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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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und ihm zuriefen, dass er die Felis retten möge. Sie hörte es und wusste doch, dass sich die Hoffnung der Menschen nicht erfüllen würde. Niemand außer ihr schien zu ahnen, dass alles genau geplant war. Niemand schien zu wissen, dass auch der Gottesbote von den Priesterinnen eingesetzt war, um die Felis zu töten.
    Ein entschlossenes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie wusste es besser, und sie würde es verhindern.
    Endlich legte der Gottesbote den Pfeil auf die Sehne und spannte den Bogen.
    Auf dem Platz herrschte Totenstille.
    Jetzt!
    Suara zögerte nicht. In einer ansatzlosen Bewegung hob sie das Blasrohr an die Lippen, blies kräftig hinein und ließ es noch im selben Augenblick zu Boden fallen.
    Sirrend verließ der Pfeil des Gottesboten die Sehne. Nur Bruchteile eines Herzschlags später keuchte er auf und griff sich an den Hals.
    »Achtung! Sie hat ein Blasrohr.« Ein Warnruf zeriss jäh die angespannte Stille. Wie von selbst fand das Messer den Weg in Suaras Hand, bereit, sich zu verteidigen. Dann bemerkte sie den Irrtum. Sie war gar nicht gemeint.
    Vierzig Schritte entfernt wurde Oxana von einem Tempelkrieger aus der Menge gezerrt und zu Boden geworfen. Ihr helles Gewand war von Blut getränkt. Der Krieger zögerte nicht. Kaum, dass Oxana vor ihm am Boden lag, stieß er ihr den Speer mitten in die Brust.
    Suara stand wie erstarrt, sie wollte zu ihrer Freundin laufen, doch in der Menge war kein Durchkommen.
    Aus den Augenwinkeln sah sie noch, wie der Gottesbote geschwächt vom Gift des Pfeils zu Boden sank, während der Henker auf der anderen Seite vom Pfeil des Gottesboten tödlich getroffen wurde. Dann ging alles sehr schnell.
    »Für Callugar!« Der dröhnende Schlachtruf der Rebellen erhob sich ringsumher wie ein Sturm über der Menge. Dolche wurden gezückt und Messer zur Hand genommen, als die Rebellen wie ein Mann vorstürmten. Ihr Mut übertrug sich auf die überraschte Menge; ihr Beispiel gab dem Hass und der Wut der Unterdrückten ein Ziel und ließ selbst jene, die keine Waffe hatten, mit bloßen Fäusten den Kampf aufnehmen. Die Tempelkrieger, die die Menge zurückhalten sollten, gerieten arg in Bedrängnis und waren schon bald in heftige Zweikämpfe verwickelt.
     
     

    ***
     
    »Keelin!«
    Erschüttert musste Ajana mit ansehen, wie Keelin taumelnd zu Boden ging. Sie hörte weder den Kampfschrei der Rebellen, noch bekam sie etwas davon mit, was um sie herum geschah. Sie hatte nur Augen für Keelin, der reglos am Boden lag. Ohne auf die Zweikämpfe zu achten, die ringsumher entbrannten, rannte sie durch die Menge auf ihn zu und sank neben ihm auf die Knie.
    Er hatte die Augen geschlossen. Sein Gesicht war bleich, und der Atem ging stoßweise. Auf seiner Stirn glänzten Schweißperlen.
    »Wir müssen ihn hier wegschaffen. Schnell!« Wie aus dem Nichts tauchten Aileys und Inahwen an ihrer Seite auf. Die Wunandamazone hatte einem sterbenden Tempelkrieger das Schwert entrissen. Geschickt parierte sie die vereinzelten Attacken, die sich aus dem Gewühl gegen sie richteten, während Inahwen den Elbenstab wie eine Waffe einsetzte, um die Kämpfenden von Ajana und Keelin fern zu halten.
    Ajana war verzweifelt. Überall wurde erbittert gekämpft, und Keelin wurde immer schwächer.
    »Das Amulett«, rief Inahwen ihr zu. »Du musst Algiz anrufen, so wie du es schon für Abbas im Sandsturm getan hast. Dann können sie uns nichts anhaben. Spute dich, lange können Aileys und ich euch nicht mehr schützen.«
    Algiz! Mit zitternden Fingern holte Ajana das Amulett unter ihrer Tunika hervor und berührte die erste Rune.
    Komm schon! Voller Ungeduld wartete sie darauf, dass das Licht in ihr entflammte.
    Nichts geschah.
    Bitte!, flehte sie in Gedanken. Bitte, lass mich nicht im Stich.
    Ein schwerer Körper fiel gegen ihren Rücken und blieb reglos am Boden liegen. Fast wäre auch sie gestürzt, konnte sich aber geschickt abfangen und legte den Finger erneut auf die Rune.
    Bitte, bitte!
    »Du musst dich entspannen!«, rief Inahwen ihr zu. »Nur in der Ruhe kannst du die Kraft finden, die die Magie erweckt.«
    Entspannen. Fast hätte Ajana in ihrer Verzweiflung laut aufgelacht. Wie sollte sie sich entspannen, wenn überall gekämpft und gestorben wurde? Wie sollte sie Ruhe finden, wenn sie fast verrückt wurde vor Sorge um Keelin?
    Ich muss es schaffen!
    Sie atmete tief durch und berührte die Rune ein drittes Mal – und endlich sah sie das Licht, das die Magie einleitete. Es schwoll an und wurde rasch zu

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