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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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aber er glaubte ihr kaltes Lächeln zu spüren.
    »Die Sonne ist einmal unter und einmal wieder aufgegangen, seit ich dich in den Gewölben aufsuchte«, fuhr Vhara fort. »Genug Zeit also, jenes Wissen aus der Felis herauszuholen, das uns zu den anderen führen wird.«
    Imhot hörte Stoff rascheln und spürte, dass die Priesterin näher kam. Er zitterte.
    »Also?«, hörte er sie fragen. »Was hat sie dir erzählt?«
    »Vergebung Herrin!« Imhots Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Er wusste die Hohepriesterin unmittelbar vor sich und rang um jedes Wort. »Vergebung, aber sie … sie war, sie ist …«
    »Was hat sie dir erzählt?« Mit einem jähen Griff packte Vhara ihn bei den Haaren und bog seinen Kopf so weit nach hinten, dass er sie ansehen musste. Die schwarz lackierten Fingernägel bohrten sich in seine Kopfhaut, die Augen glühten so feurig wie Kohlenstücke, und das Gesicht war zu einer Maske des Grauens entstellt. »Sag es mir!« verlangte sie mit verzerrter Stimme. »Sofort!«
    Imhot ächzte. Er versuchte sich aus dem Griff der Hohepriesterin zu befreien, aber die Furcht lähmte seine Glieder, und er scheiterte schon im Ansatz.
    Vhara schien es nicht einmal zu bemerken. Mit eisernem Griff hielt sie ihn an den Haaren gepackt und starrte ihn mit glutroten Augen an. »Rede!«
    »N… nichts!« Imhot zitterte. Speichel rann ihm aus den Mundwinkeln und tropfte zu Boden.
    »Nichts?« Vhara riss ihn an den Haaren so weit in die Höhe, dass er vor ihr kniete. »Blut und Feuer!«, fauchte sie zornig. »Da habe ich dir so viel Zeit gelassen, und was tust du?« Sie schnaubte vor Wut. »Nichts!« Mit einer verächtlichen Bewegung schleuderte sie Imhot zu Boden, wo er schwer atmend liegen lieb.
    »Sie … sie hat das Bewusstsein bisher noch nicht wiedererlangt!«, presste er mühsam hervor. Nie zuvor hatte er sich dem Tode so nahe gefühlt, niemals zuvor solche Furcht verspürt wie in diesen endlosen Augenblicken. Sie wird mich töten!, dachte er. Sie wird mir die Kehle durchschneiden und mein Blut zu Ehren des Einen ins Feuer geben.
    … zu Ehren des Einen …
    Das Opferfest!
    Imhots Gedanken wurden schlagartig klar.
    »Herrin«, hob er noch einmal an, während er wie ein Ertrinkender nach der plötzlichen Eingebung griff, die ihm das Leben retten konnte. »Herrin, bedenkt! Solange die Katzenfrau lebt, ist nichts verloren!« Er sprach sehr schnell, denn er fürchtete, der Zorn der Hohepriesterin könnte ihn treffen, ehe er vorgetragen hatte, was gerade in ihm heranreifte. »Sie ist eine Felis!«, sagte er so nachdrücklich, als erkläre dies alles. »Als magisches Geschöpf kann ihr Geist nicht gebrochen werden. Sie kann nicht gegen das handeln, was ihre Schöpfer ihr einst bestimmten. Sie wird jede Qual erdulden und sterben, aber sie wird ihre Schwestern nicht verraten.«
    »Willst du mich belehren?«, fuhr Vhara ihn an. »Ich warne dich. Du bist nicht der Erste, der sich wimmernd in Ausflüchten ergeht, um sein eigenes Versagen zu vertuschen und sein elendes Leben zu retten.«
    »Das sind keine Ausflüchte!« Imhot hoffte, die Neugier der Hohepriesterin zu wecken, und wurde etwas mutiger. Auch Vhara musste die Legenden kennen, die sich um die Felis rankten. Ihre unerschütterliche Gabe zu schweigen war nur eine davon.
    »Wenn es uns unter der Folter nicht gelingt, ihr den Aufenthaltsort ihrer Schwestern abzuringen, können wir sie immer noch dazu nutzen, ihre Schwestern zu uns zu fuhren«, schlug er vor. »Nur deshalb verschonte ich ihr Leben und setzte der Folter ein Ende. Sie ist die erste Felis, die lebend gefangen wurde, und kann uns auch dann noch nützlich sein, wenn die Folter versagt. Gebt eine öffentliche Hinrichtung bekannt. Lasst überall verkünden, dass ein Gottesurteil die Schuld der Felis entscheiden soll, und Ihr werdet sehen …«
    »Du elender Wurm wagst es, mir Anweisungen zu geben?«, fiel Vhara ihm ins Wort. Ihre Stimme klang noch immer zornig, doch die Glut in ihren Augen erlosch, und die dämonische Fratze wich wieder dem makellosen Antlitz hehrer Schönheit. Mit wenigen Schritten war sie an der Tür und rief die Wachen der Tempelgarde herbei.
    Imhot hörte sie kommen. Das ist das Ende!, schoss es ihm durch den Kopf, während er sich am Boden zusammenkauerte.
    »Schafft ihn mir aus den Augen!« Vharas Stimme schnitt mit der Schärfe eines Schwertes durch den Raum.
    Imhot fühlte, wie er bei den Armen gepackt und in die Höhe gezerrt wurde. Er zitterte noch immer, aber er wehrte sich

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