Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin
anderes Problem: die Katzenfrau!
Ihre Hinrichtung soll nicht nur ein Zeichen setzen und den Menschen zeigen, dass auch die mystischen Felis sterblich sind. Ich hege die Hoffnung, damit die anderen Katzenwesen endlich aus ihren Schlupflöchern in den Sümpfen hervorzulocken.
Eure Aufgabe wird es sein, sie unschädlich zu machen, um dem Mythos ein für alle Mal ein Ende zu bereiten.«
»Mit Verlaub, das ist ein hervorragender Plan, aber auch ein großes Wagnis«, wandte der Sprecher der Caudillos ein.
»Höre ich Furcht in deiner Stimme?« Vhara maß den Ajabani mit strengem Blick.
Doch dieser ließ sich nicht einschüchtern. »Nicht Furcht, sondern Besonnenheit«, erwiderte er, ohne den Blick zu senken. »Ihr kennt die Legenden, die sich um die Felis ranken. Sie gelten als unbesiegbar. Sie hier in eine Falle zu locken, ist wahrlich ein guter Plan.« Sein Gesicht zeigte keine Regung, doch der Unmut in seiner Stimme war nicht zu überhören, als er hinzufügte: »Aber es ist gefährlich. Es wäre besser gewesen, wenn Ihr Euch zuvor mit uns beraten hättet, statt diese Entscheidung allein und ohne …«
»Ich berate mich nicht. Ich entscheide!«, herrschte Vhara ihn an. »Ihr habt dem einzigen Gott und damit auch mir als seiner Hohepriesterin die Treue geschworen, und ich verlange, dass ihr euch meinen Entscheidungen fügt. Ich bin nicht wie meine schwächlichen Vorgängerinnen, die stets gezögert haben. Die Truppen ausschickten, um die Felis aufzuspüren. Truppen, deren bleiche Knochen jetzt in den Sümpfen vor sich hin modern.« Sie gab einen verächtlichen Laut von sich. »Unter meiner Regentschaft wird es kein sinnloses Geplänkel geben. Das Schicksal hat mir eine Felis in die Hände gespielt, und ich werde nicht zögern, diese einmalige Gelegenheit zu nutzen, um der Legende ein für alle Mal den Garaus zu machen. Ich habe dafür gesorgt, dass die Kunde der Hinrichtung bis tief in die Sümpfe vordringt, und bin überzeugt, dass die Felis kommen werden, um ihre Schwester zu befreien.« In ihren Augen blitzte es gefährlich. »Sie werden kommen«, wiederholte sie noch einmal und fügte hinzu: »Und wir werden sie vernichten.«
In Bruchteilen von Augenblicken verschwand alle Feindseligkeit aus ihrem Gesicht und sie fügte schmeichelnd hinzu: »Um das zu erreichen, verlasse ich mich ganz auf meine besten, treuesten und zuverlässigsten Streiter – auf die Ajabani.«
Der Sprecher der Caudillos neigte das Haupt.
»Wie lauten Eure Befehle?«, fragte er.
»Ihr werdet euch mit euren Männern unauffällig, und damit meine ich vor allem unauffällig gekleidet, unter die Menge mischen«, befahl Vhara mit einem kritischen Blick auf die schwarzen Kaftane, die die Männer unverkennbar als Ajabani auswiesen. »Von heute an bis zum Ende des Opferfestes werdet ihr in und um die Tempelstadt herum die Augen und Ohren offen halten und mir regelmäßig Bericht erstatten. Jeden Aufrührer und Anhänger der alten Götter beseitigt ihr sofort, aber ohne Aufsehen zu erregen. Hab ihr das verstanden?«
»Wie Ihr befehlt!« Der Sprecher der Caudillos grinste, als sei dies ein Auftrag ganz nach seinem Geschmack. »Was ist mit den Felis?«
»Eine wohl gezielter Muriva dürfte auch eine Felis überraschen«, erklärte Vhara. »Unter der Folter erwies sich die Katzenfrau als ebenso verwundbar und empfänglich für Schmerz wie ein gewöhnlicher Sterblicher. Dennoch ist Vorsicht geboten. Es heißt, die Katzenfrauen besäßen sieben Leben. Geht also ganz sicher, dass sie auch wirklich tot ist, ehe ihr euch einer Felis nähert. Und achtet auf ihre Augen.«
»Das versteht sich von selbst.« Der Caudillo nickte knapp.
»Gut!« Vhara schenkte den Anführern der Ajabani ein gönnerhaftes Lächeln und sagte: »Ich wusste doch, dass ich mich auf euch verlassen kann. Eure Mühe soll reich belohnt werden. Für jeden getöteten Streiter erhaltet ihr von mir eine Goldmünze, für jede Felis einen ganzen Beutel davon.«
Überraschtes Gemurmel wurde laut. Die unglaubliche Höhe der genannten Summe fegte bei den Ajabani augenblicklich alle Bedenken hinfort. Eilig verabschiedeten sie sich, um den Auftrag mit den Mitgliedern ihrer Kaste zu besprechen.
Vhara lächelte zufrieden.
Neid und Missgunst unter den rivalisierenden Ajabani waren schon immer hilfreich gewesen, den Ehrgeiz der einzelnen Gruppen anzustacheln. Niemand hatte gewagt, es auszusprechen, aber sie hatte es in ihren Gesichtern gelesen: Jeder wollte das Gold für sich.
In ihrer Gier
Weitere Kostenlose Bücher