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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Ordnung. Aber vor mir...“
       „Was haben Sie vor sich?“
       Wtorow antwortete nicht. Mit unwiderstehlicher Gewalt zog ihn der Stein an, der sich vor ihm erhob. Um den fünf Meter hohen Riesen besser betrachten zu können, trat er ein wenig zurück.
       Kein Zweifel! Vor ihm lag ein aus Granit gehauener gigan- tischer Kubus. Die Zeit hatte die ursprüngliche Form stark ver- ändert, die einst scharfen Kanten waren zerbröckelt und zer- mahlen. Vieles fehlte, aber jeder Zweifel blieb ausgeschlossen. Diese geometrisch ebenmäßige Figur konnte nicht von der Natur geschaffen worden sein, sie war das Werk vernunftbegabter Wesen!
       Wtorow schilderte ausführlich, was er sah. Er wußte, daß ihm die ganze Besatzung zuhörte, aber kein Ausruf der Verwunde- rung wurde laut. Augenscheinlich erregte die sensationelle Neuigkeit alle genauso wie ihn.
       Als er geendet hatte, trat langes Schweigen ein.

   „Kehren Sie an Bord zurück“, befahl schließlich Belopolski. „Merken Sie sich den Weg. Wir werden eine größere Gruppe dorthin schicken.“
       „Kommen Sie herauf!“ setzte Melnikow hinzu.
       Ehe Wtorow der Weisung folgte, fotografierte er den Würfel mehrere Male. Er wußte, daß man ihn oben ungeduldig erwar- tete, konnte es sich aber nicht versagen, noch zu einem weiteren riesigen Stein zu gehen, der vierzig, fünfzig Meter entfernt lag und etwa sechs Meter Durchmesser hatte.
       Als er ihn aus der Nähe betrachtete, blieb er starr vor Staunen stehen.
       Gut erhalten erhob sich vor ihm ein granitenes Ikosaeder * . Ein steinerner Brillant, an dem die Spuren emsiger Bearbeitung deutlich zu erkennen waren. Wtorow nahm mühelos das ele- gante Zusammenfließen der einzelnen Flächen wahr, das auch die Juweliere auf der Erde den Edelsteinen so häufig verleihen.
       Eine Titanenarbeit! Eine Arbeit von Riesen!
       Welche Widerstandskraft mußten diese granitenen Körper besitzen, wenn selbst eine kosmische Katastrophe sie nicht zu vernichten vermocht hatte?
       Ach – dort hinten stand gar ein Oktaeder! Und ein Stück weiter – ein Dodekaeder ** !
       Es kostete Wtorow Mühe, sich von dem zauberhaften Anblick loszureißen. Die Genossen warteten auf ihn. Diese Arbeit un- bekannter Erbauer mußten die Wissenschaftler untersuchen.
       Den Blick zurückgewandt, ging er zum Fuß der Steilwand. Dreihundert, vierhundert Schritte – die steinernen Brillanten schwanden allmählich, verschmolzen mit der Masse der übrigen Steine, verwandelten sich wieder in etwas Ruinenähnliches, schienen nie dagewesen zu sein.

    *
    Ikosaeder – von 20 kongruenten gleichseitigen Dreiecken begrenzter regelmäßiger Körper mit 30 Kanten und 12 Ecken.
    **
    Oktaeder, Dodekaeder – von 8 bzw. 12 kongruenten gleichseitigen Dreiecken begrenzter Körper.
       Als Wtorow wieder vor der Wand stand, schätzte er die Höhe des Simses, schaltete die Sohlenmagneten aus, nahm einen Anlauf und sprang.
       Die Erfahrung der letzten Stunden erwies sich als vorteilhaft - Wtorow hatte gut geschätzt. Seine Füße setzten genau auf dem Rand des Simses auf. Er ergriff das Seil, beugte sich energisch vor und ließ sich ein wenig fallen.
       Korzewski, der das Seil anscheinend die ganze Zeit gehalten hatte, spürte den Ruck.
       „Sollen wir hieven?“ fragte er.
       „Ja“, antwortete Wtorow.
       Er schlang sich das Seil nicht um den Leib. Die Kraft einer Hand genügte völlig zum Festhalten. Minuten später stand er schon neben seinen Kameraden.
       „Ich habe eine tolle Entdeckung gemacht!“ platzte er heraus.
       „An Bord kommen!“ ordnete Melnikow kurz an.
       Der Rückmarsch dauerte eine Stunde. Sie hatten sich den Weg gut gemerkt und schritten sicher von Fels zu Fels. Toporkow hatte vor dem Mikrofon der Bordsprechanlage ein Metronom aufgestellt, und sein immer lauter und deutlicher werdendes Ticken zeigte ihnen an, welche Richtung sie einschlagen mußten.
       Im Raumschiff wurden sie mit Ungeduld erwartet. Alle Ar- beiten waren liegengeblieben. Wtorows außerordentlich bedeut- same Mitteilung hatte die Gelehrten in helle Aufregung versetzt, und sie konnten an nichts anderes mehr denken.
       Endlich waren Spuren vernunftgelenkten Schaffens gefunden worden! Auf dem Mond und auf dem Mars hatten sie vergebens danach gesucht. Erst auf dem winzigen Asteroiden war das Glück ihnen hold! Das konnte einen Wissenschaftler schon in Erregung versetzen!
       Die

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