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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Grasteppich lag eine feste Sandschicht. Ob dies gewöhnlicher Sand war, blieb vorerst un- gewiß, aber eins stand fest – die Expeditionsmitglieder konnten den Geländewagen benutzen. Und das war im Augenblick die Hauptsache.
       Ganz in der Nähe hielten sich die unbekannten Bewohner der Venus auf, die allem Anschein nach sehr kräftig und an die Fin- sternis der Nacht gewöhnt waren.
       Wie würden sie sich den Eindringlingen gegenüber verhalten?
       Wenn sie, wie Melnikow annahm, Wilde waren, mußte mit feindseligen Handlungen von ihrer Seite gerechnet werden. Die Astronauten beabsichtigten aber nicht, von der Waffe Gebrauch zu machen. Sollten sie überfallen werden, würden ihnen die Geländewagen sicheren Schutz bieten.
       Um die für die Nacht vorgesehene Arbeit zu leisten, standen den Männern öftere Ausflüge von Bord bevor. Außerdem waren sie fest entschlossen, die Herren dieses Planeten näher kennen- zulernen. Das ließ sich nur nachts einrichten. Eine Exkursion zu den Stromschnellen und vielleicht auch noch zum See barg aber bei völliger Finsternis große Gefahren in sich. Sumpfiges Ge- lände, das bei den häufigen Regenfällen etwas ganz Natürliches gewesen wäre, hätte die Lösung dieser Aufgabe noch erschwert.
       Doch der Uferstreifen glich nicht im geringsten einem Sumpf. Er war fest und offenbar trocken.
       „Ich halte das für ganz gewöhnlichen Sand“, erklärte Ko- rzewski. „Und er liegt in einer sehr dicken Schicht. Andernfalls würde er nicht das ganze Regenwasser aufsaugen können.“
       „Diese Eigenschaft besitzt nicht nur Sand“, antwortete Mel- nikow. „Das Ufer fällt vom Wald nach dem Wasser zu ab. Das meiste Regenwasser kann also in den Fluß abfließen, und nur den Rest nimmt der Boden auf.“
       „Das könnte auch sein“, pflichtete ihm der Biologe bei.
       An Bord zurückgekehrt, meldeten sie Belopolski das Ergeb- nis ihrer Erkundung. Dieser ließ sofort einen Geländewagen fahrfertig machen. Eine halbe Stunde später stand das eine Kettenfahrzeug schon vor der unteren Luftschleuse.
       Das Raumschiff hatte Geländewagen verschiedener Größe an Bord. Es wurde beschlossen, zur ersten Ausfahrt den leichtesten und schnellsten zu nehmen.
       Belopolski wollte sich die Stromschnellen und die Holzstapel am Ufer persönlich ansehen, aber weil er nicht zur gleichen Zeit wie Melnikow das Schiff verlassen durfte, sollte ihn Professor Balandin begleiten. Weder er noch Konstantin Jewgenjewitsch verstanden, mit der Filmkamera umzugehen. Deswegen gab Wtorow ihnen Fotoapparate mit.
       „Machen Sie soviel Aufnahmen wie möglich!“ bat er. „Jedes Foto ist von unschätzbarem Wert!“
       „Ja, ja, das wissen wir.“ Balandin lächelte. „Ich verspreche Ihnen, daß ich den ganzen Film verknipse.“
       „Vielleicht wäre in dem Wagen noch ein Plätzchen frei?“
       Wtorow sah den Kommandanten bittend an.
       „Sie werden noch zur rechten Zeit hinauskommen“, entgegnete Belopolski barsch. „Diese Fahrt wird nicht die letzte sein.“
       Wie immer verzögerten Gewitter die Abfahrt. Die Kosmo- nauten hatten sich schon an die häufigen Regengüsse gewöhnt, wenngleich ihre Geduld diesmal hart auf die Probe gestellt wurde. Drei Stunden lang löste ein Gewitter das andere ab und raubte ihnen kostbare Zeit. j
       Aber die erzwungene Verzögerung brachte auch einen ge- wissen Nutzen. Sie überzeugten sich davon, daß der absichtlich im Freien abgestellte Geländewagen dem Druck der Wasser- massen standhielt und die Männer sich in ihm gegen die Ge- witter schützen konnten. Während sie in den kurzen Pausen zwischen den Gewittern vom Observatorium aus das Gelände beobachteten, stellten sie auch fest, daß Melnikows Vermutung zutraf. Das Wasser floß entsprechend dem natürlichen Gefälle zum Fluß ab; es bestand keine Gefahr, daß der Boden ringsum sich in einen Sumpf verwandeln würde.
       Sobald Toporkows Barometer anzeigte, daß die Luft keine Elektrizität mehr enthielt, verließen Belopolski und Balandin ohne Zögern das Schiff und setzten sich in den Geländewagen. Er war so niedrig, daß sie die individuelle Sprechfunkanlage mit akustischen Verstärkern vertauschen mußten. Die Antennen ihrer Gasschutzanzüge paßten nicht in den Wagen hinein.
       Bis zu den Stromschnellen fuhren sie ganz langsam. Melnikow und Korzewski hatten nur die nächste Umgebung erkundet, und Konstantin Jewgenjewitsch war deswegen sehr

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