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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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logen tut sich hier ein weites Schaffensfeld auf.“
       Er lächelte und rieb sich vor Freude die Hände.
       „Leider werden wir nur anderthalb Monate auf der Venus bleiben“, entgegnete Balandin.
       „Wir müssen darauf dringen, daß so schnell wie möglich eine zweite Expedition vorbereitet wird, und zwar für eine längere Zeit. Sie wollen das doch auch. Das Leben in den Meeren dieses Planeten ist für Sie doch ebenso interessant wie für mich.“
       „Was kann man schon studieren, wenn man aus dem Boot nicht herauskommt?“ Der Professor seufzte tief.
       Melnikows Vorhersage hatte sich bewahrheitet. Belopolski untersagte kategorisch, daß die Taucheranzüge benutzt würden. Er ließ sie sogar wieder aus dem Boot ausladen und im Lager- raum verschließen, weil er Grund hatte zu befürchten, die Ge- lehrten würden im Eifer ihres Forscherdranges die Gefahr ver- gessen.
       Der überraschende Tierreichtum im Ozean der Venus hatte den ganzen, von Balandin und Korzewski auf der Erde sorg- fältig aufgestellten Arbeitsplan zunichte gemacht. Darauf war die Expedition nicht vorbereitet. Ihr fehlten die Mittel, Muster der Fauna und Flora des Meeresgrundes einzufangen. Das Unterseeboot war nicht mit Spezialfanggeräten ausgerüstet. Die leichten und bequemen Taucheranzüge, die vor allem für größte Bewegungsfreiheit gearbeitet waren, boten keinen Schutz gegen die Angriffe der gefährlichen Raubtiere, von deren Existenz man ebensowenig etwas geahnt hatte wie von der anderer hoch- organisierter Organismen.
       „Sie haben ja recht!“ sagte Balandin. „Aber wir sind da in eine dumme Lage geraten.“
       „Und daran sind zum nicht geringen Teil Sie selbst schuld“, erklärte Belopolski. „Sie haben die Vorbereitungen für die Ar- beit in der Tiefsee geleitet. Ich entsinne mich genau, daß die Konstrukteure vorschlugen, das Boot mit mechanischen Fang- geräten auszurüsten, aber Sie sagten, Sie brauchten keine. Wer - wenn nicht Sie – hat denn behauptet, daß es im Venusmeer kein organisches Leben gäbe? Es ist also kein Wunder, wenn beschlossen wurde, das Boot nicht mit einer überflüssigen An- lage zu belasten.“
       „Ich habe mich auf die Taucheranzüge verlassen. Ich konnte nicht voraussehen, daß Sie uns verbieten würden, sie anzu- ziehen.“
       Die Umstehenden lachten unwillkürlich.
       „Was wollen Sie eigentlich?“ Belopolski wurde wütend. „Die Erlaubnis, einem Haifisch geradewegs in den Rachen zu steigen?“
       So blieb Balandin und Korzewski infolge der Fehlentschei- dung, die sie auf der Erde getroffen hatten, nichts anderes übrig, als sich damit zu begnügen, die Tiefsee der Venus durchs Schau- glas des Unterseebootes zu beobachten.
       Saizew hielt sein Versprechen und fuhr Balandin und Kor- zewski schon am Tage nach ihrer Rückkehr von den Strom- schnellen wieder zu jener Stelle, an der sie den rätselhaften roten Schildkröten begegnet waren.
       Aber diese ließen sich zum großen Kummer der Wissenschaft- ler nicht mehr blicken. Ungeheure Mengen von Schildkröten lagen und krochen auf dem Meeresgrund umher, nur ellipsoide Panzer waren nirgends zu entdecken. Sie waren spurlos ver- schwunden.
       Diese besonderen Schildkröten fanden die Männer auch am zweiten und dritten Tage nicht.
       „Wo sind die Tiere nur geblieben?“ fragte Balandin verständ- nislos. „Es waren doch mehrere von der Sorte zu sehen. Warum haben sie sich verzogen, während die anderen geblieben sind?“
       „Wirklich schade!“ klagte Korzewski. „Ihren Schilderungen nach sind es ganz besondere Lebewesen.“
       „Also – wieder ein Rätsel.“ Saizew seufzte.
       Der Tag ging zur Neige. Am westlichen Horizont verglomm die unsichtbare Sonne. Die Flut stieg von Stunde zu Stunde. Langsam schien die Koralleninsel in den Wellen zu versinken.
       Der Laufsteg mußte an der unteren Luftschleuse neu instal
    liert werden, dann wurde er ganz überflüssig, und schließlich brauchte man schon eine Treppe, um an Land zu gelangen. Am
    21. Juli war die Insel vollends vom Meer verschlungen. Kaum ein Drittel der Korallenstämme ragte noch aus dem Wasser. Das Motorboot konnte mühelos zwischen ihnen hin und her fahren.
       Der Wind kam immer häufiger aus dem Osten. Von den Felsenklippen am Ausgang der Bucht nicht mehr geschützt, schlingerte das Raumschiff in der Dünung. Schließlich mußten die Fahrten mit dem Unterseeboot eingestellt werden. Es wurde

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