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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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einem hellen Schein, während sich die Melodie Gaelithils wie von selbst in ihren Gedanken formte, um ihr den ersehnten Schutz zu gewähren.
     
     

    ***
     
    »Blut und Feuer! Was hat das zu bedeuten?« Fassungslos starrte Vhara auf die entfesselten Massen, die sich unweit der Empore einen gnadenlosen Kampf mit den Kriegern der Tempelgarde lieferten.
    Die Befehlshaber der Truppen hatten schnell reagiert. Immer mehr Krieger strömten auf den Platz. Eine doppelte Reihe schützte die Empore mit den Priesterinnen, während die anderen ihren bedrängten Kameraden zu Hilfe eilten. Sie waren gut ausgebildet und hervorragend bewaffnet, dennoch taten sie sich schwer, dem Hass der aufgebrachten Menge Einhalt zu gebieten. Für jeden Krieger, der fiel, starben Dutzende der Rebellen. Doch ihre Zahl war schier übermächtig, und die Lücken wurden im Handumdrehen wieder geschlossen. Wo immer ein Krieger fiel, waren die Streiter schon heran, entrissen ihnen die Waffen und setzten diese augenblicklich gegen die Tempelgarde ein.
    Ein Pfeil sirrte unmittelbar an Vharas Kopf vorbei und bohrte sich in die Lehne ihres Korbstuhls, ein weiterer traf eine andere Priesterin am Arm. Die Frauen schraken auf und suchten Schutz im hinteren Teil der Empore, die Dienerinnen mit den Fächern ergriffen schreiend die Flucht.
    »Verdammt, worauf wartet ihr noch?«, herrschte Vhara die Caudillos der Ajabani an, die immer noch mit verschränkten Armen vor der Empore standen. »Kommt herauf und schützt unsere Gäste.«
    »Warum?« Einer der Caudillos drehte sich gelassen zu ihr um. Seine Augen blitzten spöttisch.
    »Warum?« Vharas Stimme überschlug sich fast, so wütend war sie. »Weil ihr mir zu dienen habt. Weil es eure Pflicht ist.«
    »Da irrt Ihr Euch.« Die Stimme des Ajabani war schneidend. »Ajabani sind niemandem zum Dienst verpflichtet. Schon gar nicht, wenn uns der versprochene Lohn vorenthalten und einer unserer Brüder getötet wird.«
    »Ich habe euch sein Leben in Gold aufgewogen«, herrschte Vhara ihn an.
    »Das Leben eines Ajabani ist unbezahlbar«, erwiderte der Caudillo gelassen. »Ajabani sind keine Söldner, die sich kaufen lassen. Wir dienen nur uns selbst:«
    »Du wagst es, dich mir zu widersetzen?« Vhara hob drohend die Hand. »Ich befehle dir, sofort …«
    »Befehlt Ihr nur. Es wird Euch keiner mehr folgen.« Der Caudillo gab den anderen ein Zeichen und wandte sich ab. »Kommt, wir gehen zu den anderen.«
    »Zu den anderen?«, kreischte Vhara. Wieder zischte ein Pfeil nur knapp an ihr vorbei, und ein Aufschrei von den hinteren Plätzen der Empore zeigte, dass er ein Ziel gefunden hatte. »Die anderen sind hier!« Sie deutete auf das Schlachtgetümmel.
    »Da wäre ich mir an Eurer Stelle nicht so sicher.« Der Caudillo deutete eine spöttische Verbeugung an und fügte hinzu: »Möget Ihr in einer verlustreichen Schlacht unterliegen.«
    »Was sagst du da?« Vhara schnappte nach Luft. »Bleibt stehen! Ich befehle es euch!«
    Aber keiner hörte auf sie. Die Ajabani verließen den Platz so seelenruhig, als ginge sie das allgegenwärtige Töten und Sterben nichts an. Nur der Letzte wandte sich noch einmal um und sagte an Vhara gewandt: »Übrigens, die Felis lagern nahe dem Waldrand. Wir beobachten sie schon seit ein paar Tagen.« Dann war auch er nicht mehr zu sehen.
    Die Felis!
    Vhara starrte dem Ajabani nach. Sie hätte wütend sein müssen, enttäuscht und voller Hass auf jene, die sie so schändlich verraten hatten. Aber sie war es nicht.
    Sie war ganz ruhig. Gefährlich ruhig. So ruhig, wie sie nur selten wurde, nämlich dann, wenn ein tödlicher Plan in ihr heranreifte.
    Sie würde die Ajabani töten. Alle! Aber nicht sofort. Diesen schändlichen Verrat würden sie mit jeder Faser ihres Köpers bereuen. Jeder Einzelne von ihnen würde dafür tausend Tode sterben und tausendmal winselnd um ein schnelles Ende flehen, das sie ihnen nicht gewähren würde.
    Niemals zuvor hatte es jemand gewagt, sie so zu demütigen.
    Diese hinterhältigen Verräter hatten sie in dem Glauben gelassen, dass sich die Ajabani wie geplant unter das Volk mischen würden, bereit, jeden Aufstand im Keim zu ersticken. Doch außer den sechs Caudillos, die ihre schändliche Rolle bis zum Schluss vollendet gespielt hatten, war kein einziger Ajabani gekommen. Und was noch schwerer wog: Man hatte ihr wissentlich verschwiegen, dass die Felis in der Nähe der Tempelstadt waren, um zu verhindern, dass sie sich darauf vorbereiten konnte.
    Man hatte sie

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