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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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einem Dokumentarfilm gewesen. Aber der Anblick war so entsetzlich gewesen, dass er sich unauslöschlich in ihre Erinnerung gebrannt hatte.
    Querlas. Ajana erschauerte, als sie begriff, wie leichtsinnig sie gewesen war.
    »Danke«, sagte sie an Aileys gewandt. »Danke, dass du mich gewarnt hast.«
    »Es gibt hier weit mehr Gefahren als nur Raubfische.« Inahwen hatte das Gespräch der beiden mit angehört und war näher getreten. »Dieser Ort ist nicht sicher«, mahnte sie. »Wir müssen weiter.«
     
    Ihr Ritt führte sie am Ufer des unbekannten Flusses entlang nach Norden auf das dichte Waldgebiet zu. Nicht weit vom Waldrand entfernt hatte Horus eine Lichtung entdeckt, die für eine Rast geeignet schien. Jetzt, da sie getrunken hatten, machte sich allmählich auch die Erschöpfung bemerkbar. Sie waren die ganze Nacht hindurch ohne Rast geritten und sehnten sich nach Ruhe.
    Während die Sonne immer höher stieg, überquerten sie den Fluss bei einer Furt. Ajana fühlte sich dabei sehr unbehaglich. Beunruhigt starrte sie in das flache, klare Wasser, weil sie fürchtete, von Querlas angegriffen zu werden. Erst als alle das andere Ufer erreicht hatten, atmete sie auf.
    Auf ihrem Weg sahen sie hin und wieder Wild, das äsend durch die Steppe wanderte oder an den Fluss zog. Doch obwohl der Tag schon weit vorangeschritten war, entdeckten sie nirgendwo einen Hinweis darauf, dass sich auch Menschen in der Nähe befanden.
    »Ziemlich einsam hier.« Kruin sprach aus, was alle dachten.
    »Wäre es dir lieber, aus dem Hinterhalt mit Pfeilen beschossen zu werden?«, entgegnete Aileys, die den nahen Waldrand nicht aus den Augen ließ. Sie wirkte angespannt und nervös, ganz so, als rechne sie jeden Augenblick damit, angegriffen zu werden.
    Ajana fragte sich, welche Legenden aus Andaurien die Wunand-Heermeisterin noch kennen mochte, verzichtete aber darauf, ihr diese Frage zu stellen.
    »Das Land unserer Ahnen«, hörte sie Keelin neben sich murmeln. Seit sie die Wüste hinter sich gelassen hatten, war er ausgesprochen schweigsam gewesen. »Gilian sei gepriesen, dass ich das erleben darf.«
    »Du wartest besser mit dem Preisen, bis wir in Sicherheit sind«, meinte Aileys grimmig und deutete nach Westen. »Wir werden beobachtet.«

 

     
     
     
     
     
    »Sie sind fast am Ziel.« Ein zufriedenes Lächeln umspielte Aszas Mundwinkel, als sie sich von Callugars Brunnen löste und durch die Halle der schlafenden Götter auf den Wanderer zuging. »Sie sind zu fünft, aber sie können es schaffen. Vieles ist in Bewegung im Andaurien dieser Tage.«
    Der Wanderer stand vor Thorns Ruhestätte. Seine Hände ruhten auf den prächtigen Leibern der Pferde, die die Bank des Gottes schmückten. Er hielt die Augen geschlossen, doch als er Asza kommen hörte, blickte er auf.
    »Nicht nur in Andaurien«, sagte er.
    »Was fühlst du?« Asza trat näher und legte die schlanken Finger auf den grauen Stein.
    »Wut.« Das Gesicht des Wanderers war wie immer in Schatten gehüllt, aber Asza spürte die Zuversicht, die aus diesem einen Wort sprach, auch ohne ihn anzusehen.
    »Sie wissen nun, was geschehen ist, seit sie Andaurien den Rücken kehrten«, sagte der Wanderer. »Und sie verurteilen es.«
    »Dann kommen sie zurück?« Aszas Miene hellte sich auf.
    Doch der Wanderer schüttelte den Kopf. »Sie wollen, aber sie können nicht«, sagte er. »Zu wenige sind es, die noch an sie glauben. Die Freigläubigen in Nymath und die Streiter Callugars sind zu schwach. Ihre Gebete allein vermögen die Tore nicht zu öffnen, die die Alten einst hinter sich schlossen.«
    »Umso mehr liegt die Verantwortung jetzt bei uns.« Asza hob die Hand nachdenklich ans Kinn. »Es gilt die Gunst der Stunde zu nutzen, aber wir haben nicht mehr viel Zeit. Das erste Blut wurde bereits vergossen. Er gewinnt wieder an Stärke.«
    »Aber wie soll uns das gelingen?« Zweifel schwangen in den Worten des Wanderers mit. »Es sind zu wenige, die gegen ihn aufbegehren, und unsere Hoffnung, dass die Alten ihnen beistehen, erfüllt sich nicht.«
    »Manchmal ist es nicht sinnvoll, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen«, erwiderte Asza geheimnisvoll. »Viel wichtiger ist es, mit den Augen eine Tür zu finden.«
    Der Wanderer blickte sie schweigend an, dann seufzte er und sagte: »Wenn es denn eine solche gibt.«
     
     

    ***
     
    Am Morgen der sechsten Nacht vor dem Opferfest nutzten Suara und Oxana einen Botengang, um auf dem Rückweg den Platz zu erkunden, auf dem das Gottesurteil

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