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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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gelinden Beleidigungen, mit denen man ihn von frühester Kindheit an bedachte.
    Aber die Zeiten, in denen man ihn mit solchen Worten hätte verletzen können, waren längst Vergangenheit. Als Sohn einer Hure hatte er schon früh gelernt, sich zu behaupten und mit der Demütigung zu leben. Er war ein Außenseiter und würde es immer bleiben. Im Grunde war er sogar ein wenig stolz darauf, nicht den Zwängen unterworfen zu sein, die eine reine Blutsabstammung mit sich brachte. Nur manchmal, wenn sich die Angehörigen der fünf Stämme Nymaths, die in der Bastei lebten und arbeiteten, an den langen Tischen der großen Halle zu Feierlichkeiten versammelten und er allein in einer Ecke hockte, überkam ihn eine dumpfe Traurigkeit. In solchen Augenblicken wurde ihm schmerzhaft bewusst, dass er es nie zu etwas bringen würde. Auch das war ihm schon häufig prophezeit worden, von Leuten, die erwachsen und vermutlich klüger waren als er. Ohne Blutsabstammung war eine gehobene Stellung in Nymath undenkbar.
    Vielleicht nahm ihn die Welt der angehenden Falkner gerade deshalb so sehr gefangen. Nur wenige Raiden besaßen die angeborene Fähigkeit, eine Gedankenverbindung mit einem Falken einzugehen. Die ersten Anzeichen dafür erwachten meist im Alter von zwölf Wintern. Später ermöglichte es ihnen die Gabe, einen geistigen Bund mit einem Falken zu schließen und das Land mit dessen Augen aus der Luft zu betrachten. Es war eine Begabung, die meist vom Vater auf den Sohn vererbt wurde, und die Söhne der Falkner waren sich dessen wohl bewusst. Überheblich waren sie, eitel und hochnäsig. Schon im Alter von zehn Wintern erhielten sie eine militärische Ausbildung, um sich dann mit fünfzehn den geschlüpften Falkenjungen zur Wahl zu stellen.
    »He, Junge! Hörst du mir überhaupt zu?« Das bärtige, zorngerötete Gesicht des Stallmeisters tauchte unmittelbar vor Keelins Nase auf. Er hatte die Hand zum Schlag erhoben, überlegte es sich im letzten Augenblick jedoch anders und beschränkte sich darauf, den jungen an den Schultern zu packen. »Wenn ich dich noch einmal bei der Falknerei erwische, schicke ich dich augenblicklich dorthin zurück, wo du hergekommen bist – in die Gosse! Hast du mich verstanden?«
    Keelin nickte und schwieg.
    »Dann sieh zu, dass du dich an die Arbeit machst«, wetterte der Stallmeister weiter. Mittlerweile hatte er Keelin bis vor das große Tor der Stallungen gezerrt, wo er dem Jungen einen so heftigen Tritt versetzte, dass er hineintaumelte. »Und komm erst wieder heraus, wenn du fertig bist«, rief er ihm nach. »Sind die Ställe bis zum Mittag nicht sauber, wirst du heute auf die warme Mahlzeit verzichten müssen!« Mit diesen Worten griff er nach einer Mistforke, warf sie Keelin hinterher und stapfte fluchend davon.
     
    Es war früher Nachmittag, als sich Keelin mit knurrendem Magen auf den Weg in die Küche machte, um zu sehen, ob er dort noch ein paar Reste des Mittagsmahls erhaschen konnte.
    Die fünfzehn Ställe hatten von Grund auf ausgehoben werden müssen. Nach endlos langer, Schweiß treibender Arbeit hatte er endlich die letzte schwere Fuhre aus Stroh und Exkrementen mit einem Karren weggeschafft und die Verschlage mit frischem Stroh aufgefüllt.
    Offenbar hatten die anderen Stallburschen die strikte Anweisung erhalten, ihm bei der schweren Arbeit nicht zur Hand zu gehen. Manche hatten ihn im Vorbeigehen mit mitleidigen Blicken bedacht, andere mit spöttischen Bemerkungen, doch keiner hatte ihm Hilfe angeboten.
    Selbst Yabur, ein junger Fath, der sonst immer mit Keelin zusammenhockte und auch gern mal mit ihm den einen oder anderen Streich ausheckte, hatte sich auffallend zurückgehalten. Aber Keelin beklagte sich nicht. Blutsabstammung hin oder her – auch er hatte seinen Stolz.
    Als Keelin die Stallungen verließ, waren die anderen Stallburschen längst nicht mehr zu sehen. Nach dem Essen hielten sie sich meist in der Sattelkammer auf, um das Leder der Sättel und Trensen zu putzen oder die Geschirre zu fetten.
    Ohne Eile ging er in Richtung der Küche. Mit ein wenig Glück hatte ihm Abbas, der flinke dunkelhäutige Küchenjunge, mit dem er sich angefreundet hatte, eine Schüssel Gemüsebrei aufgehoben. Der Eintopf aus bitteren Rüben, den die Stallburschen meistens zu essen bekamen, war heiß schon kaum genießbar und kalt erst recht nicht herunter zu bekommen. Aber er füllte den Magen, und hungrig, wie Keelin war, erschien ihm die Aussicht darauf geradezu verlockend.
    Sein Weg

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