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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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er es nicht glauben wollen! dachte Melnikow.
       Die Landung dauerte bei weitem nicht so lange wie der Start. Nach achtzehn Minuten tauchte das Schiff bereits in die Wolken, und nachdem es sie hinter sich gelassen hatte, geriet es – wie vor zwölf Tagen – mitten hinein in ein Gewitter. Die Venus schien ihre Gäste nicht anders empfangen zu können.
       „Zum dritten Male nähern wir beide uns nun der Venus“, sagte Melnikow. „Wenn ich bedenke, daß wir in wenigen Minu- ten den orangeroten Wald wieder vor uns haben... Wenn es doch wenigstens etwas Grün dort gäbe!“
       „Bei Ihnen zeigt sich das Resultat der geistigen Verbindung mit der Erde“, entgegnete Belopolski leicht spöttisch.
       „Nicht einen einzigen Augenblick habe ich diese Verbindung jemals verloren“, stieß Melnikow beleidigt hervor.
       „Das glaube ich Ihnen gern. Aber bisher unterdrückte das Interesse an der Arbeit alles andere. Was für ein Unterschied ist das schon – Grün oder Orange!“
       Er ist trotz allem ein sonderbarer Mensch, dachte Melnikow. Man durchschaut ihn nicht ganz.
       Das Festland lag zu dieser Zeit beinahe auf der Grenze zwi- schen der Tag- und Nachthälfte des Planeten. Wenn sie nach Westen flogen, konnten sie es nicht verfehlen. Und wirklich war nach zwanzig Minuten Flug auf dem Bildschirm orangeroter Wald zu sehen, Melnikow, der das Schiff gerade steuerte, drehte nach Norden ab, um die Flußmündung zu suchen.
       Minuten vergingen, aber der Fluß kam noch immer nicht in Sicht. Da bemerkten die Männer, daß sich der Wald lichtete. Ebenen dehnten sich, die von Bord des U-Bootes aus nicht zu sehen gewesen waren.
       „Wir sind entweder bedeutend weiter südlich oder nördlich des Flusses“, erklärte Melnikow. „Die Gegend kenne ich nicht.“
       „Eher wohl nördlich“, antwortete Belopolski. „Wenden wir.“
       Melnikow zog die Ruder. Das Schiff beschrieb einen weiten Halbkreis und ging auf Gegenkurs.
       Eine halbe Stunde etwa flogen sie an der Küste entlang, ohne auf ein einziges Gewitter zu stoßen. Zwar waren überall fin- stere Wolkengebirge zu sehen, aber diese schienen ebenfalls nach Süden abzuziehen.
       Aus sechshundert Meter Höhe eröffnete sich ein weiter Rund- blick, und Belopolski und Melnikow entdeckten zu gleicher Zeit den gesuchten Fluß. Er bog unweit der See scharf nach Nord- westen ab und verschwand hinter einem Waldmassiv. Der Hori- zont war von dieser Seite mit Gewitterwolken verhangen.
       „Immer und überall diese Gewitter“, murrte Melnikow ver- drießlich.
       Das Landschaftsbild der Venus, ihm längst vertraut, regte ihn diesmal auf. Ähnlich empfanden auch die anderen Genossen. Alle maßen den bleigrauen Himmel und den'' orangeroten Küstenstreifen mit trübseligen Blicken. Sie sehnten sich nach etwas, was wenigstens entfernt an die Heimat erinnerte. Aber außer den Wassern des Ozeans war alles von fremder Art.
       „Warten wir ab“, murmelte Konstantin Jewgenjewitsch ruhig. „Wir haben ja keine Eile.“
       Mit geringster Geschwindigkeit kreiste das Raumschiff in Küstennähe und wartete, daß die Gewitter abzögen. Bald wurde der Weg frei.
       Noch zwanzig Minuten Flug, dann mußten sich in der Ferne die Stromschnellen abzeichnen, die aus der Höhe wie ein dünner weißer Strich aussahen.
       „Sehen Sie dort – ein See!“ rief Belopolski plötzlich.
       Melnikow warf einen Blick auf den Bildschirm. Tatsächlich war ganz in der Nähe der Stromschnellen inmitten der Bäume ein Waldsee zu erkennen, der, soweit man es aus dieser Ent- fernung schätzen konnte, einen Durchmesser von zwei Kilo- metern hatte. Als sie näher kamen, zeigte sich, daß das nörd- liche Ufer des Sees flach war, das südliche aber steil aus dem Wasser emporstieg. Der Wald reichte beinahe bis ans Wasser heran.
       Das Raumschiff glitt hinab zu den Baumkronen. Die Trieb- werke arbeiteten mit der für diese geringe Höhe minimalsten Geschwindigkeit, sie betrug aber immer noch über fünfzig Meter pro Sekunde.
       Als die „SSSR-KS 3“ den See erreicht hatte, folgte Melnikow der Uferlinie.
       „Ich sehe Balken am Nordufer“, teilte Paitschadse durch den Lautsprecher mit.
       Er stand zusammen mit den anderen im Observatorium und konnte die Landschaft nicht nur durch den Bildschirm, sondern auch durchs Fenster beobachten.
       In diesem Augenblick entdeckte auch Melnikow einen hohen Holzstapel – nicht nur einen,

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