Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
eines Händlerkarrens scheuten. Niemand konnte herein oder hinaus. Ich lief dann ins Falkenhaus und trug Horus auf, nach ihr zu suchen«, berichtete Keelin weiter. »Es dauerte nicht lange, bis er sie auf dem Weg nach Lemrik entdeckte.«
    »Sie ist auf dem Weg nach Lemrik?« Inahwen runzelte die Stirn – ein Mienenspiel, das bei Elben nur höchst selten zu sehen war. »Das kann nur eines bedeuten: Sie will zum Ulvars.«
    »Das war auch mein erster Gedanke«, pflichtete Keelin der Elbin bei. »Sie ist gekränkt und wütend. Vermutlich wird sie versuchen, schon jetzt einen Weg zurück in ihre Heimat zu finden.«
    »Aber das ist viel zu früh.« Inahwen erhob sich. »Wir müssen sie aufhalten. Das kann niemals gelingen«, sagte sie bestimmt und fügte hinzu: »Wenn die Kraft des Ulvars nicht voll entfaltet ist, wird die Runenmagie sie nicht weit genug tragen. Es besteht die Gefahr, dass sie …«
    Es klopfte an der Tür, und Gathorion trat ein.
    »Verzeih, dass ich störe«, sagte er und streckte seiner Schwester die zur Faust geballte Hand entgegen. »Aber das hier solltest du dir unbedingt ansehen. Ein Bote brachte es soeben aus dem Falkenhaus.« Er öffnete die Finger und gab den Blick frei etwas Braunes, Schrumpeliges von der Größe einer Pacunuss.
    »Bei den Göttern!« Bestürzt blickte Inahwen ihren Bruder an, der wie sie tief betroffen schien.
    Keelin erhob sich, um besser sehen zu können. Doch das, was da auf Gathorions Hand lag, gab ihm ein Rätsel auf. »Was ist das?«, fragte er.
    Inahwen nahm das schrumpelige Ding vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt es hoch. »Das ist, oder besser, war eine Knospe des Ulvars.« Ihre Stimme war erfüllt von Trauer, ihre Lippen bebten, und für den Bruchteil eines Augenblicks glaubte Keelin sogar Tränen in ihren Augen zu sehen. Doch schon mit dem nächsten Atemzug hatte die Elbin ihre Fassung wiedergewonnen. »Wir müssen unverzüglich zum Ulvars reiten«, sagte sie, von düsteren Vorahnungen geplagt. »Etwas Furchtbares ist geschehen.«
     
     

    ***
     
    Die Sonne hatte den Zenit überschritten und wandte sich gen Westen. Ajana genoss die Wärme der Sonnenstrahlen auf ihrem Rücken. Nach dem Regen und der Kälte der vergangenen Tage erschien ihr das milde Wetter fast wie ein Geschenk, und so bedauerte sie es auch, als sie den Wald erreichte und in den Schatten der Bäume eintauchte, der Sonne und Wärme fern hielt.
    Sie ritt nun schon seit Stunden auf der breiten Straße, die zur Festung am Pandarasgebirge und zum Grinlortal führte, und war noch keiner Menschenseele begegnet.
    In Zeiten des Krieges war dieser Weg die wichtigste Verbindung von Sanforan über Lemrik zum Pass gewesen. Tief ausgefahrene Wagenspuren und ein von abertausend Hufen aufgewühltes Erdreich kündeten von unzähligen Karren, die ihn bis zur entscheidenden Schlacht im Herbst passiert hatten. Doch seit man die Truppen im Winter vom Pass abgezogen hatte, ritt kaum noch jemand hier entlang.
    Die Meisten, die der Straße folgten und den Mangipohr auf der Brücke von Thel Gan nahe Lemrik überquerten, waren Händler, Fallensteller oder Boten auf dem Weg zum Pass über das Pandarasgebirge. Nach Kriegsende war die Festung zu einem beliebten Handelsplatz geworden, über den Aileys, die Heermeisterin der Wunand, mit einer Hand voll Amazonen wachte.
    Wo noch vor wenigen Monaten die mächtigen Pfeilkatapulte gezimmert worden waren, erstanden nun die Uzoma bei den Händlern der Vereinigten Stämme allerlei nützliche Dinge des täglichen Bedarfs im Tausch gegen wertvolle Rohstoffe, die nur in der fernen Nunou, der großen Wüste, zu finden waren.
    Ajana wusste, dass sie zur Festung musste, wenn sie nach Andaurien gelangen wollte. Das Grinlortal war der einzige Weg über das Pandarasgebirge, der mit einem Pferd passiert werden konnte. Außerdem benötigte sie für die Reise dingend Proviant, Wasserschläuche und wärmende Decken, denn die Nächte in der Wüste waren kalt.
    Aileys wird gewiss verwundert sein, mich allein dort zu sehen, überlegte sie, schob den Gedanken, was sie ihr erzählen würde, aber beiseite. Bis zum Pass waren es noch knapp zwei Tageritte und sie hatte andere, weit dringlichere Sorgen.
    Seit der Mahlzeit am vergangenen Abend hatte sie nichts mehr gegessen. Ihren Durst hatte sie unterwegs an einem Bach stillen können, aber das quälende Hungergefühl konnte sie damit nicht besänftigen, und auch der Durst war schon bald zurückgekehrt. Ajana richtete sich auf dem Rücken

Weitere Kostenlose Bücher