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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin
Autoren: Monika Felten
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Tempelkriegern, die hier in kürzester Zeit zusammengezogen wurden, ließ darauf schließen, dass die Priesterinnen auf einen Aufstand vorbereitet waren.
    »Unsere Getreuem sterben immer schneller!« Auch Kaloc hatte die Lage erfasst. »Wenn die Nuur und die Felis nicht bald …«
    »Sie werden kommen!« Jarmil blieb unerschütterlich. Es stand schlecht um seine Leute, aber noch war die Schlacht nicht verloren. Mit wenigen Schritten erreichte er die Felis, kniete neben ihr nieder und machte sich daran, das Band zu öffnen, das den Sack über ihrem Kopf am Hals verschloss.
    »Kannst du mich verstehen?«, fragte er.
    Der Schwanz der Felis zuckte.
    Jarmil nahm es als Antwort. »Du musst uns helfen«, flehte er sie an. »Du musst deine Magie gegen die Tempelkrieger einsetzen, sonst sind wir verloren.«
    Der Schwanz zuckte erneut.
    »Gut. Ich nehme jetzt den Sack fort.« Jarmil zog an dem Stoff und blickte beiseite.
    Hilf … mir! Die Worte erreichten sein Bewusstsein, ohne dass jemand gesprochen hatte. Hilf … mir auf!
    Jarmil verstand. Ohne zu zögern hob er die Felis auf, legte ihren Arm so um seine Schultern, dass sie stehen konnte, und winkte Kaloc herbei, damit auch er sie stützte.
    »Die Felis!« Ein Aufschrei lief durch die Menge, als die Ersten die Katzenfrau erblickten.
    »Die Tempelkrieger sind in der Überzahl«, raunte Jarmil der Felis zu. »Hilf uns.«
    Die Felis antworte nicht. Aber sie schien ihn verstanden zu haben. Jarmil spürte ein leichtes Vibrieren, das den Körper der Katzenfrau erfasste. Sie versteifte sich, und aus ihrer Kehle drang ein leises Knurren. Was genau sie tat, blieb Jarmil verborgen. Das Ergebnis jedoch war überwältigend.
    Dutzende Tempelkrieger vor ihnen schrien nahezu gleichzeitig auf, ließen die Waffen fallen und schlugen die Hände vors Gesicht. Einige sanken zu Boden, andere irrten mit ausgestreckten Armen wie blind umher. Die Rebellen zögerten nicht. Die wenigen Augenblicke der Blindheit genügten ihnen, um den verhassten Tempelkriegern endgültig den Garaus zu machen.
    Jubel brandete auf, doch er war nur von kurzer Dauer. Als der letzte wehrlose Krieger getötet war, verließen auch die Felis die Kräfte. Wie eine Fadenpuppe, deren Schnüre durchtrennt wurden, erschlaffte sie.
    »Wir müssen sie an einen sicheren Ort bringen!«, rief Kaloc Jarmil zu. »Schnell!«
    Einen sicheren Ort! Jarmil lachte innerlich auf. Wo sollten sie einen solchen finden? Im Umkreis von mehreren hundert Schritten wurde erbittert gekämpft. Selbst auf der Empore lieferten sich die Kämpfer schon heftige Zweikämpfe. Offenbar hatten sich die Priesterinnen von dort zurückgezogen. Von den Ajabani fehlte immer noch jede Spur.
    Jarmil seufzte. Einen sicheren Ort gab es nicht.
    »Die Nuur! Die Nuur kommen!« Eine Frau stieß einen Jubelschrei aus und deutete auf den fernen Waldrand, wo sich eine Reihe dunkler Gestalten aus den Schatten lösten.
    Djakûn!
    Jarmil spürte, wie sich der Ring der Verzweiflung löste, der sich um seine Brust gelegt hatte. Wenn jetzt noch …
    Nahe der Empore erklangen Schreie, die selbst das Schlachtgetümmel übertönten.
    »Sie sind da!« Kaloc strahlte über das ganze Gesicht. »Sie sind wirklich gekommen!«
    Jarmil reckte sich und erkannte eine Gruppe von fünf Felis, die die Empore erklommen hatten. Mit starrem Blick aus ihren gelben Katzenaugen fixierten sie die Kämpfenden und woben ihre machtvollen magischen Schatten unter den Kriegern der Tempelgarde. Den meisten erging es nicht besser als zuvor ihren Kameraden. Dunkelheit legte sich über ihre Augen und machte sie blind.
    Die Rebellen zögerten nicht, diesen Vorteil für sich zu nutzen.
    Binnen weniger Herzschläge wurde aus der verloren geglaubten Schlacht ein blutiges Gemetzel. Wut, Hass und Rachegelüste, aufgestaut in Jahrhunderten der Knechtschaft, Verzweiflung und Tyrannei, entluden sich in einem barbarischen Blutrausch, der selbst vor den Priesterinnen nicht Halt machte, die in Richtung des Haupttempels zu fliehen versuchten.
    Die entfesselte Menge kannte keine Gnade. Wie von Sinnen hackten und hieben sie selbst auf jene ein, die schon verwundet am Boden lagen. Schreie gellten über den Platz, und Ströme von Blut färbten das Erdreich rot.
    »Wir siegen!« Kalocs Augen leuchteten vor Begeisterung. »Sieh nur, wir siegen, Jarmil.«
    »Ja, wir siegen«, erwiderte Jarmil tonlos. »Aber bei den Göttern, um welchen Preis?«
     
     

    ***
     
    »Ein Giftpfeil.« Mit spitzen Fingern löste Inahwen eine kleine
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