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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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vollstreckt werden sollte.
    Es war ein grauer und trüber Morgen, wie er im Dschungel häufig vorkam. Schon als es dämmerte, hatte die Sonne ihr Antlitz hinter dichten Wolken verborgen. Bald darauf hatte es zu regnen begonnen. Nun ging der Regen wie ein grauer Vorhang nieder, weichte den Boden auf und ließ die Welt ringsumher im Dunst versinken.
    Als sie den freien Platz erreichten, in dessen Mitte der Götterbaum sein gewaltiges Blätterdach über das kurz geschorene Grün breitete, war der Regen noch einmal stärker geworden.
    Die Flammen in den Öllampen, die die Krieger der Tempelgarde jeden Abend rings um den Platz entzündeten, knisterten und rauchten, während die Regentropfen in der Hitze der Feuers verdampften.
    »Wo werden sie das Gerüst wohl aufbauen?« Suara war stehen geblieben und blickte nachdenklich über das weitläufige Grün.
    »Können wir uns nicht irgendwo unterstellen?« Oxana schlang die Arme fröstelnd um den Oberkörper. Die Haare hingen ihr nass und schwer ins Gesicht, das Gewand war völlig durchweicht. Sehnsüchtig schaute sie zum Götterbaum hinüber.
    »Ich weiß nicht, ob das erlaubt ist.« Suara blickte sich aufmerksam in alle Richtungen um. Sie waren allein. Bei dem Regen wagte sich offenbar niemand ins Freie.
    »Also gut, komm mit«, sagte sie nach kurzem Zögern, gab Oxana einen Wink und lief auf den Baum zu. Unter dem Dach der Blätter war der Boden noch trocken. Suara und Oxana atmeten auf. Sie waren durchnässt bis auf die Haut, aber immerhin dem strömenden Regen entkommen.
    »Die Hohepriesterin wird die Zeremonie gewiss von dem steinernen Podest am Ende des Platzes aus beobachten«, meinte Suara nachdenklich, während sie die Umgebung des Baums musterte. »Wenn sich zwei Bogenschützen gegenüberstehen, muss das Gerüst also in der Mitte zwischen dem Baum und dem Podest aufgebaut werden.« Sie grinste. »Jedenfalls so weit von dem Podest entfernt, dass die Hohepriesterin nicht von einem verirrten Pfeil getroffen werden kann.«
    »Dann wird der Henker hier am Baum stehen und der Gottesbote vor dem Podest.« Oxana hatte ihre Haare ausgewrungen und und ließ noch einen prüfenden Blick über den Platz streifen. »Sie werden sicher kein Wagnis eingehen.«
    »In diesem Fall ist es sowieso keines«, meinte Suara. »Diesmal wird auf jeder Seite ein Henker stehen.«
    »Wie wollen wir die Felis dann befreien?«, flüsterte Oxana voller Unbehagen. »Der Platz ist riesig, und wir sind nur zu zweit. Alles wird voller Menschen sein, die sich an den Absperrungen drängen, um einen guten Blick auf das Schauspiel zu haben.« Sie schüttelte betrübt den Kopf. »Ich glaube nicht, dass wir …«
    »O Schatten. Da kommt jemand.« Beunruhigt schaute Suara in Richtung der Tempelstadt, wo hinter den Regenschnüren verschwommen sechs Gestalten zu sehen waren. Kurz entschlossen fasste sie Oxana am Arm und raunte ihr zu: »Schnell, wir verstecken uns hinter dem Stamm.«
    Der Stamm des Götterbaums war so gewaltig, dass fünf Männer dahinter Platz gefunden hätten. Für Suara und Oxana war es dennoch nur ein dürftiges Versteck, denn die sechs auf dem Platz hatten das gleiche Ziel. Schon bald traten sie unter das schützende Dach des Baums.
    »Bei den Göttern, was für ein Regen«, hörte Suara einen wohlbeleibten Mann fluchen. Zustimmendes Gemurmel wurde laut.
    »Ich weiß nicht, was es daran zu verurteilen gibt«, ergriff ein anderer das Wort. »Ohne den Regen wäre wir niemals unbemerkt so weit gekommen. Ab morgen werden hier Tag und Nacht Krieger der Tempelgarde patrouillieren, dann haben wir keine Gelegenheit mehr, uns hier umzusehen. Wir sollten Callugar danken, dass er uns diesen Regen geschickt hat.«
    »Das tue ich, wenn ich wieder trocken bin«, knurrte der Dicke. »Jetzt lasst uns endlich zur Sache kommen.«
    … wir sollten Callugar danken. Suara horchte auf. Die Männer mussten zu den Streitern Callugars gehören. Vorsichtig wagte sie sich einen Schritt weiter um den Stamm herum, um nichts von dem zu verpassen, was die Männer besprachen.
    »Sayid, du mischst dich mit deinen Männer unter die Schaulustigen auf der rechten Seite. Jarmil wird die linke Seite nehmen«, hört sie den Anführer der Gruppe sagen.
    »Wenn er denn rechtzeitig ankommt«, warf der Dicke skeptisch ein. »Noch ist er nicht da.«
    »Er wird kommen.« Der scharfe Tonfall des Anführers duldete keinen Widerspruch.
    »Kaloc wird sich mit neun weiteren Streitern als Krieger der Tempelgarde verkleiden und nahe dem

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