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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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wenn der Herr ihnen dann bereitwillig einen kleinen Urlaub gibt …«
    Florís nickte. »… dann belagern wir Lauenstein bis in alle Ewigkeit. Während sich Roland keine neuen Ritter anschließen – sie kämen ja gar nicht in die Burg.«
    Gerlin strahlte ihren Gatten an. »Aber das heißt … das heißt … wir werden gewinnen! Wir haben im Grunde schon gewonnen, wir …«
    »Nicht ganz«, sagte Rüdiger hart. »Roland bleibt noch eine Chance. Wenn er Dietmar in der Schlacht um Lauenstein tötet, gibt es keinen weiteren Erben. Also wird er alles daransetzen, deinen Sohn vor sein Schwert zu bekommen. Im Zweikampf kann er ihn durchaus besiegen. Sei dir nicht zu sicher, Gerlin! Ein Spaziergang wird das nicht.«

Kapitel 7
    W o ist Sophia?«
    Bebend vor Wut stellte Geneviève den Ritter Mathieu de Merenge, als er zu Fuß, das Gesicht zerkratzt und ziemlich kleinlaut, den Treffpunkt der Jagdgesellschaft erreichte. Zur Mittagszeit pflegte man gemeinsam zu rasten. Die Gräfin hatte Wein und Speisen in den Wald bringen lassen, und alle saßen zusammen und speisten. An diesem Tag allerdings war die Gesellschaft in gelinder Aufregung. Einer der Falkenmeister hatte Sophias Falken aufgegriffen. Nun war das noch nicht unbedingt ein Grund zur Sorge, es kam durchaus vor, dass eins der Tiere seinem Herrn entflog und sich dann auf dem Handschuh seines gewohnten Pflegers wieder einfand. Aber Sophia war sehr vertraut mit ihrem Vogel gewesen, der Jäger fand es befremdlich, dass sie ihren Falken verloren haben sollte. Als sie dann obendrein nicht am Treffpunkt auftauchte, gab die Gräfin Genevièves Drängen nach und sandte Diener aus, nach der Fränkin zu suchen.
    Die meisten Damen und Ritter sahen die Sache zwar nicht als gefährlich an, sondern ergingen sich eher in Vermutungen darüber, was Sophia und der ebenfalls ausbleibende Ritter de Merenge wohl im Wald miteinander taten. Die Gräfin und Geneviève kannten allerdings Sophias Schüchternheit. Und nun, da Mathieu in derangiertem Zustand am Rastplatz auftauchte, sahen sie ihre Ängste bestätigt. Ausnahmsweise schien Leonor sogar Genevièves direktes Vorgehen zu begrüßen. Den Ritter auf höfische Weise auszufragen, bedeutete sicher Zeitverschwendung.
    »Ich … ich weiß nicht …« Mathieu war die Angelegenheit wohl in erster Hinsicht peinlich. »Ist sie denn nicht hier? Ich dachte …«
    »Und wo ist Euer Pferd, Herr Ritter?«, examinierte Geneviève weiter. »Ich nehme nicht an, dass Ihr es in einem Zweikampf um die Ehre der Dame Sophia verloren habt … zumindest nicht in einem ritterlichen.«
    »Der Hengst ist der Stute nach«, gab Mathieu schließlich zu, »und die Herrin Sophia …«
    »Sagt jetzt nicht, sie saß auf der Stute!«, rief Geneviève. »Gräfin, wir müssen sofort alle verfügbaren Männer auf die Suche schicken. Wahrscheinlich ist sie vom Pferd gefallen und liegt irgendwo verletzt im Wald.«
    »Vielleicht wandert sie auch umher«, begütigte die Gräfin. »Sie muss sich ja nicht gleich schwer verletzt haben. Aber sie kann sich leicht verirren in diesem Wald. Wenn also die Herren …«
    Sie sollte nicht dazu kommen, die Ritter auf den Weg zu schicken. Auf dem Pfad zur Lichtung ertönten Hufschläge und aufgeregtes Wiehern. Immer noch in rasendem Galopp, die zerrissenen Zügel hinter sich herschleifend, jagte die Stute Grandezza zwischen den Bäumen hindurch und suchte Schutz bei den anderen Pferden der Gräfin. Einer der Jagdhelfer fing den Hengst ein, der ihr folgte. Grandezza beruhigte sich daraufhin sofort. Keuchend und mit zitternden Flanken ließ sie Geneviève, ohne auszuweichen, an sich heran.
    »Ihre Beine sind ganz zerkratzt«, meinte die junge Albigenserin nach kurzer Untersuchung. »Sie muss durchs Unterholz galoppiert sein. Das macht die Sache schwieriger – wir müssen den ganzen Wald durchsuchen.«
    Die Gräfin nickte.
    Mathieu ergriff die Zügel seines Hengstes und machte Anstalten, aufzusteigen. »Ich mache mich sofort auf den Weg! Ich finde sie, keine Sorge, ich …«
    »Ihr macht überhaupt nichts!«, fiel ihm die Gräfin ins Wort. Zornbebend blitzte sie ihn an. »Abgesehen davon, dass Ihr auf die Burg reitet und Eure Sachen packt.«
    »Aber ich habe nichts getan!«
    Mathieu sah Leonor fassungslos an. Er war nicht besitzlos, kein Fahrender Ritter, aber ein Rauswurf von einem großen Hof … das würde sich herumsprechen, er würde nirgends mehr wohlgelitten sein.
    »Wir werden hören, was das Mädchen zu sagen hat«, sagte Leonor

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