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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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wir lange nicht geschmeckt!«, gab er zu.
    Herr Conrad lächelte. »So müsst Ihr uns gestatten, Euch zu einer Mahlzeit einzuladen. Aber zunächst das Treffen mit Herrn Dietmar …«
    Gisbert straffte sich. »Ich werde keine Geheimnisse verraten!«, behauptete er, klang allerdings wenig glaubwürdig.
    Conrad schüttelte den Kopf. »Ihr versteht nicht, Herr Gisbert. Für Herrn Florís, Herrn Rüdiger und Frau Gerlin gibt es keine Geheimnisse auf Lauenstein. Die kennen dort jeden Winkel. Den Herrn Dietmar treibt kein Verrat an – sondern einzig und allein die Hohe Minne …«

Kapitel 5
    I ch werde diesen Herrn Ulrich fordern!«, wütete Dietmar. »Und das wird ein ernsthafter Kampf, ich werde ihm den Kopf abschlagen und dann …«
    »Dann schicken wir ihn mit dem Katapult in die Burg?«, fragte Gerlin scharf. »Damit deine Sophia weiß, was ihr blüht, wenn ihr Keuschheitsgürtel mal ein bisschen locker sitzt? Dietmar, so verhält sich kein Ritter!«
    »Und du weißt doch auch gar nicht, ob der Kerl die Wahrheit gesagt hat«, begütigte Florís.
    Gisbert von Kent war eine halbe Stunde zuvor abgezogen – ohne Rüstung und Pferd, aber ein weiteres Lösegeld hatte Conrad immerhin nicht gefordert. Obwohl der Ritter eine Börse bei sich getragen hatte. Was wiederum Florís komisch vorkam.
    »Was ist daran komisch, der Kerl wollte sich absetzen«, meinte dagegen Rüdiger. »Der war auf dem Weg nach Bamberg, als Conrad ihn stellte. Mit Rüstung, Pferd und seiner gesamten Barschaft. Dem hat’s gereicht mit der Belagerung, das hat er doch auch zugegeben. Die Verpflegungslage ist schlecht, Wein gibt’s kaum noch … Und er ist nicht gerade der Ritter ohne Furcht und Tadel, der aus Treue bleibt.«
    »Deshalb muss er aber nicht lügen«, meinte Dietmar. »Wenn er sagt, dass Sophia …«
    »Er sagt, dass Sophia dem Herrn Ulrich von Steinbach versprochen ist, und sie sei ihm minniglich zugetan«, wiederholte Florís die Worte des Ritters. »Das kann alles und jedes bedeuten. Ich glaube jedenfalls nicht, dass sie sämtliche Ritter zuschauen lassen, wenn sie miteinander tändeln – und ehrlich gesagt kann ich mir sogar kaum vorstellen, dass Roland sie einem der Kerle verspricht. Das einzige Mädchen in einem Haushalt voller Raubauzen. Das hält man doch verschlossen! Wenn man einem von denen erlaubt, mit ihm auch nur zu reden, provoziert man Eifersüchteleien, und die arten schnell in Schlägereien aus. Gerade auf so engem Raum. Mir erschien das alles seltsam, Dietmar. Versuch einfach, dich nicht aufzuregen! Und lass dich um Himmels willen nicht zu einem Kampf provozieren.«
    Dietmar versprach schließlich mürrisch, Ulrich von Steinbach nicht gleich zu fordern.
    Rüdiger reichte das jedoch nicht. »Kannst du dich noch unsichtbar machen?«, fragte er etwas später auf einem Erkundungsritt seinen ehemaligen Knappen Hansi.
    Der junge Ritter grinste. »Das verlernt sich nicht so schnell. Aber es ist nicht ritterlich!«
    Hansi war als Sohn eines Wegelagerers aufgewachsen und verstand es, im Bedarfsfall so gekonnt Deckung zu suchen, dass er geradezu mit der Landschaft zu verschmelzen schien. Rüdiger war das schon bei so manchem Hinterhalt nützlich gewesen, aber seit Hansi in den Ritterstand aufgestiegen war, lehnte er Hinterhalte gekränkt als feige ab. Grundsätzlich vertraute Rüdiger jedoch auf Hansis Überlebensinstinkt.
    »In diesem Fall ist das nicht wichtig«, behauptete Rüdiger jetzt. Dann erläuterte er seinen Plan.
    Dietmar von Lauenstein stieß schon drei Tage später auf Ulrich von Steinbach. Der Ritter führte einen kleinen Trupp Reiter an, die Lauensteins Nachschubwege kontrollierten. Die Belagerer hatten an allen wichtigen Zugangswegen Posten bezogen und patrouillierten auch dazwischen – wobei sie selten jemanden erwischten, die Blockade der Nachschubwege funktionierte bei dieser Belagerung weit besser als bei den meisten anderen. Schließlich waren es ja selten der Burgherr oder seine Ritter, die verschwiegene Pfade durch den Wald kannten. Eher waren es Leute aus dem Gesinde, tollkühne Pferdeburschen oder Küchenjungen, die sich selbst hinaus- und dann Essen oder andere Güter hineinschmuggelten. Roland hatte allerdings nur wenig Gesinde auf der Burg, und draußen fand er überhaupt keinen Rückhalt. Die Bewachung der Wege machte also nicht viel Arbeit, und die damit betrauten Ritter vertrieben sich die Zeit mit Kampfspielen oder Geschichtenerzählen. Sie kämpften eher mit Langeweile als mit Schmugglern,

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