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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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hatten sie ihre Arbeit eingestellt. Erst Wtorows „Befehl“ hatte sie wieder zum Leben erweckt. Aber für wie lange?
       „Das ist das Ende!“ war alles, was Belopolski auf Wtorows Mitteilung sagte.
       Drei Stunden später wiederholte sich der Vorgang. Jetzt konnte kein Zweifel mehr daran bestehen, daß der Tod früher kam, als sie gedacht hatten. Die sorgsam und streng durch- geführte Rationierung der Lebensmittel war sinnlos geworden. Sie konnten wieder soviel essen und trinken, wie sie wollten. Das Ende nahte von einer ganz anderen Seite – sie würden er- sticken.
       „Eine Zeitlang können wir noch von dem Sauerstoff in den Flaschen leben“, erklarte Belopolski ruhig.
       „Jetzt ist es Zeit, sich an die Pistolen zu erinnern“, sagte Ko- rzewski.
       Belopolski zuckte zusammen.
       „Geben Sie die Pistole her!“ befahl er.
       „Nein.“ Korzewski verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln. „Die gebe ich nicht her! Sie können mir nicht die Frei- heit nehmen, mich von meinen Qualen selbst zu befreien.“
       Belopolski trat auf den Biologen zu.
       „Ich befehle es Ihnen“, sagte er kalt. „Die Pistole!“
       Und so stark war die Gewohnheit, sich diesem Mann wider- spruchslos unterzuordnen, daß Korzewski seine Waffe abgab. Dann warf er sich zu Boden und blieb reglos liegen.
       „Auch Ihre!“ wandte sich Belopolski an Wtorow.
       Der junge Ingenieur zuckte mit den Schultern.
       „Nehmen Sie sie, wenn Sie wollen“, sagte er und holte die Pistole aus der Tasche. „Ich brauche sie nicht. Aber was mich betrifft, da können Sie beruhigt sein. Ich bin ein Kosmonaut und kein hysterisches Weib.“
       Die letzten Worte galten Korzewski. Wtorow bediente sich der Methode, die Melnikow ihm gegenüber mehrfach ange- wandt hatte.
       „Schön!“ sagte Belopolski. „Behalten Sie sie.“ Er schwieg, als hänge er seinen Gedanken nach; dann fügte er hinzu: „Unser Tod ist nicht gleichbedeutend mit dem Ende der Raumfahrt. Auch in Zukunft werden noch viele Kosmonauten in schwierige Situationen geraten. Was für ein Beispiel wollen wir ihnen da geben? Wie uns verhalten? Früher oder später wird man uns auffinden. Dann wird auch die Ursache unsere Todes bekannt- werden. Selbstmord! Das ist das Allereinfachste! Wir dürfen nicht nur an uns denken – mit uns ist es sowieso aus –, an die anderen müssen wir denken. Wir dürfen keinen Präzedenzfall schaffen.“
       Korzewski setzte sich auf. Zu Wtorows Verwunderung war sein Gesicht ganz ruhig.
       „Daran habe ich nicht gedacht“, sagte er. „Sie haben recht, Konstantin Jewgenjewitsch.“
       „Sie hätten aber daran denken müssen.“
       Wtorow mußte unwillkürlich lachen. Belopolski hatte das in einem gutmütig-brummigen Ton gesagt, der ganz und gar nicht dem Gewicht ihrer Unterhaltung entsprach. Als sei nicht von Leben und Tod die Rede gewesen, sondern von etwas Belang- losem.
       Im Laufe der nächsten vierundzwanzig Stunden arbeiteten die phaetonischen Automaten wieder einwandfrei. Während dieser Zeit schliefen die Kosmonauten erneut acht Stunden, ungeachtet der Gefahr, vielleicht nicht wiederaufzuwachen.
       Der zwölfte Tag ihres Aufenthaltes auf der Ceres brach an. Gegen Abend dieses Tages nahmen die Unterbrechungen in der Sauerstoffzufuhr einen bedrohlichen Charakter an. Zum ersten- mal mußten sie zum irdischen Sauerstoff ihre Zuflucht nehmen.
       „Ob wir's mal mit einem anderen Raum probieren?“ schlug Wtorow vor.
       Wirklich. Vielleicht funktionierten die Luftautomaten nur in dieser Abteilung nicht mehr, während die anderen ihre „Lebens- fähigkeit“ noch bewahrt hatten. Die phaetonischen Mechanis- men handelten vernünftig und hatten dort, wo sich niemand aufhielt, bestimmt nicht gearbeitet.
       Doch wohin sie auch kamen, überall war es dasselbe. Offen- bar wurde die gesamte Luftregelung des Raumschiffes von ein und derselben Quelle gespeist.
       So zerschlug sich auch diese letzte Hoffnung.
       Sie kehrten „nach Hause“ zurück.
       Die Zeit blieb für sie stehen. Jeder versank in Gedanken und bereitete sich auf seine Art auf den nahen Tod vor. Sie sprachen sehr selten, und wenn, dann nur wenige Worte. Worüber soll- ten sie sich auch noch unterhalten!
       Wenn Schlafenszeit war, legten sie sich in der stillen Hoff- nung nieder, im Schlaf zu ersticken, nicht wiederaufzuwachen.
       Sie hatten noch zwei volle Sauerstoffflaschen

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