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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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als wolle er sich bei Yenu für die freundliche Begrüßung bedanken, und kam er der Aufforderung nach.
    »Verzeiht!« Yenu setzte sich und senkte beschämt den Blick. »Ich wusste nicht …«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, erwiderte Jarmil. »Wer sich anschleicht, muss mit einer solchen Begrüßung rechnen.« Er grinste. »Auch wenn er einer unserer besten Späher ist.«
    »Sie hätte wenigstens nach der Losung fragen können.« Kaloc betastete noch immer seinen Hals, den ein dünner Schnitt zierte.
    »Sie kennt die Losung nicht. Sie ist neu bei uns.« Jarmil deutete auf den Käfig. »Sie und ihre Freundin sollten dem Einen geopfert werden. Wir haben sie befreit.« Damit war das Thema für Jarmil erledigt. »Aber sag, wie ist es euch ergangen?«, fragte er mit unverhohlener Neugier.
    »Schlecht!«
    Selbst Yenu, die die Hintergründe nicht kannte, spürte die tiefe Resignation, die in diesem einen Wort lag.
    »Ranee und Sadira sind tot«, berichtete Kaloc weiter.
    »Verdammt!« Jarmil ballte die Fäuste: »Wie konnte das geschehen? Sie waren doch als Priesterinnen verkleidet.«
    »Ranee hat versucht, die Hohepriesterin zu ermorden.«
    »Sie hat was?« Fassungslos starrte Jarmil Kaloc an. »Bei den Göttern. Wie ist es dazu gekommen?«
    »Es geschah auf einer Zusammenkunft, bei der die Hohepriesterin selbst zu den angereisten Priesterinnen sprechen wollte«, hob Kaloc an. »Offenbar hat Ranee dabei die Nerven verloren. Du weißt, wie sehr sie von Rachegedanken erfüllt war, nachdem man ihre einzige Tochter dem Einen geopfert hatte. Es war schließlich kein Geheimnis, dass sie nur deshalb in die Tempelstadt gehen wollte. Gut möglich, dass sie von Anfang an vorhatte, selbst Rache zu nehmen.«
    »Hatte sie wenigstens Erfolg?«, warf Yenu ein, die den Heldenmut der unbekannten Frau bewunderte.
    Kaloc schüttelte den Kopf. »Der Muriva eines Ajabani setzte ihrem Leben ein Ende, ehe sie ihren Plan ausführen konnte.«
    »Und Sadira?«, fragte Jarmil besorgt.
    »Verhielt sich gemäß des Kodexes und setzte ihrem Leben selbst ein Ende, um die gemeinsame Sache nicht zu verraten.« Ein Anflug von Trauer huschte über Kalocs Gesicht, und für den Bruchteil eines Augenblicks wurde deutlich, dass er für die Getötete mehr als nur Freundschaft empfunden hatte.
    »Das … das tut mir Leid.« Jarmil legte dem Späher mitfühlend die Hand auf den Arm. Für eine Weile herrschte betretenes Schweigen, dann räusperte sich Maimun, der dem Gespräch bisher stumm gelauscht hatte, und ergriff das Wort: »Demnach wissen sie also, dass wir in der Stadt sind?«
    »Schlimmer noch. Sie suchen ganz gezielt nach uns.« Kaloc hatte sich wieder gefangen und fuhr in seinem Bericht fort: »In der ganzen Stadt streifen Ajabani in der Verkleidung einfacher Händler und Bauern umher, die nach Verdächtigen suchen. Fünf meiner Männer sind bereits spurlos verschwunden. Die Straßen in die Stadt hinein werden von den Kriegern der Tempelgarde überwacht. Sie suchen nach dem Schwert, dem Zeichen Callugars. Wer immer das Zeichen trägt, wird abgeführt. Jeder, der in die Stadt will, muss seine Arme entblößen.« Er machte eine Pause, um Atem zu schöpfen und sagte dann: »Meine Männer und ich sind schon seit Tagen unterwegs, um unsere Leute zu warnen und sie auf geheimen Pfaden in die Stadt zu führen.«
    »Das klingt nicht gut.« Jarmil runzelte die Stirn und nickte bedächtig. »Ich danke dir, mein Freund«, sagte er schließlich. »Ich habe hier mindestens drei Dutzend Streiter, die das Zeichen Callugars tragen. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn wir der Tempelgarde ahnungslos in die Arme gelaufen wären.«
    »Aber was sollen wir tun?«, fragte Maimun. »Wir können sie doch nicht zurückschicken. Das würde einer Niederlage gleichkommen.«
    »Es gibt auch noch andere Wege in die Stadt als diese Straße«, erwiderte Kaloc. »Alle, die das Zeichen Callugars tragen, müssen es durch den Wald versuchen. Die anderen können die Straßen ungehindert passieren.«
    »Du hast Recht, wir müssen uns trennen.« Jarmil nickte zustimmend und fragte: »Wie viele kannst du auf einmal gefahrlos in die Stadt bringen?«
    »Fünf in einer Nacht. Vielleicht auch sechs.«
    »Sechs«, entschied Jarmil. »Uns bleiben nur noch wenige Nächte bis zum Tag des Festes. Die anderen nehmen die Straße und geben sich als die Abordnung der Kwannen aus.« Er wandte sich an Maimun. »Sag allen, sie sollen sich am Käfig versammeln. Es gibt wichtige

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