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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Himmel wurde beinahe schwarz, und auf seinem Grund funkelten die Sterne.
       Nachdem auch das dritte und danach das vierte Triebwerk eingeschaltet waren, fuhr Melnikow die Tragflächen ein. Sie waren überflüssig geworden; das Düsenflugzeug hatte sich wie- der in eine Rakete verwandelt.
       Die ionisierte Schicht, die den Funkwellen den Weg verlegte, begann zweihundert Kilometer über der Oberfläche des Pla- neten und endete in zweihundertsechzig Kilometer Höhe.
       Kaum zeigten die Geräte an, daß das Ziel erreicht war, da schaltete Toporkow schon den Sender ein. Die Richtantenne war bereits ausgefahren und auf die Erde eingestellt. Nach der Sonne und den Sternen hatte Paitschadse die genaue Richtung leicht ermitteln können.
       Die Schiffsbesatzung war überzeugt, daß die Funkstation des Kosmischen Instituts täglich erwartungsvoll auf ihre Wellen- länge eingestellt war. Es konnte gar nicht anders sein.
       Genau zwölf Uhr fünfundfünfzig Moskauer Zeit trat ein Funkspruch, der knapp, aber aufschlußreich über die Ereignisse auf der Venus berichtete, seinen langen Weg an.
       „Wann könnte Antwort hier sein?“ fragte Melnikow.
       „Als wir auf der Venus landeten“, antwortete Belopolski ausführlich wie immer, „betrug die Entfernung zwischen den beiden Planeten neunzig Millionen Kilometer. Seitdem sind zweihundertachtzig Stunden vergangen. Die Venus holt die Erde ein, und die Entfernung verringert sich. Zur Zeit sind es ein- undachtzig Millionen Kilometer. Die Funkwellen brauchen viereinhalb Minuten, um diese Entfernung einmal zurückzu- legen.“
       „Also wird die Antwort in neun Minuten hier eintreffen?“
       „Rechne noch eine Minute fürs Lesen des Funkspruchs und eine weitere Minute fürs Zusammenstellen der Antwort hinzu.
       In elf Minuten werden wir die Antwort erhalten. Wenn unser Funkspruch sein Ziel erreicht“, schloß Belopolski.
       „Warum sollte er nicht ankommen? Die ionisierte Schicht liegt doch unter uns!“
       „Wir kennen die Atmosphäre der Venus nur ungefähr. Viel- leicht besitzt sie eine zweite ionisierte Schicht, die gar noch mäch- tiger als die erste ist?“
       Außer den Kommandanten hatte sich die ganze Besatzung in der Funkkabine eingefunden. Neun Männer verfolgten den Lauf des Sekundenzeigers auf der Uhr.
       Neun, zehn, elf Minuten vergingen. Keine Antwort kam.
       Zwölf...
       Niemand sprach. Alle hielten den Atem an. Der Mißerfolg schien eindeutig, der Funkspruch hatte offenbar die Erde nicht erreicht. Das Schiff hätte noch höher steigen und in den inter- planetaren Raum hinausfliegen müssen.
       Alle wehrten sich gegen den Gedanken, die Funkstation auf der Erde sei vielleicht nicht besetzt. Das war unmöglich, un- denkbar __
       Den zutiefst aufgewühlten Menschen kamen die Sekunden wie Minuten vor.
       Als es schließlich für alle schon feststand, daß der Versuch gescheitert wäre, antwortete jemand deutlich aus dem Laut- sprecher:
       „Haben euren Funkspruch erhalten. Danken euch, daß ihr das Risiko eingegangen seid, um uns zu beruhigen. Raten, unver- züglich auf die Venus zurückzukehren. Wünschen vollen Erfolg in der Arbeit und ihren glücklichen Abschluß. Die Familien der Besatzungsmitglieder sind gesund, und bei ihnen ist alles in Ordnung. Bestätigt den Empfang unseres Funkspruchs und lan- det sofort wieder. Sehr herzlichen Gruß! Sergej Kamow.“
       Als flammten die elektrischen. Lampen heller auf und als würde selbst die Luft klarer – so war den Männern plötzlich zumute. Eine drückende Last war von ihren Herzen genommen.
       „Funkspruch empfangen. Verstanden. Nächste Verbindung
    27. August. Schalte Sender ab“, sagte Toporkow.
       Kaum waren die Worte verhallt, als das Raumschiff die Flug- höhe verringerte und dorthin zurückflog, wo sich in weiter Ferne wie eine schneeweiße Masse der endlose Wolkenozean breitete.
       Zufällig streifte Melnikows Blick den Kommandanten, und
    der junge Wissenschaftler staunte über das ungewöhnliche Bild, das sich ihm bot: Konstantin Jewgenjewitsch lächelte. Das war nicht nur der Anflug eines Lächelns, wie er es schon mehrmals auf dem strengen Antlitz Belopolskis wahrgenommen hatte, son- dern es war das breite, freundliche Lächeln eines Menschen, dem ein Stein vom Herzen gefallen ist. Noch eine Sekunde – so schien es –, und Belopolski würde aus vollem Halse lachen.
       Wenn ich das Arsen erzähle, wird

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