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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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hat. Sie lebt!«
    Jetzt erkannte auch Ajana die Stimme. Es war dieselbe, die sie schon einmal gehört hatte, damals, als sie mit Inahwen, Bayard, Keelin und den anderen zum Wnutu geritten war, um die Hohepriesterin des dunklen Gottes endgültig aus Nymath zu vertreiben. Vhara lebte. Asza hatte die Wahrheit gesagt.
    »Keelin!« Ajana hob die Hände vor den Mund, als sie erkannte, was das zu bedeuten hatte. »O Inahwen, hoffentlich ist Keelin ihr nicht begegnet«, flüsterte sie der Elbin zu. »Sie wird ihn gewiss wiedererkannt haben.«
    »Das war auch mein erster Gedanke.« Inahwen machte ein betroffenes Gesicht. »Aber es ist zu spät. Wir können nichts mehr für ihn tun.«
    Ein Raunen lief durch die Menge. Die Menschen riefen und schrien, drängelten und schubsten und reckten und streckten sich, um besser sehen zu können. Allein den Kriegern der Tempelgarde, die die Menge mit ihren Speeren zurückhielten, war es zu verdanken, dass nicht alle auf die einzige noch freie Fläche hinausstürmten.
    »Was geschieht dort?« Aileys, die fast einen Kopf kleiner war als Ajana, versuchte vergeblich, etwas zu erkennen.
    »Es sind Krieger angekommen. Sie führen einen Karren mit sich, auf dem eine gefesselte Gestalt sitzt.«
    »Ich sehe eine Frau«, ergänzte Inahwen, die von allen die besten Augen hatte. »Aber eine sehr seltsame. Ihr Körper ist ganz von Fell bedeckt, und sie hat einen langen Schwanz, fast wie eine Katze. Ihr Kopf ist verhüllt.«
    »Eine Felis!« Aileys keuchte auf »Emo sei uns gnädig, sie wollen eine Katzenfrau hinrichten.«
    »Eine Katzenfrau?«, fragte Ajana, die den Namen Felis noch nie gehört hatte.
    Aileys sagte etwas, aber die Menschen schrien jetzt so laut, dass Ajana sie erst verstehen konnte, als sie sich zu Aileys hinabbeugte.
    »Die Felis waren es, die einst König Sanforan rieten, durch die Wüste nach Nymath zu fliehen«, erklärte ihr die Wunand. »Es heißt, dass sie vor langer Zeit von dem alten Volk der versunkenen Stadt Whelas durch Magie geschaffen wurden und unsterblich sind.«
    »Aber sie soll doch getötet werden?« Erschauernd sah Ajana zu dem Holzgestell hinüber, wo die Krieger gerade dabei waren, die widerstrebende Felis in den hölzernen Rahmen zu spannen.
    »Das wundert mich auch«, hörte sie Aileys sagen. »Es scheint, als würden die Felis in Andaurien noch immer verehrt. Ich vermute, dass die Hohepriesterin mit der Hinrichtung ein Zeichen setzen will, um den Mythos der Unsterblichkeit ein für alle Mal auszulöschen.« Die Wunand deutete auf die Menge ringsumher. »Hör doch nur, wie zornig die Menschen sind.«
    Ajana lauschte. Der vielstimmige Chor ringsumher war zu einem ohrenbetäubenden Lärm angeschwollen, aus dem nur selten ein Ruf klar zu vernehmen war. Fäuste wurde drohend in die Höhe gereckt. In den Gesichtern der Menschen spiegelte sich Wut.
    »Nieder mit der Priesterschaft!« Der junge Mann unmittelbar neben Ajana hatte lange geschwiegen, doch nun fiel auch er mit in den Chor ein. »Die Felis muss leben!«
    Und endlich verstand Ajana, was Aileys meinte.
    »Die Schmährufe gelten gar nicht der Felis, sondern den Priesterinnen«, sagte sie erstaunt. »Alle hier sind wütend und zornig, aber offenbar auch hilflos in ihrer Wut.« Ihr Blick wanderte wieder zur Felis, die nun mit gespreizten Armen und Beinen im Rahmen hing. Dabei fiel ihr auf, dass die Katzenfrau noch immer den Sack über dem Kopf trug.
    »Warum haben die Krieger den Sack nicht fortgenommen?«, fragte sie Aileys, die ein wenig über die seltsamen Wesen zu wissen schien.
    »Weil sie sich vor ihr fürchten«, erklärte Aileys. »Und das wohl zu Recht. Es heißt, die Felis besäßen einen Zauber, mit dem sie ihre Gegner in Schatten hüllen können. Nicht wirklich, aber durch einen Blick in die Augen. Sie sind dann für einige Zeit blind und stellen keine Gefahr mehr dar. In der Legende heißt es: Blicke einer Katzenfrau niemals in die Augen.«
    Die Krieger hatten ihre Arbeit getan und traten vom Gerüst zurück. Ihr Anführer hob die Hand zum Zeichen, dass alles bereit war. Gleich darauf schmetterten die Muscheltrompeten erneut über den Platz, und diesmal brandete echter Jubel auf.
    »Da ist Keelin!« Inahwen deutete in Richtung der Empore, an deren rechter Seite zwei Gestalten den Platz betreten hatten. Einer war ein Krieger der Tempelgarde, der mit zielsicherem Schritt über den Platz ging, der andere war – Ajana musste zweimal hinsehen, um ihn zu erkennen – tatsächlich Keelin.
    »Er … er

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