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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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hinab. Da es auf dem Asteroiden keine Luft gab, konnte man auch in der Ferne ideal sehen. „Dort sind so eigentümliche Vorsprünge. Merkwürdige Formen.“
       Melnikow sah genauer hin. Er hatte gute Augen und erkannte deutlich Umrisse, die an Ruinen erinnerten.
       „Schade, daß wir keine Ferngläser haben“, sagte er. „Dort ist tatsächlich etwas Besonderes.“
       „Die Schnur reicht nicht“, stellte Korzewski fest.
       Als sie zu ihrer Erkundung aufgebrochen waren, hatten sie vier Knäuel Schnur mitgenommen, jedes etwa achtzig Meter lang.
       „Geben Sie mir Ihre Hand“, bat Wtorow.
       Er beugte sich weit über den Rand des Steilhangs vor. Ohne
    große Anstrengung konnte Melnikow seinen fast gewichtlosen Körper halten.
       Ganz in der Tiefe erblickte Wtorow, was er suchte. Die Wand war nicht ganz glatt, in halber Höhe zog sich ein steinernes Ge- sims entlang.
       „Genau das, was wir brauchen“, sagte er, als er sich wieder aufrichtete. „Auf der Erde konnte ich mit Anlauf ohne weiteres anderthalb Meter hoch springen. In diesem Anzug hier bin ich zwar schwerer, aber ich denke, einen Meter werde ich trotzdem schaffen. Das entspräche einer Höhe von zweihundertfünfzig Metern. Das genügt.“
       „Sehr gewagt“, sagte Melnikow.
       „Wieso, Boris Nikolajewitsch? Nehmen wir an, es gelingt mir nicht, wieder herauszukommen. Dann gehen Sie beide zum Schiff zurück und holen ein langes Seil. Wenn Sie sich beeilen, brauchen Sie dazu nicht mehr als zwei Stunden.“
       „Was wollt ihr machen?“ fragte Belopolski vom Schiff aus.
       Melnikow berichtete, wobei er besonders auf die seltsame Form der Steine hinwies, die sie Ruinen ähnlich machte.
       „Was sagtet ihr, wie tief ist es dort?“
       „Nicht mehr als fünfhundert Meter.“
       „Gut!“ entschied Belopolski. „Versuchen Sie es!“
       Sie banden den Sack mit den Gesteinsproben an das Ende der Schnur des ersten Knäuels. Hielte sie diese Last, würde sie auch einen Menschen, zumal einen so schlanken wie Wtorow, halten. Er wog mit Planetenanzug nicht mehr als siebenhundert Gramm.
       Der Sack sank in die Tiefe. Als das erste Knäuel abgewickelt war, verknüpften sie es mit dem Ende des zweiten. Auch noch das vierte wurde zur Hälfte benötigt, dann legte sich der Sack auf das Sims.
       „Annähernd dreihundert Meter“, sagte Melnikow. „Selbst wenn die Schnur reißen sollte, bestünde keine Gefahr, daß Sie zerschmettert würden.“
       „Wird schon klargehen, Boris Nikolajewitsch.“
       Sie hievten den Sack empor, und an seiner Statt wurde nun Wtorow angebunden. Die Filmkamera ließ er oben, den Foto- apparat nahm er mit.
       Obwohl Melnikow wußte, daß es gar nicht besonders gefähr- lich war, aus der Höhe von einem halben Kilometer abzustür zen, verfolgte er aufgeregt, wie Korzewski Wtorow vorsichtig hinabließ. Ein Mensch konnte sich bei einem solchen Sturz zwar nicht die Knochen brechen, doch das Schauglas in seinem Helm konnte splittern. Das aber würde für ihn den sofortigen Tod bedeuten. Zwar war es kein Glas, trotzdem... Außerdem gähnte der Abgrund so schauerlich vor ihnen, daß den Menschen keiner- lei vernünftige Erwägungen über den Unterschied zwischen der Arsena und der Erde halfen – ihnen wurde schwindlig, wenn sie tief, ganz tief hinab bis zum Fuß des Felsens blickten.
       Der metallene Helm Wtorows versank in der Tiefe, wurde immer kleiner.
       Als der Ingenieur unter sich das Steinsims fühlte, schaltete er die Sohlenmagneten ein, suchte festen Halt und band die Schnur los. Er spähte nach oben und erblickte seine Kameraden. Die dreihundert Meter hohe Wand über ihm schien bis zu den Sternen zu reichen. Die Sonne stand ihm unmittelbar zu Häup- ten, und er sah den Feuerkranz ihrer Protuberanzen. Durch den Anzug hindurch spürte er ihre sengenden Strahlen.
       Wtorow hatte das Gefühl, um ihn herrsche eine besondere Stille, eine andere als oben. Ihn überfiel ein Gefühl beklemmen- der Einsamkeit. An die Wand geschmiegt, stand er minutenlang und versuchte, Herr seiner selbst zu werden. Die düstere, schwarzweiße Landschaft wirkte feindselig.
       Warum sagen die anderen nichts? überlegte er.
       Plötzlich hörte er von weit her Stimmen. Deutlich erkannte er Professor Balandin und hörte, wie Belopolski ihm antwortete. Dann fragte Paitschadse bei Melnikow an, wie es vorwärts ginge. Boris Nikolajewitsch antwortete: „Wir

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