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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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nicht.
    »Bringt ihn zurück in das Loch, aus dem er gekrochen ist!«, hörte er sie verächtlich sagen. Die Worte waren eine einzige Demütigung, und doch hatte er das Gefühl, nie etwas Schöneres gehört zu haben. Er würde leben! Imhot konnte sein Glück kaum fassen.
    Wie nie zuvor genoss er die Wärme der Sonnenstrahlen auf dem Gesicht, atmete den Duft der Blumen ein und horchte sogar auf den Gesang der Vögel, als die Krieger der Tempelgarde ihn zurück in die finsteren Gewölbe unter dem Tempel führten.
    Vhara blickte dem Schergen mit gemischten Gefühlen nach.
    Immer noch war sie erbost, dass er der Felis selbst unter der Folter keinen einzigen Hinweis darauf hatte entlocken können, wo sich die anderen Katzenfrauen verbargen. Andererseits hatte sein jämmerliches Gefasel in ihr einen Plan reifen lassen.
    Sie gab es nur ungern zu, aber er hatte Recht. Die öffentliche Hinrichtung einer Felis schien in der Tat hervorragend dazu geeignet, andere Katzenfrauen anzulocken und ihnen eine Falle zu stellen.
    Sie musste nur Boten aussenden, die die Nachricht des bevorstehenden Ereignisses im Umkreis von zwei Tagesmärschen verkündeten. Die Bewohner Andauriens würden in Scharen zum Tempel pilgern, um die Hinrichtung des mystischen Katzenwesens mit eigenen Augen zu sehen. Die Kunde von dem bevorstehenden Ereignis würde sich wie von selbst in kürzester Zeit bis in den hintersten Winkel Andauriens verbreiten.
    Die Nuur und die Felis waren die letzten freien Stämme in Andaurien. Rebellen und Aufwiegler waren sie, die wie ein Dorn in der Haut der Macht und dem Ansehen des einzigen Gottes immer wieder Schaden zufügten. Obwohl man ihnen schon seit vielen hundert Wintern nachstellte, war es doch nie gelungen, sie gänzlich zu vernichten.
    Mit einer Unverfrorenheit, die ihresgleichen suchte, überfielen sie Spähtrupps, überwältigen Boten und Kundschafter und fingen immer wieder geheime Botschaften ab. Auf diese Weise gelang es ihnen häufig, Gefangene zu befreien oder ihre Verbündeten zu warnen, ehe die Krieger des Tempels sie ergreifen und der gerechten Strafe zuführen konnten.
    Vhara schloss das Tor und schritt gedankenverloren durch den Tempel. Sie wusste, dass sie diesmal nicht versagen durfte. Nicht noch einmal.
    Nachdem sie in Nymath gescheitert war, hatte ihr Meister sie hierher gesandt, in einen Tempel, dessen Hohepriesterin bei dem Versuch, dem Treiben der Felis und der Nuur endgültig ein Ende zu setzen, kläglich versagt hatte.
    Vhara hatte sie nie gesehen, wusste jedoch aus den Berichten jener, die ihr zur Seite gestanden hatten, dass ihr nicht die Gnade einer zweiten Gelegenheit vergönnt gewesen war. Wie schon so viele Priesterinnen, die vor den Augen des einen Gottes in Ungnade gefallen waren, hatte der Meister ihr die Gunst des Feuers entzogen, während sie in der Feuersäule zu ihm gesprochen hatte, und wie so vielen vor ihr war auch ihr Körper unter den glühenden Lohen zu Asche zerfallen.
    Vhara wusste gut, dass sie dieses Schicksal schon bald teilen konnte. Nach der Schande der Niederlage in Nymath hing ihr Leben an einem seidenen Faden. Die Vernichtung der Nuur und der Katzenwesen war ihre letzte Gelegenheit, den Meister zu versöhnen, und sie war wild entschlossen, ihn nicht zu enttäuschen. Hier ging es nicht nur um Sieg oder Niederlage – es ging um ihr Leben!
    Die Aufgabe, ein paar versprengte Kriegerinnen zu töten, die auf schwarzen Raubkatzen ritten, und dazu noch eine Hand voll Katzenwesen zu fangen, war ihr nach den langen Wintern des Krieges geradezu lächerlich erschienen. Doch wie schon ihre Vorgängerinnen hatte auch sie schnell lernen müssen, dass dieses Vorhaben längst nicht so leicht war, wie es sich anhörte.
    Die Artasensümpfe und die dichten Waldgebiete rings um das Sumpfland boten sowohl den Nuur als auch den Felis hervorragenden Unterschlupf und machten eine erfolgreiche Jagd auf die Rebellen und Katzenwesen nahezu unmöglich. Wie ihre Vorgängerinnen hatte auch Vhara viele Monde lang versucht, der Rebellen habhaft zu werden, indem sie Truppen ins Sumpfland schickte. Doch außer schmerzhaften Verlusten an eigenen Kriegern hatte sie nichts erreicht.
    Sie wusste, dass ihr die Zeit davonlief, und war entschlossen, jedes Wagnis einzugehen, um ihren eigenen Hals zu retten. Und als hätte das Schicksal sie erhört, hatte es ihr zum rechten Zeitpunkt eine Felis in die Hände gespielt.
    Vhara schalt sich eine Närrin. Warum war sie nicht selbst auf den Gedanken gekommen, die

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