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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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gefährlich, von der Luftschleuse in das Boot hinüberzusteigen. Außerdem nahm der Dunst über dem erhitzten Wasser so zu, daß das Boot, sobald es sich einige Meter vom Schiff entfernte, nicht mehr zu erkennen war.
       Beim Abendessen teilte Belopolski mit, daß sie am nächsten Tag zum Kontinent fliegen würden.
       „Um welche Zeit?“ fragte Toporkow hastig.
       „Um zehn.“
       „Können wir den Termin nicht auf halb eins verschieben?“
       Konstantin Jewgenjewitsch zuckte verständnislos mit den Schultern. „Wir können. Aber warum? Bleibt es sich nicht gleich, ob wir um zehn oder um zwölf starten?“
       Toporkow drehte nervös die Gabel in seiner Hand.
       „Ich finde, es würde unserem Schiff, wenn es sowieso aufsteigt, nichts ausmachen, eine Weile über den Wolken zu fliegen.“
       „Ich verstehe – Sie wollen einen Funkspruch an die Erde schicken. Die Wolken würden uns nicht daran hindern, wohl aber die ionisierte Schicht, die sich Ihren eigenen Berechnungen zufolge in einer Höhe von zweihundertfünfundvierzig Kilo- metern befindet.“
       Alle am Tisch hatten aufgehört zu essen. Gespannt verfolgten sie die Unterhaltung. In den Blicken, die sich auf den Komman- danten richteten, waren Erregung, Hoffnung und inständiges Bitten zu lesen. Nur Melnikow hob den Kopf nicht. Er kannte Belopolski besser als die anderen.
       „Aber könnten wir nicht höher steigen?“ fragte Toporkow.
       Belopolski zog die Brauen zusammen.
       „Wir könnten“, sagte er. „Aber ich darf das Raumschiff nicht grundlos der Gefahr des Absturzes aussetzen.“
       Mit einem Ruck richtete Melnikow sich auf. Bleich sah er Belopolski an. Die gewohnte Selbstbeherrschung ließ ihn dies- mal im Stich.
       „Grundlos?“ stieß er scharf akzentuiert hervor. „Die Sorgen unserer Verwandten und Bekannten, ihre quälende Ungewiß- heit, ihre schlaflosen Nächte, ihr Kummer und ihre Verzweif- lung – sind das keine Gründe?“
       Es wurde still in der Kajüte. Alle schlugen die Augen nieder.
       Belopolski schien nicht im geringsten gekränkt zu sein. Ruhig und ausgeglichen wie zuvor sagte er: „Ich trage vor unserem Land die Verantwortung für den Erfolg der Fahrt. Wenn das Schiff nicht zur Erde zurückkehrt, würden Verwandte und Be- kannte sich noch viel mehr grämen. Wenn du schon jemand Egoismus vorwerfen willst, Boris, dann nicht mir.“
       Das Abendessen endete in drückendem Schweigen.
       Nachdem die ersten aufgestanden waren, wandte sich Belo- polski, schon an der Tür stehend, an Saizew.
       „Konstantin Wassiljewitsch“, sagte er so selbstverständlich wie möglich, „rechnen Sie aus, wieviel Treibstoff wir noch haben und wieviel wir brauchen würden, um eine Stunde in dreihun- dert Kilometer Höhe über den Wolken zu fliegen. Boris Niko- lajewitsch wird Ihnen dabei helfen.“
       Am nächsten Tag, dem 22. Juli, wurde die „SSSR-KS 3“ von den Motorbooten mit dem Bug nach Osten gedreht, damit die Kronen der Korallenbäume beim Start nicht störten, und zwölf Uhr zwanzig breitete sie die Tragflächen aus. Nachdem sie über anderthalb Kilometer auf dem Wasser dahingerast war, erhob sie sich in die Lüfte.
       Belopolski und Melnikow saßen nebeneinander am Steuer- pult. In weiten Spiralen stieg das Schiff immer höher. Über die kleine Unstimmigkeit vom vorhergehenden Tag fiel kein Wort, aber Konstantin Jewgenjewitsch sprach mit seinem Schüler be- sonders freundlich, und Melnikow bat, indem er jedes Wort des Kommandanten äußerst bereitwillig aufnahm, seiner Schroffheit wegen gleichsam um Entschuldigung. Kleinliche Eitelkeit, die jeder lebendigen Sache so abträglich ist, war beiden fremd.
       Weit unter ihnen blieben die Wellen des Ozeans zurück, die düsteren Wolken, die Gewitterfronten und die zahllosen Blitze, die auf den Wellen tanzten. Über dem Raumschiff spannte sich das blaßblaue reine Himmelsgewölbe, in dem blendendhell und riesengroß die Sonne ruhte.
       Sie stiegen noch höher. Immer mehr verdunkelte sich der Himmel. Seine Farbe ging allmählich in kräftiges Blau, dann in Dunkelblau und schließlich in Violett über.
       In einer Höhe von achtzig Kilometern sackte das Schiff plötz- lich ein Stück ab. Die verdünnte Luft bot seinen Tragflächen nicht mehr genügend Widerstand. Daraufhin wurden die beiden Haupttriebwerke eingeschaltet. Mit ihrer Hilfe stieg die „SSSR-KS 3“ weitere hundert Kilometer.
       Der

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