horizont erreicht, brach die Nacht an.
       Die Nacht, aber keine Dunkelheit.
       Der Jupiter befand sich jetzt auf derselben Seite der Sonne wie die Ceres. Die Entfernung zu ihm betrug nicht mehr als dreihundert Millionen Kilometer. Der Riesenplanet schien so hell, daß die spitzen Felsen und die Ringe des Raumschiffs deutliche Schatten warfen.
       Sobald sich der Jupiter dem Horizont zuneigte, ging die Sonne auf, und dann warfen alle Gegenstände zwei Schatten, einen dunkleren von der Sonne nach der einen und einen helle- ren vom Jupiter nach der anderen Seite. Das gleiche wiederholte sich abends.
       In dieser merkwürdigen Welt, in der die Sterne Tag und Nacht gleich hell leuchteten, gab es also zwei „Sonnen“.
       Alle zwölf Trabanten des Jupiter waren mit unbewaffnetem Auge zu erkennen. Hätte sich auch der Saturn auf dieser Seite der Sonne befunden, wäre den Kosmonauten der ergötzliche An- blick seiner Ringe beschieden gewesen.
       Sie waren die ersten Menschen, die so weit in die Tiefen des Sonnensystems vorgedrungen waren. Trotz aller Tragik ihrer Situation empfanden sie bei diesem Gedanken einen gewissen Stolz.
       Die Staubschicht, die die Ceres bedeckte, war ziemlich dick. Sie versanken darin bis zu den Knien, und obgleich sie so gut wie nichts wogen, fiel ihnen das Gehen sehr schwer.
       Aber wohin sollten sie auch gehen? Rings um das Raumschiff gab es nichts weiter als diesen Staub unbekannten Ursprungs und die Felsen, die, wie sich herausstellte, aus Granit bestanden. Daß sie sich weiter vom Schiri

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