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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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seilen Wtorow immer noch ab.“
       Deshalb also redeten Melnikow und Korzewski nicht mit- einander. Sie waren fest davon überzeugt, daß er das Sims noch nicht erreicht hätte.
       Wtorow betrachtete die Schnur. Sie glitt immer noch von oben herab und kringelte sich zu seinen Füßen. Korzewski hatte nicht bemerkt, daß sie keine Last mehr trug.
       „Das dürfte wohl nicht ganz stimmen!“ sagte Wtorow, und mit dem lauten Worte streifte er sogleich die unbegreifliche Erstarrung von sich ab.
       „Was sagten Sie, Gennadi Andrejewitsch?“ fragte Melnikow, der offenbar nicht verstanden hatte.
       „Ich sagte, Sie fieren das Seil ohne Last. Merkt Stanislaw Kasimirowitsch denn nicht, daß ich schon auf dem Sims stehe?“
       „Ist es von dort noch weit bis zum Grund?“
       „An die hundertachtzig Meter. Ich springe!“
       Das Gefühl beklemmender Einsamkeit war von ihm abgefal- len. Die Landschaft der Arsena wirkte nicht mehr feindselig. Die Stimmen der Kameraden hatten ihm Ruhe und Entschlos- senheit wiedergegeben.
       Das Sims war nicht so schmal, wie es von oben ausgesehen hatte. Es maß etwa zwei Meter. Wtorow trat vor und tat, ohne sich zu besinnen, einen Schritt ins Leere.
       Er fiel länger als anderthalb Minuten. Immer schneller glitt die Wand des Abgrunds, die jetzt nicht mehr glatt, sondern mit Spalten durchzogen war, an ihm vorüber. Manchmal mußte er sich mit dem Bein von Felsgraten abstoßen, die ihm den Weg versperrten.
       Er konnte den Talgrund deutlich erkennen. Sonderbar glatt wirkte er, wie mit Asphalt ausgegossen, und erinnerte an einen riesigen Stadtplatz. Allerdings umgaben ihn keine Häuser, son- dern steile Felsen. In seiner Mitte türmten sich Steine, die immer stärker den Ruinen eines gigantischen Gebäudes glichen.
       Sobald Wtorow den Boden berührte, schaltete er die Magne- ten ein und fand schnell sein Gleichgewicht wieder. Er meldete den Genossen, daß er gut gelandet sei, und wandte sich der Mitte des merkwürdigen Platzes zu, die etwa sechshundert Meter von ihm entfernt war.
       Seit die Männer das Raumschiff verlassen hatten, waren etwa sieben Stunden vergangen, aber Wtorow verspürte keine Müdig- keit. Er hatte in dieser Zeit fast nichts gegessen und war doch nicht hungrig. Der Energieverbrauch auf der Arsena war ver- schwindend gering. Die Luft würde noch vier Stunden reichen. Allerdings mußte er bis dahin den Abgrund wieder verlassen haben und an Bord zurückgekehrt sein. Sonderliche Eile war jedoch nicht geboten. Wtorow beschloß, den eigenartigen Tal- kessel gründlich zu untersuchen.
       Durch die elektromagnetischen Haftsohlen fiel ihm das Gehen nicht schwerer als auf der Erde. Des öfteren stieß er auf lange gewundene Spalte. Er sprang behende über sie hinweg und schaltete dabei nicht einmal den Strom aus. Aber sonst war die Oberfläche des Talgrundes erstaunlich eben. Wenn es kein Asphalt war, was sie bedeckte, so glich es diesem doch außer- ordentlich.
       Der Talkessel unterschied sich von allem, was sie auf der Arsena bisher gesehen hatten, und Wtorows Verwunderung wuchs immer mehr. Unwillkürlich drängte sich ihm der Gedanke auf, daß dies keine Laune der Natur, sondern ein künstlicher Platz mit den Trümmern eines Bauwerkes sei, das beim Unter- gang des Planeten zerstört worden war.
       Er ging schneller.
       Die Ruinen, die von weitem klein ausgesehen hatten, wurden zusehends größer. Riesige Gesteinsbrocken lagen dort aufge- türmt.
       Wtorow fiel auf, daß die Steine in geraden Linien und rech- ten Winkeln lagen. Die Fläche, die sie bedeckten, schien ein Quadrat von mindestens hundert Meter Seitenlänge zu sein.
       Zutiefst erregt hielt er ein. Stand er tatsächlich vor den ein- gestürzten Bauten der unbekannten Bewohner jenes untergegan- genen Planeten, dessen Splitter die Arsena war?
       In der Anordnung der steinernen Vorsprünge nahm er bereits deutlich eine gewisse Ordnung wahr, deren Sinn ihm vorerst allerdings noch verschlossen blieb. Auch war der eine Eckstein des Quadrats, der nun dicht vor ihm lag, bedeutend höher als die anderen. Das konnte kein Zufall sein.
       „Endlich!“ flüsterte er.
       Aber so leise er dieses Wort auch ausgesprochen hatte, es war gehört worden.
       „Wiederholen Sie!“ sagte Melnikow. „Ich verstehe Sie nicht! Was ist geschehen?“
       Wtorow schöpfte Atem und antwortete so ruhig wie möglich: „Nichts. Mit mir ist alles in

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