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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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lächelte, als er sich vorstellte, mit welcher Miene der stets zu Scherzen aufgelegte Arsen Georgijewitsch ihn anhören mochte. „Wird die Nacht lange dauern?“
       „Die alten Hasen sagen, zwei Stunden. Wir liegen fast genau auf dem Pol. Die Arsena dreht sich liegend. Der Tag dauert sechs Stunden, die Nacht zwei. Ist Ihnen nicht kalt?“
       „Nein. Die Anzugheizung arbeitet gut. Mir ist sogar heiß.“
       „Also dann schlafen Sie gut. Raubtiere gibt es hier nicht.“
       „Essen wir etwas!“ schlug Wtorow vor.
       Die drei Männer drückten auf einen Knopf ihrer Schalttafeln. Im selben Augenblick schob sich ein biegsames Röhrchen, das aus einem Thermos mit heißer Schokolade kam, zwischen ihre Lippen.
       Nachdem sie ihren Hunger gestillt hatten, richteten sie sich darauf ein, geduldig den Morgen abzuwarten.
       Im Lautsprecher meldete sich Belopolski. Melnikow berichtete ihm ausführlich, was sie gesehen hatten. Als er das Eisen er- wähnte, das Wtorow gefunden hatte, rief Konstantin Jewgenje- witsch aufgeregt:
       „Sauerstoff! Wenn das stimmt, entfallen die letzten Zweifel. Das Eisen hat sich an der Luft mit Sauerstoff gesättigt. Auf einem so kleinen Asteroiden kann es aber keine Luft geben. Also ist die Arsena ein Planetentrümmer.“
       „Das denke ich auch.“
       Die Nacht kam ihnen lang vor. Niemand setzte sich. Da sie fast gewichtslos waren, hatten sie gar nicht das Bedürfnis, sich zu setzen.
       Schweigend standen die drei Männer auf der Spitze eines Felsens. Im Licht der Sterne zeichneten sich verschwommen ihre Schatten ab. Tiefe Stille umgab sie.
       Melnikow merkte, daß Korzewski, der neben ihm stand, ihn berührte. Im kristallenen Dunkel sah er, wie der Biologe die Hand ausgestreckt hielt. Sich umdrehend, gewahrte er auf dem schwarzsamtenen Himmel, der mit unzähligen Sternen bestickt war, einen hellblauen Punkt. Daneben ein anderer, gelber Punkt.
       Die Erde!
       Über Dutzende Millionen Kilometer hinweg sandte der hei- matliche Planet den Männern, die inmitten einer Wüstenei ein- sam und im Finstern auf einem Felsen standen, einen stillen Gruß.
       Und plötzlich hörte Melnikow in seinem metallenen Helm Verse sprechen. Es geschah so überraschend, daß er im ersten Augenblick seinen eigenen Ohren nicht traute.

    „Nie vergess' ich – ob's ihn gab oder nicht – diesen Abend: Verbrannt von der scheidenden
    Sonne Glut und zerteilt war das Brachfeld des Himmels, und es standen vorm gelblichen Brande – Laternen.“

       Wtorow rezitierte. Wahrscheinlich dachte er gar nicht daran, daß andere ihn hören könnten, und sprach nur für sich. Es wirkte wie eine Fieberphantasie.

    „Ich saß am Fenster im überfüllten Saale. Irgendwo sangen Geigenbogen von Liebe ...“

       Man konnte sich kaum Worte vorstellen, die weniger zu ihrer Lage gepaßt hätten. Die Verse Alexander Blocks klangen hier linkisch und töricht.

    „Du rissest dich los von mir, aufgeschreckt wie ein Vogel, du eiltest davon, warst so leicht wie mein Traum ... Und es seufzte Parfüm, und es zuckten die Lider, und erregend flüsterten Seiden.“
       Plötzlich lachte Korzewski gereizt auf und verstummte im selben Augenblick wieder. Sein Gelächter klang noch merkwür- diger als Wtorows Rezitation. Ohne hinzusehen, spürte Melni- kow, wie der junge Ingenieur zusammenzuckte.

    „Doch aus der Tiefe der Spiegel warfst du mir Blicke zu, und die Blicke riefen: So fang mich!“

    „Fahren Sie fort!“ bat Melnikow leise.
       Grenzenlose Einöde breitete sich ringsum. Als hellblauer Punkt, der nicht einmal einen Durchmesser hatte, schimmerte die unendliche ferne Erde. Fremd und unbegreiflich wie eine märchenhafte Erscheinung war das Leben vorübergehuscht.
       Wie jung er noch ist! dachte Melnikow.
       „Ist Ihnen nichts anderes eingefallen?“ fragte Toporkow. „Wenn es Sie nach Kunst verlangt, kann ich für Sie das Ton- band laufen lassen.“
       Und plötzlich erklangen inmitten der schweigenden Nacht des Asteroiden die sanften, bezaubernden Klänge der Ouver- türe zu „Schwanensee“.
       „Wo zaubern Sie das her?“ stieß Melnikow nach Minuten er- schütterten Schweigens hervor. „Da haben Sie sich ja die rich- tige Zeit und den richtigen Ort für ein Konzert ausgesucht!“
       „Ist es etwa verwerflich?“ warf Paitschadse ein.
       Die drei Männer auf dem Felsen hörten, wie in der Funk- station an Bord gelacht wurde. Anscheinend

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