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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin
Autoren: Monika Felten
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die sie umfangen hielt.
    »Ajana!«
    Sie konnte nicht antworten, doch wer immer da zu ihr sprach, schien zu spüren, dass sie ihn hörte.
    »Gib es ihr!« flüsterte die Stimme ihr zu. »Gib ihr das Amulett.«
    Nein! Ajana zuckte erschrocken zusammen. Sie hatte schon so viel verloren. Das Amulett würde sie niemals hergeben.
    »Wenn du es nicht tust, wirst du sterben.« Aus der Dunkelheit formte sich die anmutige Gestalt einer Elbin.
    Inahwen?
    Gaelithil?
    Ajana versuchte, mehr zu erkennen, aber das Bild war zu verschwommen.
    »Vertraue mir!«, wisperte es von allen Seiten. »Gib ihr das Amulett und unterweise sie, den Schutzzauber für sich zu nutzen.
    Was immer sie von dir verlangt, unterweise sie in Algiz. Dann wird …«
    »Du elender Dummkopf!«
    Mit einem Ruck war die Dunkelheit fort, und die Schmerzen kehrten zurück. Ajana wimmerte.
    »Willst du sie umbringen?« Vhara riss Imhot den glühenden Speer aus der Hand. »Ich brauche sie lebend! Geht das nicht in deinen Schädel? Lebend!«
    »Ja, Herrin.« Imhot duckte sich, als sei er geschlagen worden.
    »Dann los!« Vhara gab ihm den Speer zurück. »Versuch es noch einmal.«
    »Bitte nicht!«, flehte Ajana. Sie hatte furchtbare Angst. Der Schmerz in ihrem Arm wütete wie ein wildes Tier, und der Gedanke, solche Qualen noch einmal erleiden zu müssen, war ihr unerträglich. »Ich gebe Euch das Amulett.«
    »Seht Ihr!« Imhot strahlte. »Es hat gewirkt.«
    Vhara bedachte ihn mit einem abfälligen Blick: »Nimm ihr die Fesseln ab und verschwinde!«, sagte sie kühl.
    Ungeduldig schritt sie vor Ajana auf und ab, während Imhot die Fesseln löste, den Sack aufhob und geduckt aus der Halle huschte.
    Ajana streifte die Kette mit dem Amulett über den Kopf. Einen kurzen Augenblick zögerte sich noch, unsicher, ob sie wirklich das Richtige tat, dann übergab sie es Vhara, die kaum erwarten konnte, es in Händen zu halten.
    »Endlich!« Die Hohepriesterin hielt das Kleinod so zum Licht der Flammen, dass es blitzte und funkelte. »Endlich ist es mein!« Doch der Augenblick der Begeisterung währte nicht lange. Sogleich hatte sie sich wieder im Griff, trat mit einer herrischen Geste auf Ajana zu und fragte: »Was muss ich tun?«
    »Wonach verlangt es Euch?« Ajana rang um Fassung. Die Wunde am Arm brannte wie Feuer, doch mehr noch als die körperliche Qual schmerzte es sie, das Amulett in den Händen der Hohepriesterin zu sehen.
    Tief in sich glaubte sie wieder die Stimme der Elbin zu hören: Vertrau mir.
    »Zeige mir, wie ich die Macht des Feuers ohne Opferblut erwecken kann«, forderte Vhara. »Das Amulett ist meine letzte Hoffnung, die Rebellen zu vernichten. Sobald der wahre Herrscher nach Andaurien zurückgekehrt ist, werden die Verräter vernichtet werden.«
    Ajana zögerte. Sie war sich nicht sicher, ob sie der inneren Stimme trauen konnte. Und wenn es nur eine List war? Wenn Vhara selbst ihr die Vision gesandt hatte?
    »Nun mach schon.« Mit wenigen Schritten war die Hohepriesterin bei ihr, bückte sich und packte Ajana so hart am Kinn, dass die grün lackierten Fingernägel ihr in die Wange schnitten. »Sag – es – mir!«
    Ajana keuchte auf.
    »Berührt Dagaz mit dem Finger«, gab sie Vhara zögernd das Geheimnis preis. »Schließt die Augen und lauscht meinem Gesang. Wenn ich es sage, geht weiter zu Algiz, dann zu Wunjo und zu Gebo.«
    »Wenn das eine List ist, werde ich dich töten!« Vhara blickte Ajana scharf an und legte den Finget auf die erste Rune, während Ajana mit dünner Stimme die Magie der Runen anrief.
    Algiz, Wunjo, Gebo …
    Die Reihenfolge war ihr wohl bekannt. Sie vertraute auf die Stimme der Elbin und sang das Lied so unbeirrt wie zuvor schon im Sandsturm und am Götterbaum. Das Lied verklang, und mit ihm verblasste auch die letzte Vision, die die Melodie begleitete.
    »War das alles?« Vhara blickte sie misstrauisch an.
    »Ich habe getan, was Ihr verlangtet!« Die Antwort kam Ajana nur schleppend über die Lippen. Sie war erschöpft. Die Magie der Runen anzurufen, hatte ihr die letzten Kräfte geraubt, und sie kämpfte gegen das Gefühl der Ohnmacht an, das sie zu überwältigen drohte.
    »Nun gut.« Ein drohender Unterton schwang in Vharas Stimme mit. Das Amulett in der Hand, trat sie an den Rand der Feuergrube. Das Licht der Flammen, die nun wie von Wind gepeitscht mannshoch aus dem Boden schlugen, warf tanzende Schatten auf ihr Gesicht. Nach einem kurzen Augenblick des Zögerns kreuzte sie die Hände vor der Brust und trat mitten in die
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