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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Keelin, der sie so schändlich hintergangen hatte. Wut auf Duana, die ein falsches Spiel trieb. Und auch Wut auf sich selbst, dass sie so einfältig gewesen war und niemals auch nur den geringsten Argwohn gehegt hatte. Die Liebe zu Keelin hatte sie blind gemacht für die kleinen Anzeichen der Veränderung, die es gewiss gegeben hatte und die sie nicht hatte wahrnehmen wollen. Nun wurde sie dafür bestraft.
    Ajana wischte eine Träne fort.
    Grenzenlose Enttäuschung und tiefe Verbitterung breiteten sich in ihr aus und gewannen mehr und mehr die Oberhand über den Trennungsschmerz. Nie wieder würde sie auch nur einen Fuß auf den Boden Sanforans setzen. Niemals wieder auch nur ein Wort mit Keelin sprechen.
    Ajana nahm die Zügel wieder fester in die Hand. Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr wurde sie sich bewusst, dass es für sie nur eine einzige Heimat gab – dort, wo man sie wirklich liebte und schmerzlich vermisste.
    Ihr Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an. Andaurien war weit und die Wüste gefährlich, aber sie hatte nichts mehr zu verlieren. Der Ulvars starb. Ihre Liebe und das Leben, das sie hier geführt hatte, lagen in Scherben. Alles, was sie in Nymath hätte halten können, war zerstört. Jetzt gab es nur noch einen Weg, den sie einschlagen konnte: Sie musste zum Hellgarnbaum.
     
     

    ***
     
    Dumpfer Trommelschlag hallte durch den andaurischen Dschungel, brach sich an den Wänden aus immergrünem Laub und verlor sich irgendwo im schattigen Dickicht. Der monotone Rhythmus, der den Verstorbenen das Tor zum Reich der Ahnen öffnen sollte, kündete von Schmerz und Kummer. An diesem frühen Nachmittag erklangen drei Trommeln – eine für jeden, der gegangen war.
    Die drei Auserwählten lagen auf blumengeschmückten Bahren, der Boden darunter war mit Schilf bedeckt. Sie trugen die zeremonielle Kleidung der Hedero: einen zweifarbigen Rock aus weichem Tarpanleder, reich bestickte Beinschienen und den traditionellen Kopfschmuck aus kurzen roten Tagarafedern. Schultern, Brust und Rücken wurden von einem runden, aufwändig mit kleinen Süßwassermuscheln und Perlen besetzten Kragen bedeckt. Die bloßen Oberarme zierten goldene Armreifen. In den gefalteten Händen hielte sie ihre Speere.
    Das Dorf hatte sich versammelt, um von den Kriegern Abschied zu nehmen und ihren Tod zu beklagen. Rings um die Toten hatten die Frauen Feuerschalen aufgestellt. Die Flammen zuckten im Takt der Trommelschläge, deren Dröhnen das Schluchzen der drei Frauen übertönte, die in demütiger Trauerpose zu Füßen der Verstorbenen am Boden kauerten, die Stirn fest auf den Boden gepresst.
    In den Gesichtern der Umstehenden spiegelten sich Kummer und Wut, aber auch große Sorge. Immer wieder hörte man im Gedränge die geflüsterte Frage: »Wie konnte das geschehen?«
    In den vielen hundert Wintern, in denen die Hedero aus ihren Reihen Krieger für die Katzenfrauen erwählten, war es noch nie zu einem solch schrecklichen Zwischenfall gekommen. Generationen von Kriegern waren dem Ruf der Felis gefolgt und unversehrt zurückgekehrt – selbst dann noch, als der Blutgott und seine Priesterinnen die Macht über Andaurien erlangt und alles zerstört hatten, was der Lehre ihres Meisters entgegenstand. Im Laufe der vielen hundert Winter, die dem Tod König Sanforans folgten, hatten die Priesterinnen des Blutgottes Andaurien so grausam geknechtet, dass es kaum mehr Widerstand gab. Wer konnte, war geflohen. Wer blieb, hatte sich unterworfen.
    So auch die Hedero. Sie wussten um die Gefahr, die das Beharren auf alten Traditionen mit sich brachte, und pflegten ihr Verhältnis zu den Katzenfrauen nur noch im Verborgenen. Viele hundert Winter lang bleiben sie unbehelligt. Doch nun …
    Die Trommeln verstummten. Einige Herzschläge lang verhallte der dumpfe Ton im grünen Dickicht, dann war es still.
    Die Menge wartete. Wie gebannt starrten die Hedero auf die gebeugte, weißhaarige Gestalt der Mitlan, der Geisterseherin, die mit untergeschlagenen Beinen, gesenktem Haupt und geschlossenen Augen vor den aufgebahrten Toten saß und in tiefe Meditation versunken schien. Sie wandte den Versammelten den Rücken zu. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt den verstorbenen Kriegern. Vor ihr auf dem Boden stand eine Schale mit schwelenden Blättern. Der hellgraue Rauch, den die Mitlan in ruhigen gleichmäßigen Zügen einatmete, stieg wie eine Säule in der windstillen Luft auf.
    Als der Nachhall der Trommeln verklang, kehrte das Leben in die

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