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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin
Autoren: Monika Felten
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gefiederte Kaktusspitze von Keelins Hals, deren Widerhaken sich in der Haut verfangen hatten.
    Mit der Kraft der Runenmagie war es ihnen gelungen, Keelin unbehelligt aus dem Schlachtengetümmel herauszutragen und an einem sicheren Platz auf der anderen Seite des Götterbaums ins weiche Gras zu betten. Sein Gesicht war kreidebleich, der Körper schwach.
    »Gift?«, rief Ajana erschrocken aus. »Aber wer …?«
    »Vermutlich dieselben, die auch diesen Aufstand geplant haben«, beantwortete Inahwen ihr die Frage, noch bevor sie diese aussprechen konnte.
    »Aber er hat doch niemandem etwas getan!« Ajana war außer sich. »Er hat den Henker getötet. Das bedeutet, dass er der Katzenfrau helfen wollte.«
    »Das haben sie wohl nicht verstanden.« Inahwen seufzte. »Es bringt uns nicht weiter, darüber nachzusinnen, wie es dazu kam«, sagte sie mit ernster Miene. »Wir müssen ihm helfen.«
    »Aber wie?« Ajana blickte die Elbin mit großen Augen an. »Wie viel Zeit bleibt uns noch?« Inahwen antwortete nicht sofort. Sie kniete nieder, legte die Hand auf Keelins schweißnasse Stirn und schloss die Augen.
    »Er kämpft!«, sagte sie mit so angespannter Stimme, als sei sie selbst Teil dieses Kampfes. »Er will leben.«
    »Was können wir tun?« Ajanas Stimme bebte. Sie rang mit den Tränen.
    »Ich kann ihm geben, was ich an Kräften besitze«, erwiderte Inahwen. »Es wird ihm helfen, gegen das Gift anzukämpfen, wenn seine Kraft schwindet. Ob es genügt, das Gift aufzuhalten, vermag ich nicht zu sagen.«
    »Bitte!« Ajana faltete in stummer Verzweiflung die Hände. »Bitte versucht es. Er darf nicht sterben.«
    »Ja, versucht es, Inahwen«, meldete sich nun auch Aileys zu Wort. »Ajana wird den Schutz der Runen aufrecht halten, so lange es nötig ist. Ihr könnt ungestört wirken.«
    »Ja, das werde ich.« Ajana nickte ernst. Das Runenamulett lag warm und vertraut in ihrer Hand. Solange sie Algiz anrief, konnte nichts die schützende Hülle durchbrechen, die sie um sich und ihre Gefährten gewoben hatte.
    »Ich werde für ihn tun, was in meiner Macht steht.« Inahwen nickte und reichte Ajana den Elbenstab. Die freie Hand legte sie auf Keelins Stirn, die andere auf sein Herz. Noch einmal atmete sie durch. Dann schloss sie die Augen und versank in tiefer Trance.
    Hin- und hergerissen zwischen Hoffen und Bangen, beobachtete Ajana Inahwens stummes Wirken und betete im Stillen darum, dass ihr Erfolg beschieden sein möge.
    Über ihr in den Zweigen des Götterbaums raschelte es.
    Horus war gekommen und beäugte mit kummervollem Blick, was Inahwen tat. Immer wieder versuchte er, zu Keelin zu gelangen, aber die Runenmagie machte keinen Unterschied zwischen Freund und Feind, und so gelang es ihm nicht, die magische Hülle zu durchbrechen.
    »Ach, Horus!« Auch Aileys hatte den Falken bemerkt. »Du kannst jetzt nicht zu ihm.«
    »Vielleicht ist es ein Fehler, ihm den Weg zu Keelin zu versperren«, überlegte Ajana laut. Sie fühlte sich sterbenselend und war bereit, jede Hilfe anzunehmen, und sei sie noch so gering. Horus war Keelin näher als jeder andere von ihnen – vielleicht konnte er ihm helfen.
    »Was tut Ihr da?« Entsetzt beobachtete Aileys, wie Ajana die Finger vom Amulett löste, um den Fluss der Magie zu unterbrechen. »Das dürft Ihr nicht. Wir haben Inahwen versprochen …«
    »Keine Sorge, es ist nur ganz kurz«, beeilte sich Ajana zu erklären. »Gerade so lange, dass Horus hindurchfliegen kann. Danach errichte ich die schützende Hülle wieder.«
    Der Blick, mit dem Aileys sie musterte, war voller Unbehagen. »Ihr glaubt, dass Horus ihm helfen kann?«, fragte sie.
    »Ich weiß es nicht, aber ich hoffe es.« Unsicherheit schwang in Ajanas Stimme mit. »Wenn er stirbt, würde ich mir nie verzeihen, es nicht wenigstens versucht zu haben.«
    »Ich verstehe.« Aileys nickte.
    Unter den Kämpfenden brach Jubel aus, aber Ajana achtete nicht darauf. Stück für Stück öffnete sie den schützenden Ring der Magie und hoffte gleichzeitig, dass Horus es spüren würde.
    Komm!, lockte sie ihn in Gedanken. Komm, der Weg ist frei!
    Der Falke zögerte. Zu oft schon war er an der magischen Hülle gescheitert und traute sich offenbar nicht, es noch einmal zu versuchen.
    Komm!
    Endlich stieß Horus sich von dem Ast ab und landete neben Keelin auf der Erde. Aller Augen waren nun auf ihn gerichtet. Er hatte den Falkner fast erreicht, als Inahwen plötzlich aufkeuchte und besinnungslos zusammenbrach.
    »Inahwen!« Ajana wollte ihr zu
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