Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
Vom Netzwerk:
Raumschiff zum Stillstand. Mäch- tige Motoren fuhren die Stützarme schnell wieder ein. Die Trag- flächen verschwanden in den entsprechenden Aussparungen, und das Schiff legte sich mit seinem ganzen Leib auf den Boden.
       „Bravo!“ rief Paitschadse durch den Sprechfunk. „Boris, du bist ein Prachtkerl!“
       „Scheint alles glatt gegangen zu sein“, sagte Melnikow zu- rückhaltend. „Sergej Alexandrowitschs Konstruktion hat die letzte und schwerste Prüfung bestanden.“
       Die „SSSR-KS 3“ war genau in der Mitte zwischen Wald und Fluß gelandet. In etwa anderthalb Kilometer Entfernung strom- aufwärts lagen die Stromschnellen.
       „Konstantin Jewgenjewitsch, wissen Sie noch: Als wir mit der ,SSSR-KS 2' flogen, glaubten wir, auf dem Festland der Venus gäbe es keine Stelle, die sich für eine Raumschifflandung eignet. Doch es gibt solche Stellen in Hülle und Fülle.“
       „Ja, da haben wir uns geirrt“, bestätigte Belopolski. „Aber das ist kein Wunder. Um einen Planeten kennenzulernen, ge- nügt es nicht, ihn kurze Zeit zu überfliegen. Wir sind jetzt schon zwölf Tage hier und wissen trotzdem noch nicht viel. Die Venus bereitet uns eine Überraschung nach der anderen. Und die größte Überraschung steht uns noch bevor... Auf dem See.“
       Das letzte Wort hatte er fast geflüstert, und Melnikow sah in seinem Gesicht abermals Erregung aufflackern.
       „Warum haben Sie uns nicht auf dem See landen lassen?“
       Belopolski ließ sich Zeit mit der Antwort. Er schien un- schlüssig.
       „Wissen Sie, mir ist da so ein Gedanke gekommen“, sagte er zögernd und beinahe zaghaft. „Ein sehr merkwürdiger Ge- danke ... Dieser See...“
       „Was ist mit ihm?“
       „... ist gar kein See. Genauer gesagt – er ist nicht das, was wir gewöhnlich darunter verstehen.“

       Ohne seine Worte näher zu erklären, verließ der Komman- dant die Kajüte.
       „Was wollte er damit sagen?“ fragte Balandin.
       „Ich weiß es wahrhaftig nicht“, gestand Melnikow verstört. „Ich habe keine Ahnung.“
       „,... ist gar kein See'“, wiederholte der Professor. „Sonder- bar! Meiner Meinung nach ist das ein ganz gewöhnlicher Wald- see, wenn man von dem Wehr und den Stapeln am Ufer ab- sieht. Aber der See selbst...“
       Sie unterhielten sich über Sprechfunk. Melnikow sah seinen Gesprächspartner nicht, malte sich aber aus, wie Balandin ver- ständnislos die Schultern hob.
       „Konstantin Jewgenjewitsch hat sicherlich etwas entdeckt, was... wir müssen uns bei ihm eingehend erkundigen.“
       „Das führt zu nichts!“ sagte Melnikow überzeugt. „Er wird es nicht verraten.“
       Der Professor versuchte trotzdem zu erfahren, was der Expe- ditionsleiter hatte andeuten wollen. Wie nicht anders zu er- warten, erreichte er nichts.
       „Es wird sich bald zeigen“, antwortete Belopolski. „Man darf nicht voreilig Schlüsse ziehen.“
       „Ich bin sicher, daß er etwas weiß“, sagte Balandin, als er von seinem ergebnislosen Erkundungsvorstoß zurückkehrte. „Aber schlagt mich tot – ich kann mir nicht vorstellen, was es sein könnte.“
       „Wir werden es schon noch erfahren“, tröstete ihn Melnikow.
       Es war vier Uhr Moskauer Zeit. Auf der Venus näherte sich die lange Nacht, die elf Erdentage und elf Erdennächte währen würde.

    In den Klauen des Gewitters

       Bis zum Sonnenuntergang blieben noch zehn Stunden Zeit, und auch danach würde es nicht sofort ganz finster werden. Die Venus dreht sich so langsam um ihre eigene Achse, daß sich die Abenddämmerung sehr in die Länge zieht. Nacht konnte es im Grunde erst in fünfzig Stunden werden. Diese Zeit galt es zu nützen.
       Kaum war die „SSSR-KS 3“ an ihrem neuen Standplatz an gelangt, da gingen Melnikow und Korzewski von Bord, um das Ufer zu untersuchen und festzustellen, ob der Geländewagen eingesetzt werden könnte. Würde eine Exkursionsgruppe die anderthalb Kilometer bis zu den Stromschnellen zu Fuß zurück- legen, setzte sie sich der Gefahr aus, von einem Gewitter über- rascht zu werden. Melnikows Vermutung, man könne sich unter den Gewölben des Waldes vor den Regengüssen schützen, be- durfte erst einer Prüfung.
       Die beiden Sternfahrer überzeugten sich mühelos davon, daß der Boden am Ufer fest genug war. Es bestand keine Gefahr, daß der Geländewagen mit seinen Raupenketten versinken würde. Unter dem orangebraunen

Weitere Kostenlose Bücher