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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin
Autoren: Monika Felten
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verraten, und sie würde nicht eher ruhen, bis das Herz des letzten Ajabani im Kohlebecken schmorte. Schon morgen würde die Jagd beginnen. Eine Jagd, bei der es keine Gnade geben würde.
    Vhara ließ den Blick über den Platz schweifen, und was sie sah, gab Anlass zur Hoffung. Die Krieger der Tempelgarde schlugen sich tapfer und konnten bereits erste Erfolge verzeichnen. Immer noch kamen neue Truppen hinzu, die sich ohne zu fragen in den Kampf stürzten. Sie waren den Streitern Callugars zahlenmäßig längst ebenbürtig und rafften die oft nur mit bloßen Händen kämpfenden Rebellen wie niederes Viehzeug dahin.
    Vhara sah ein junges Mädchen unter den Schwertstreichen eines Kriegers zu Boden gehen und einen dicken Burschen mit einem Messer in der Hand, der, drei Pfeile im Rücken, bis fast vor die Empore taumelte, wo der Speer eines Kriegers seinem Leben ein Ende setzte. Sie spürte den Hass der Menschen, die Verzweiflung, die sie antrieb, und …
    Vhara hielt den Atem an. Ganz in der Nähe erspürte sie eine fremde magische Kraft, die für einen kurzen Augenblick anschwoll und erlosch, um nur wenig später mächtig und kraftvoll über den Kämpfenden aufzusteigen.
    Magie? Vhara stutzte. Im ersten Augenblick glaubte sie, die Felis hätten bereits in das Geschehen eingegriffen, aber dann erkannte sie den Irrtum. Es war nicht die Magie der Felis, die sie spürte. Es war etwas anderes. Etwas, das ihr vertraut war. Etwas, das ein heißes Verlangen in ihr weckte und sie alles andere vergessen ließ.
    Sie war hier!
    Vhara spürte, wie sie zu zittern begann.
    Noch während sie die Empore hinabhastete, riss sie sich den Kopfputz und den prachtvollen Umhang vom Leib, bis sie nur noch in dem schlichten Untergewand dastand. Der Aufstand, die anderen Priesterinnen, der Verrat der Ajabani, ja, selbst die Felis waren ihr plötzlich gleichgültig. In ihrem Kopf gab es nur noch einen Gedanken: Die Macht der Runen hatte den Weg nach Andaurien gefunden, und diesmal würde sie ihr nicht entkommen.

 

     
     
     
     
     
    »Es sind zu viele, das schaffen wir nicht!« Verzweiflung schwang in Kalocs Stimme mit. Zusammen mit Jarmil und einigen anderen Streitern hatte er sich einer schier erdrückenden Übermacht von Tempelkriegern zu erwehren, die von allen Seiten auf sie eindrangen und den Kreis immer enger um sie zogen.
    »Wir dürfen nicht aufgeben!« Jarmil keuchte, Schweiß rann ihm über die Stirn. Er hatte ein Schwert erbeutet und parierte geschickt einen Speerstoß. »Haltet durch. Die Nuur können nicht mehr weit sein.«
    »Wenn sie nicht bald kommen, ist es zu spät.« Kaloc tänzelte einen Schritt zur Seite, als der Krieger neben ihm von einem Pfeil tödlich getroffen zusammenbrach. »Callugar stehe uns bei«, entfuhr es ihm. »Wenn das so weitergeht, werden wir nicht mehr lange standhalten.«
    »Kämpft!« Jarmil verstärkte seine Anstrengungen noch einmal. Obwohl er am Ende seiner Kräfte war, hieb er unermüdlich auf die Tempelkrieger ein und gab den anderen ein Beispiel. Kaloc sprang ihm zu Hilfe – und wirklich: Wie durch ein Wunder gelang es ihnen, eine Bresche in den erdrückenden Ring aus Tempelkriegern zu schlagen und der tödlichen Falle zu entkommen.
    Mehr als ein kurzer Augenblick des Aufatmens war ihnen jedoch nicht vergönnt. Auch außerhalb des Kessels wüteten erbitterte Kämpfe. Tote und Verwundete lagen zu Hunderten auf der Erde, und ihr Blut machte den Boden schlüpfrig.
    Jarmil erhaschte einen Blick auf die Felis, die vor dem Gerüst am Boden lag. Die Fesseln hatte man ihr gelöst, aber sie trug noch immer den Sack über dem Kopf trug. Offenbar hatte es niemand gewagt, ihn zu entfernen. Sie musste sehr schwach sein, denn sie bewegte sich kaum. Die Streiter hatten einen dichten Ring um sie gebildet und verteidigten sie mit ihrem Leben, aber sie wurden immer heftiger bedrängt.
    »Komm!« Jarmil packte Kaloc am Arm. »Zur Felis!«, rief er ihm zu und zerrte ihn die ersten Schritte mit sich in Richtung des Holzgerüsts. Er wusste nicht, ob die Felis ihnen helfen konnte, aber er betete im Stillen darum und war entschlossen, es zu versuchen.
    Am Ende des Platzes marschierten weitere Einheiten der Tempelgarde auf.
    So viele! Jarmil fühlte, wie die Verzweiflung ihn zu überwältigen drohte. Hatten sie sich wirklich so sehr getäuscht? Oder hatte man ihnen absichtlich falsche Zahlen über die Truppenstärke der Tempelgarde zukommen lassen? Ajabani waren noch keine zu sehen, doch die ungeheure Menge an
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