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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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heraufziehende Nacht zwang alle, an Bord zu bleiben. Es wurde beschlossen, in fünf Stunden wieder zu dem geheimnis- vollen Talkessel aufzubrechen. Bis dahin wurde ausgeruht.
       Die Besatzung hatte lange kein Auge zugetan, und Müdigkeit machte sich bemerkbar. Nachdem sie Wtorows ausführlichen Bericht gehört hatten, gingen alle in ihre Kajüten.
       Melnikow übernahm die Wache. Belopolski sollte mit zu den Ruinen aufbrechen, während er an Bord bleiben würde. Das Schiff keinen Augenblick ohne Kommandanten zu lassen war auf Weltraumfahrten Gesetz.
       Zwei Stunden später versank die Sonne hinter einem hohen Felsen, und im selben Augenblick trat völlige Finsternis ein. Die Arsena entzog sich den Blicken, und das Schiff schien wieder im Raum zu fliegen. Daß es noch auf dem Asteroiden ankerte, konnte man nur ahnen, wenn man aus dem Fenster sah und unten keine Sterne erblickte.
       Die Arsena stellte einen Splitter von sehr unregelmäßiger Form da. Tag und Nacht waren nicht an all ihren Punkten gleich lang. Am Landeplatz von „SSSR-KS 3“ dauerte der Tag sechs, die Nacht aber nur zwei Stunden. Der Asteroid zog seine Bahn um die Sonne mit dem Pol voran und drehte sich, wie Paitschadse es nannte, im Liegen. Wenn er die Sonne passierte, versank die Kehrseite, auf der das Raumschiff ankerte, in end- lose lange Nacht. Aber das würde erst in drei Monaten sein, und so lange wollte die Expedition nicht auf der Arsena ver- weilen.
       Mit Sonnenaufgang wurde es an Bord lebendig. Acht Mann der Besatzung rüsteten sich, um unter Führung Wtorows und Korzewskis die Trümmerstätte zu besichtigen. Außer Melnikow blieben Toporkow sowie Saizew und Knjasew, die an den Triebwerken beschäftigt waren, an Bord zurück. Die Gruppe nahm lange Seile, Spitzhacken und Spaten, doppelten Sauerstoff- vorrat, Sprengpatronen und eine neuartige Radioapparatur zur Bodenforschung mit.
       Nach einem ausgiebigen Frühstück verließ die Expedition das Schiff und verschwand, nachdem sie die erste Schlucht überwun- den hatte, inmitten der Felsen. Die vier Zurückbleibenden blick- ten den Genossen nach, wünschten ihnen durch den Sprechfunk viel Glück und wandten sich wieder ihrer Tätigkeit zu. Melni- kow trat ans Steuerpult, Toporkow übernahm die Funkwache, und die beiden Mechaniker begaben sich ins Achterschiff, um die Arbeiten fortzusetzen, bei denen sie durch Wtorows Bericht gestört worden waren.

    Tod und Leben

       Etwa eine Stunde verwandte Melnikow darauf, sein Tagebuch weiterzuführen. Seit dem Flug zum Mars hatte er die Gewohn- heit beibehalten, ihm täglich seine Gedanken und Beobachtun- gen anzuvertrauen. Während der zwölf Flugtage hatte er von dieser Regel abweichen müssen. Ihm fehlte die Zeit. Nun be- schloß er, das Versäumte nachzuholen, obwohl er müde war und sich am liebsten schlafen gelegt hätte. Er wußte genau, daß er nicht würde einschlafen können, solange die Genossen nicht wieder an Bord waren.
       Das Tagebuch versetzte ihn zurück auf die Erde. Die letzten Seiten waren mit Olgas Namen übersät, und mit quälender Deutlichkeit erstand vor seinem geistigen Auge die Gestalt sei- ner Frau. Drei lange Monate trennten ihn noch vom Wieder- sehen ...
       Er bezwang die Sehnsucht, die ihn überwältigen wollte, und schrieb über den Flug zu dem Asteroiden. Doch kaum war er bis zur Schilderung von Wtorows Entdeckung im Talkessel ge- langt, da unterbrach das Klingelzeichen des Sprechfunks seine Arbeit. Toporkow verlangte ihn.
       „Sehen Sie nur, was dort unten geschieht“, sagte er.
       Melnikow spähte zum Bildschirm.
       Zuerst bemerkte er keine Veränderungen. Die Landschaft der Arsena sah aus wie immer. Aber dann fielen ihm sonderbare kleine Feuer auf, die auf dem Landeplatz, auf den steilen Fel- sen, an den Berghängen, ja überall emporzüngelten. Es sah aus, als schlügen unsichtbare Steinmetzen mit unsichtbaren Hämmern Funken aus dem Gestein.
       Sekundenlang starrte Melnikow verständnislos dieses Bild an. Dann durchfuhr ihn ein schrecklicher Gedanke: Meteoriten! ... Die Arsena ist einem Meteoritenzug begegnet ... Und die Ge- nossen sind ihm unter freiem Himmel schutzlos preisgegeben ...
       Werden sie einen rettenden Unterschlupf finden?
       In unmittelbarer Nähe des Schiffes schlug ein mächtiger Stein mit fürchterlicher Gewalt auf den Fels. Eine grelle Stichflamme schoß empor. Im selben Augenblick hörte Melnikow deutlich, wie nacheinander zwei Steine

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