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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Amulett in das schattige Dunkel unter der wollenen Decke – und plötzlich kannte sie die Antwort.
    Dem Stein entströmte ein dünner roter Lichtstrahl, der geradewegs nach Süden wies, ganz gleich in welche Richtung sie das Amulett drehte und wendete. Er sah genauso aus wie der, den sie schon einmal an dem Amulett bemerkt hatte, damals, als sie in den Höhlen unter dem Pandrasgebirge den Mondstein angerufen hatte, um nach Vhara zu suchen, die zu jenem Zeitpunkt im Besitz des gestohlenen Elbenstabs gewesen war.
    Das konnte nur eines bedeuten: Sie wurden verfolgt!
     
     

    ***
     
    Das Licht wich der Dämmerung. Der Regen ließ nach, und es wurde kühler. Die geschäftigen Geräusche rings um die Hütte wurden leiser und kündeten davon, dass sich der Tag dem Ende zuneigte.
    Wohl schon zum hundertsten Mal schreckte Miya aus einem ungewollten Schlummer auf. Sie war in großer Sorge um Yenu und wagte es nicht, sich einem erholsamen und tiefen Schlaf hinzugeben. Doch nach den vielen schlaflosen Nächten forderte ihr Körper das Recht auf Ruhe nun immer nachdrücklicher ein.
    Hastig richtete sie sich auf und blickte zu ihrer Freundin hinüber, weil sie fürchtete, dass sich ihr Zustand wieder verschlechtert haben könnte. Aber Yenu schlief tief und fest. Bleich und kraftlos ruhte sie auf ihrem Lager. Sie lebte, aber sie rührte sich nicht.
    Miya hielt den Atem an und lauschte. Draußen war es still geworden. Außer dem sanften Platschen der Wassertropfen, die vom Dach der Hütte auf den feuchten Boden fielen, war nichts zu hören. Alles schien friedlich.
    Alles?
    Ein klackendes Geräusch am Eingang der Hütte ließ Miya jäh zusammenfahren. Kamen die Kwannen schon, sie zu holen?
    Gehetzt wanderte ihr Blick dorthin, aber die Schatten blieben undurchdringlich.
    Wie viel Zeit bleibt uns noch?
    Miyas Herz raste vor Furcht. Viermal war die Sonne aufgegangen, seit sie das Gespräch der beiden Kwannen heimlich mit angehört hatte und sie fragte sich, wie lange man sie noch in dem Glauben der Gastfreundschaft lassen würde. Die beiden Mädchen, die sie täglich besuchten, schienen nichts von dem zu ahnen, was die Krieger planten. Sie waren wie immer sehr höflich und, nachdem sie ihre anfängliche Scheu abgelegt hatten, auch sehr neugierig.
    Der Heiler hingegen gab sich wortkarg und vermied es, sie anzusehen, während er Yenus Wunden versorgte. Wäre Miya unwissend gewesen, wäre sie ihm für die Fürsorge unendlich dankbar gewesen. So aber wusste sie, dass er es nur tat, um die Frauen seines Dorfes vor dem Unvermeidlichen zu bewahren, und dafür hasste sie ihn.
    Oft schon hatte sie erwogen, sich einfach davon zu schleichen. Die Gelegenheit war günstig. Die Kwannen schienen davon überzeugt, dass sie nicht ohne Yenu gehen würde und hatten noch keine Wache vor der Hütte des Heilers postiert. Vermutlich wollten sie den Anschein, dass die beiden Hedero ihre Gäste waren, bis zum letzten Augenblick aufrecht erhalten, damit Miya keinen Verdacht schöpfte.
    Doch dafür war es längst zu spät. Miya spürte das Verrinnen der Zeit und damit der Möglichkeiten zur Flucht wie einen Kettenpanzer, der auf ihr lastete und mit jedem neuen Morgen schwerer wurde. Einmal war sie des Nachts sogar schon aus der Hütte geschlichen, entschlossen, die Flucht allein zu wagen. Bis zu ihrem Ziel, einem abgeschiedenen Flecken Dschungel am Rande der Wüste, war es noch weit. Drei Tagesmärsche oder mehr waren nötig, um endlich auf jene zu treffen, von denen sie hinter vorgehaltener Hand schon viel gehört, die sie aber noch nie mit eigenen Augen gesehen hatte – die Streiter Callugars.
    Miya spürte, wie ihr Herz beim Gedanken an jene, die sich dem alten Glauben verschrieben hatten, höher schlug. Was sie Yenu als Grund für ihre Flucht genannt hatte, war wohl richtig, aber dennoch nur ein Vorwand gewesen. Die wahren Gründe lagen ganz woanders. Schon als Kind, nach dem Tod ihrer Mutter, hatte Miya damit angefangen, heimlich zu den alten Göttern zu beten. Einige Winter später hatte sie auf einem Markt eine junge Frau getroffen, die ihre Liebe zu den alten Göttern geteilt und ihr von den Streitern Callugars erzählt hatte. Sie selbst, so hatte sie Miya damals anvertraut, sei auf dem Weg dorthin, um sich den Rebellen, wie die Priesterinnen die Andersgläubigen nannten, anzuschließen.
    Von diesem Tag an war es Miyas erklärtes Ziel gewesen, es der Frau gleichzutun. Ihr ganzes Sehnen wurde bestimmt von dem Wunsch, alles hinter sich zu lassen und

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