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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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das Dorf zuführte, einen schmalen und unwegsamen Pfad inmitten des Dschungels, der oft so überwuchert war, dass sie die Pferde am Zügel führen mussten.
    Während ihrer Beratung auf der Lichtung war einstimmig beschlossen worden, Ajana vorrangig bei der Suche nach dem Götterbaum zu helfen. Sobald es ihr gelungen war, von dort in ihre eigene Welt zurückzukehren, wollten Inahwen, Keelin, Kruin und Aileys sich auf den Rückweg nach Nymath machen.
    Als Horus die Kunde von dem Dorf brachte, hatten sie den Plan gefasst, sich den Menschen dort als Reisende zu nähern, die sich im Dschungel verirrt hatten. Dabei sollte Inahwen die Rolle einer Frau von hohem Stand spielen, die mit ihrem Gefolge unterwegs war. Aileys würde zu den Menschen sprechen, während Kruin sein Gesicht zunächst verbergen und sich wegen seiner dunklen Hautfarbe im Hintergrund halten sollte.
     
    Die ersten Dorfbewohner, denen sie begegneten, waren Kinder mit primitiven Angelruten. Es waren zwei Jungen und ein Mädchen mit schwarzen Haaren und dunkler Hautfarbe, die nur dürftig mit einem Schamtuch bekleidet waren. Das Mädchen war noch sehr klein. Um den Kopf hatte es ein Tuch zu einer Art Turban geschlungen, auf dem es mit großem Geschick einen Korb mit Fischen balancierte. Als es die Fremden entdeckte, stieß es einen spitzen Schrei aus, ließ den Korb fallen und rannte mit den Jungen zurück ins Dorf.
    Wenig später sahen sich Ajana und ihre Gefährten gut zwanzig Kriegern gegenüber, die ihnen mit Speeren den Weg versperrten. Furcht spiegelte sich auf den Gesichtern der Männer, aber auch eine wilde Entschlossenheit, ihre Hütten gegen die Fremden zu verteidigen.
    Aileys ließ ihren Braunen ein paar Schritte vortreten.
    »Wir kommen in Freundschaft«, sagte sie im typischen Tonfall der Wunand. Niemand antwortete ihr. Aileys wartete, ob jemand das Wort ergriff, dann fragte sie: »Gibt es jemanden unter euch, der meine Sprache spricht?«
    Schweigen.
    Ajana sah, wie ein ergrauter Krieger einem Jüngeren etwas zuflüsterte. Dieser wandte sich um und eilte davon. Der Alte stützte sich auf seinen Speer und trat vor. Er war kleinwüchsig und von kräftiger Statur. Sein Gesicht war rund, mit einer flachen Nase und eng zusammenstehenden Augen. Wie die anderen Männer seines Stamms trug er ein Lendentuch aus gefärbtem Leder und bunte Ketten aus Holzperlen um den Hals. Sein ergrautes Haar zierte ein federgeschmücktes Stirnband.
    »Nanala schpricht«, formulierte er holprig eine Antwort. »Lami mahlo se.«
    »Was hat er gesagt?« Kruin, der neben Ajana saß, beugte sich zu ihr herüber und runzelte die Stirn. »Ich traue denen nicht.«
    »Ich glaube, der Junge holt jemanden, der unsere Sprache spricht«, flüsterte Ajana ihm zu.
    Wenig später kam der Krieger zurück, eine junge Frau am Arm mit sich zerrend. Sie war einen halben Kopf kleiner als der Krieger, hatte lange schwarze Haare und trug eine helle, aus Pflanzenfasern gewebte Tunika.
    »Nanala!« Der Alte deutete auf die Frau und entblößte grinsend eine lückenhafte Reihe Zähne.
    Die Menge der Speerträger teilte sich, um die Frau durchzulassen, die sich nur widerstrebend dem Willen der Männer fügte. Ihr Blick irrte furchtsam über die Reiter und blieb dann an Aileys hängen, die sogleich aus dem Sattel stieg, um auf Augenhöhe mit der Frau zu sprechen.
    »Nanala?« Aileys bemühte sich um einen freundlichen Tonfall.
    Die Fremde nickte.
    »Ich bin Aileys, Sprecherin der ehrwürdigen Inahwen und ihrer Begleiter.« Aileys deutete zunächst auf sich, dann auf Inahwen und die anderen. »Wir kommen in Freundschaft.«
    Nanala nickte erneut und übersetzte die Worte hastig in ihre eigene Sprache. Verhaltenes Gemurmel wurde laut, dann stellte der Älteste wieder eine Frage.
    »Tiktu will wissen, woher ihr kommt und was ihr hier wollt.« Es war nicht zu überhören, dass Nanala die Sprache lange nicht gesprochen hatte.
    »Sag ihm, wir kommen von weit her. Wir sind auf der Suche nach einem Baum, der auch der Götterbaum genannt wird«, erwiderte Aileys. »Habt ihr davon gehört?«
    Ajana entging nicht, dass Nanala bei dem Namen des Baums erschrocken zusammenzuckte. Aber die junge Frau fing sich schnell, nickte und gab die Frage weiter.
    »Tiktu weiß, dass es in der Tempelstadt einen mächtigen Baum gibt, der einst diesen Namen trug«, übersetzte sie die Worte des Alten. »Er fragt, ob ihr auf dem Weg zum großen Opferfest seid?«
    Aileys wandte sich Inahwen zu, unsicher, was sie darauf antworten

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