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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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die Hand an sich. »Was ist das für eine Bosheit?«
    »Darum kümmere ich mich später. Zum Tempel! Schnell!«, befahl Vhara über den weiter anschwellenden Kampflärm hinweg. »Und achtet mir darauf, dass sie am Leben bleibt. Ich brauche sie noch!«
     
     

    ***
     
    Jedem Schritt, den Ajana von den Kriegern mitgeschleift wurde, begegnete sie mit heftiger Gegenwehr. Sie trat, biss und kratzte, erntete dafür von den Männern aber nicht mehr als ein höhnisches Grinsen. So gab sie die sinnlosen Angriffe schließlich auf und verwendete ihr Kräfte darauf, sich aus dem Griff der Peiniger zu winden und ihre Verzweiflung in die Dämmerung hinauszuschreien.
    Doch was sie auch tat, es blieb vergebens. Niemand kümmerte sich um sie, niemand kam, um ihr zu helfen. Ihre Schreie verhallten ungehört, denn Vhara wählte einen Weg abseits des Kampfgetümmels.
    Auf den Treppenstufen, die zum Eingang des großen Tempels hinaufführten, geriet Ajana ins Stolpern. Aber die Krieger kannten keine Gnade und zerrten sie weiter, durch dunkle Gänge und Flure hin zu einem Ort im Herzen des Tempels – dorthin, wo das heilige Feuer brannte, dessen Flammen von Blut genährt wurden. Vor der Tür hielten sie inne und versetzten ihr einen kräftigen Stoß, der sie mehrere Schritte in die heilige Halle hineinstolpern ließ, ehe sie zu Boden stürzte.
    Keuchend blieb sie auf den kalten Steinplatten liegen. Ihre Knie schmerzten, die trockene Kehle brannte, und vor ihren Augen tanzten Sterne.
    »Und nun, mein hübsches Kind, wirst du mir das Amulett freiwillig übergeben und mir zeigen, wie die Magie der Runen erweckt wird.« Unheilvoll erhob sich Vharas Stimme über das Knistern der Flammen hinweg, die aus einer Mulde des geschwärzten Steinbodens in der Mitte des Gewölbes emporzüngelten.
    »Niemals.« Es kostet Ajana viel Kraft, die nötige Entschlossenheit in dieses eine Wort zu legen. Sie hatte alles verloren, Keelin, ihre Heimat, ihre Freunde … alles. Das Einzige, was ihr geblieben war, war das Amulett – ihr Erbe, das Geschenk ihrer Ahnen –, und sie war entschlossen, darum zu kämpfen.
    »Niemals«, presste sie noch einmal nachdrücklich hervor.
    Vhara kam näher und baute sich drohend vor ihr auf. Für endlose Augenblicke blieb das Knistern der Flammen das einzige Geräusch im Raum.
    »Das ist nicht besonders klug von dir«, sagte sie einschüchternd, wandte sich um und richtete das Wort an die Krieger vor der Tür: »Schafft mir Imhot herbei!«, befahl sie scharf »Sofort!«
     
    Es dauerte nicht lange, bis draußen eilig trippelnde Schritte zu hören waren. Gleich darauf betrat ein gedrungener Mann in dunkler Kutte das Heiligtum. Er war fast einen Kopf kleiner als Vhara, mit schwarzen, strähnigen Haaren, die am Hinterkopf schütter waren. Über der buckligen Schulter trug er einen schäbigen Sack.
    »Ihr verlangt nach mir, Herrin?«, sagte er, stellte den Sack ab und verneigte sich demütig.
    »Sie besitzt etwas, das ich haben muss.« Vhara deutete auf Ajana, die immer noch am Boden kauerte. »Aber sie weigert sich, es mir zu überlassen. Bring sie dazu, es mir zu geben – freiwillig.«
    Imhot grinste.
    »Wie Ihr befehlt.« Er öffnete den Sack, holte zwei Schnüre heraus und winkte zwei Krieger herbei, die Ajana damit fesselten. Imhot huschte derweil zu einem der Kohlebecken, die zu beiden Seiten der Tür standen, und legte klirrend etwas in die Glut. Dann kehrte er zu Ajana zurück.
    »Ich würde dir raten nachzugeben«, sagte er auf eine Weise, als bereite ihm das, was er gleich würde tun müssen, großen Kummer. »Es würde dir schmerzvolle Folter ersparen.«
    »Nein!«
    Imhots Miene verhärtete sich. »Nun, dann hast du es nicht anders gewollt.«
    Ajana sog die Luft scharf ein, als sie sah, wie er eine glühende Speerspitze aus dem Kohlebecken zog und damit auf sie zukam.
    »Willst du dich nicht doch noch umstimmen lassen?«, fragte er.
    »Lieber sterbe ich.« Der Geruch des Metalls streifte Ajanas Nase. »Das Amulett gehört mir.« Sie sah die glühende Speerspitze näher kommen, spürte die Hitze und biss die Zähne zusammen.
    Imhot zögerte kurz, als wolle er ihr noch eine letzte Gelegenheit geben, ihren Entschluss zu überdenken. Dann presste er das glühende Eisen auf ihren Arm.
    Ajana schrie. Ihr Körper schien zu explodieren. Der ungeheure Schmerz zerrte an ihren Sinnen, ihr Herz raste, und der Geruch nach verbranntem Fleisch raubte ihr den Atem. Dann wurde es dunkel.
    »Ajana?«
    Ewas regte sich in der Dunkelheit,

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