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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Neuigkeiten.«
     
     

    ***
     
    Als der Morgen graute, ließen Ajana, Keelin, Inahwen, Kruin und Aileys die Wüste endlich hinter sich und ritten in eine von dürren Bäumen und spärlichem Gras bewachsene Ebene ein. Alle wussten inzwischen um die Umstände von Abbas’ Tod, doch niemand machte Ajana deshalb Vorwürfe. Im Gegenteil, die edelmütige Tat des jungen Wunand fand große Anerkennung, und selbst Aileys gab unumwunden zu, dass sie einem Mann ihres Blutes eine solche Größe nicht zugetraut hätte. Die lobenden Worte der anderen rührten Ajana. Sie dachte daran, wie stolz Abbas wäre, wenn er sie hören könnte, und nahm sich vor, dass sein selbstloses Opfer nicht vergebens sein sollte. Mehr denn je war sie entschlossen, den Hellgarnbaum zu erreichen, nicht allein für sich selbst, sondern auch, um Abbas’ Tod einen Sinn zu geben.
    Immer wieder kamen ihr die Tränen, wenn sie das Land um sich herum betrachtete, das Abbas so gern gesehen hätte und das er nun niemals mehr erreichen würde. Die Landschaft ähnelte der Steppe nördlich des Pandarasgebirges, doch anders als in Nymath, wo nahezu jede Mulde mit rotem Sand gefüllt war, fanden sie in diesem Grenzgebiet keine Spuren der nahen Wüste.
     
    Nach den endlosen Tagen und Nächten voller Strapazen und Entbehrungen wirkte der Anblick des ersten Grüns so berauschend, dass sie keine Müdigkeit mehr verspürten. Der ferne Saum des Waldes lockte, und sie konnten es nicht erwarten, endlich in den Schatten der Bäume einzureiten.
    Die Pferde hingegen hatte es nicht so eilig. Sie waren hungrig und blieben immer wieder stehen, um zu fressen.
    Als die Sonne höher stieg, entdeckte Horus nicht weit entfernt einen Flusslauf, der sich von Osten kommend durch die Ebene schlängelte. Die Aussicht auf frisches, kühles Wasser tat ein Übriges, die Stimmung zu heben, und die fünf spornten ihre Pferde zu einem letzten Galopp an.
    Am Fluss angekommen, gab es kein Halten mehr. Alle saßen ab, liefen die letzten Schritte zu Fuß und tauchten die verschwitzten Gesichter lachend ins Wasser, während die Pferde zum Fluss trabten und zu saufen begannen.
    Ajana fühlte sich wie von einer schweren Last befreit. Sie trank, bis sie glaubte, nicht einen Schluck mehr herunterzubringen, und schöpfte sich das Wasser immer wieder mit den Händen ins Gesicht. Zum Schluss watete sie sogar in den Fluss hinaus, um sich den Sand und Staub aus den Haaren zu waschen.
    Das Wasser war angenehm warm. Für einen Augenblick kam ihr der Gedanke, wie herrlich es wäre, ganz hinein zu springen, aber ein Ruf von Aileys hielt sie zurück.
    »Komm zurück, Ajana!«, rief die Wunand ihr vom Ufer aus zu. »Ins Wasser zu gehen kann sehr gefährlich sein.«
    »Gefährlich?« Ajana richtete sich auf und blickte Aileys von der Seite her an, während sie die Haare mit den Händen umfasste und das Wasser auswrang. »Warum?«
    »Wir kennen die Gewässer Andauriens nicht«, erwiderte Aileys. Ungeduld schwang in ihrer Stimme mit. »Aber in meinem Volk gibt es viele Geschichten, die von der Zeit in Andaurien berichten. Komm heraus, dann erzähle ich dir mehr davon.« Sie unterstrich die Worte mit einer auffordernden Handbewegung.
    »Also gut.« Ajana nickte, kam der Aufforderung aber nur unwillig nach. Es war so herrlich, das Wasser auf der Haut zu spüren, und der Fluss wirkte so friedlich, dass sie die Reaktion der Wunand doch ein wenig überzogen fand. Andererseits war Aileys eine ruhige und besonnene Heermeisterin. Wenn sie sich derart besorgt gab, musste es einen guten Grund dafür geben.
    »Was soll denn in dem Fluss so Gefährliches leben, dass man nicht hineingehen darf?«, erkundigte sie sich bei der Heermeisterin, während sie wieder in ihre Stiefel schlüpfte.
    »Querlas!«
    »Querlas?« Ajana runzelte die Stirn. Das Wort sagte ihr nichts.
    »Blutrünstige Fische, die ihren Opfern in wenigen Augenblicken das Fleisch bis auf die Knochen abnagen«, erklärte Aileys mit finsterer Miene. »Sie lauern zwischen den Wasserpflanzen am Ufer auf ihre Beute und können Blut im Wasser über eine Pfeilschussweite hinweg ausmachen. Ein kleine Verletzung genügt, um Hunderte von ihnen anzulocken.«
    »Das wusste ich nicht.« Voller Unbehagen ließ Ajana den Blick über die Wasseroberfläche streifen. Das Bild einer Kuh, die im Wasser von Piranhas angefallen wurde, tauchte wie von selbst in ihren Gedanken auf. Es war ein Bild aus einer anderen Welt, aus einem anderen Leben und auch dort nur ein kurzer Ausschnitt in

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