Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
sollte. Die Elbin richtete sich im Sattel auf und straffte sich. Sie hatte ihr Gesicht bisher unter der Kapuze ihres Umhangs verborgen. Nun streifte sie die Kapuze hoheitsvoll ab und nickte Aileys zu.
    Ein erstauntes Raunen ging durch die Menge der Krieger, als sie Inahwens blasses Gesicht erblickten. Nahezu gleichzeitig ließen sie die Speere fallen, sanken demütig auf die Knie und pressten die Stirn auf den Boden. Nanala sog die Luft scharf durch die Zähne und verneigte sich ebenfalls.
    »Vergebt mir, ehrwürdige Priesterin«, stammelte sie betroffen. »Verzeiht. Ich … ich wusste ja nicht, dass Ihr … verzeiht mir.«
    Aileys runzelte die Stirn und warf Inahwen einen verwirrten Blick zu, doch die schüttelte nur den Kopf und forderte sie durch eine bedächtige Geste auf weiterzusprechen, als sei nichts geschehen.
    »Ja, wir … wir sind auf dem Weg zum Fest«, erwiderte Aileys wieder an Nanala gewandt. »Aber wir haben uns verirrt. Meine Herrin wäre euch sehr dankbar, wenn ihr uns den Weg weisen würdet.«
    Nanalas Blick huschte ängstlich von Aileys zu Inahwen und wieder zurück, dann gab sie die Worte an den Alten weiter, der sich so demütig verneigte, dass er selbst beim Sprechen nicht aufzusehen wagte.
    »Tiktu bittet die ehrwürdige Priesterin um Vergebung«, übersetzte Nanala seine Antwort. »Er ist zutiefst beschämt, Euch nicht sofort erkannt und bedroht zu haben, und will gern alles tun, damit Ihr das große Opferfest noch rechtzeitig erreicht. Dazu müsst Ihr dem Fluss stromabwärts bis zum Dath folgen und dann noch einen Sonnenwechsel auf dem großen Strom nach Norden fahren. Den Götterbaum findet Ihr im Herzen der Tempelstadt am Rande der Artasensümpfe.«
    »Das klingt, als müssten wir ein Boot nehmen«, warf Keelin ein. »Frag sie nach einem Weg, den auch die Pferde gehen können.«
    »Gibt es keinen Weg, auf dem wir zu Pferde dorthin kommen?«, erkundigte sich Aileys.
    »Nicht von hier!« Nanala schüttelte den Kopf. »Hier führen nur wenige Pfade durch den Dschungel und das Sumpfland. Ihr müsstet gewaltige Umwege in Kauf nehmen. Das Opferfest zu Ehren des Einen wäre zu Ende, ehe Ihr die Tempelstadt erreicht.«
    Noch ehe Aileys antworten konnte, sagte Tiktu etwas in der eigentümlichen Sprache der Eingeborenen.
    »Es wäre Tiktu eine große Ehre, der ehrwürdigen Priesterin zu helfen«, übersetzte Nanala mit gesenktem Blick. »Er würde sich glücklich schätzen, ihr für die Reise zur Tempelstadt zwei von unseren Booten zu überlassen. Die Pferde können hier bleiben. Wir werden gut für sie sorgen, bis Ihr zurückkommt«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen«, flüsterte Kruin Keelin zu. »Ich wette, er verkauft sie für ein paar bunte Holzperlen, ehe wir die erste Flussbiegung hinter uns gelassen haben.«
    Aileys warf dem Uzoma einen tadelnden Blick zu. »Das ist sehr freundlich, aber wir reiten lieber«, lehnte sie das Angebot ab.
    »Mit Booten erreicht Ihr die Tempelstadt in zwei Sonnenwechseln. Mit den Tieren seid Ihr viermal so lange unterwegs«, gab Nanala zu bedenken. »Dann ist das Fest schon fast vorbei.«
    »Also gut. Sag Tiktu, das Angebot ist sehr freundlich«, meinte Aileys höflich. »Wir werden darüber beraten.«
     
     

    ***
     
    Sie wusste nicht, wie lange sie schon so dalag, wusste nicht, ob irgendwo hinter der Dunkelheit Tag oder Nacht herrschte, und vermochte nicht zu ermessen, wie lange sie noch unbehelligt bleiben würde.
    Wären ihre feinen Sinne nicht gewesen, die alles aufmerksam wahrnahmen, die Felis hätte längst jegliche Orientierung verloren.
    Sie hatte Schmerzen, furchtbare Schmerzen, und so flüchtete sich ihre gemarterte Seele immer wieder in die Welt des Halbschlafs und der Träume, wo es für ihre Qualen keinen Raum gab. Die Träume führten sie weit zurück in jene Zeit, da Whelas eine blühende, wenngleich schon dem Untergang geweihte Stadt war, wo die Felis jenem Einen vom Volk der Gorneth ergeben gedient hatten, der sie geschaffen hatte.
    Eine Tür knarrte.
    Die Ohren der Felis zuckten. Augenblicklich war sie hellwach. Sie lauschte. Schon am Geräusch der sich öffnenden Tür erkannte sie, dass die Heilerinnen zurückkamen.
    Die Felis atmete auf. Die beiden Frauen sorgten gut für sie. Die Salben, mit denen sie die Wunden der Folter zu lindern versuchten, hatten rasch Wirkung gezeigt. Die vorsichtige Art und Weise, mit der sie ihre Arbeit verrichteten, ließ keinen Zweifel daran, dass sie sich vor ihr fürchteten. Aber da war noch mehr. Mit ihren

Weitere Kostenlose Bücher