Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
über die beiden nächsten Runen hinweg zur fünften Rune, während ihre Lippen bereits die fünfte Strophe des Liedes formten: »I ven ereb dhartha. Ar istam i’ell randir …«
    Die Macht war nun Bestandteil ihrer selbst. Was immer ihr Ziel war, sie würde es vollbringen. Sie war stark und erfüllt von innerer Harmonie. Voller Zuversicht und Selbstvertrauen berührte sie die sechste und letzte Rune:
    Da war es wieder, das Feuer der Macht. Ajana breitete die Arme aus, und umfing die Flammen wie einen Freund. Ihre Wildheit war ein Spiegel ihrer Seele, und sie spürte, dass sie kurz davor stand, sich ganz darin zu verlieren. Der Rausch der Magie hatte sie erneut gepackt. Umgeben von einer Welt aus Feuer und Schatten, in der Wahrheiten und Gefühle keinen Bestand mehr hatten, in der die Vergangenheit so nah und die Gegenwart unendlich fern erschien, gab sie sich ganz ihren Gefühlen hin, ließ sich treiben und erschuf mit Hilfe der uralten Mächte jenen Zauber, der sie so lange vor den tosenden Naturgewalten schützen würde, bis der Sturm vorübergezogen war.
     
    Das Lied verklang mit einem letzten Ton, und mit ihm verblassten auch die Visionen. Sie war frei.
    Von einem Hustenanfall geschüttelt, stützte sie sich mit den Händen auf den Boden und schloss erschöpft die Augen, während der Sand ihre Kehle peinigte und der Nachhall der Magie noch als leichtes Kribbeln in ihr pulsierte.
    »Was ist geschehen?« Abbas kam auf allen vieren zu ihr. Auch er hustete. Wie gebannt blickte er auf den Sandsturm, der um sie herum mit unverminderter Heftigkeit tobte, während die Pferde und sie selbst wie unter einer unsichtbaren Zeltplane in Sicherheit waren.
    »Ist das Euer Werk?«, fragte er keuchend.
    Ajana nickte stumm. Ihr Mund war voller Sand, die Kehle fühlte sich an wie ein Reibeisen, und ihre Lunge schmerzte vom ständigen Husten. Aber die Antwort stellte Abbas zufrieden.
    »Das … das ist unglaublich«, sagte er staunend. Wie ein Kind, das sich einem kleinen Wunder gegenübersieht, streckte er die Hand aus, um den unsichtbaren Schild zu berühren, der den Sturm fern hielt, traf aber auf keinen Widerstand. Nur ein paar winzige violette Blitze züngelten um seine Finger, als diese durch den magischen Schutzwall glitten und in den Sturm hinaustasteten.
    »Unfassbar.« Ruckartig zog er die Hand zurück und betrachtete den Sand, den der Sturm in seiner Handfläche zurückgelassen hatte. »Wie habt Ihr das gemacht?«
    »Es ist die Magie der Runen.« Noch immer um Atem ringend, streifte sich Ajana die versandete Decke von den Schultern. »Algiz ist eine mächtige Schutzrune. Es tut mir Leid, dass ich nicht früher darauf gekommen bin.«
    »Macht Euch deshalb keine Vorwürfe.« Abbas konnte den Blick nicht von dem faszinierenden Schauspiel abwenden, das der wirbelnde Sand ringsumher bot. »Wir haben Schutz, das allein zählt.« Er hockte sich neben Ajana und fragte: »Wie lange wird das halten?«
    »So lange, wie der Sturm tobt«, erwiderte Ajana. »Ich habe die Magie an die Kraft des Windes gebunden. Lässt er deutlich nach, wird auch dieser Schutz verschwinden.« Sie bemerkte, dass Abbas nachdenklich die Stirn runzelte, und fügte schnell hinzu: »Natürlich steht es uns frei, jederzeit zu gehen. Du hast selbst gesehen, dass du die Wand mit der Hand mühelos durchdringen kannst.«
    »Dann ist es gut.« Abbas schien beruhigt und klopfte sich den Sand von der Kleidung.
    Ajana tat es ihm gleich. Obwohl sie sich die Decke um die Schultern geschlungen hatte, war ihr der Sand bis auf die Haut vorgedrungen. Überall kratzte und scheuert es, und sie sah sich gezwungen, sich einiger entbehrlicher Kleidungsstücke zu entledigen, um die lästigen Körner loszuwerden. Dabei fiel ihr Blick wie zufällig auf das Amulett, das unter den locker geschnürten Lederbändern ihre Bluse gut zu erkennen war.
    Es hatte sich verändert. Ajana stutzte. Vorsichtig holte sie es unter der Bluse hervor, um es genauer zu betrachten. Der Mondstein in der Mitte des Schmuckstücks war nicht mehr weiß, er schimmerte rötlich.
    Was mochte das bedeuten? Im ersten Augenblick dachte Ajana, die Veränderung sei eine Folge der Magie, doch dann besann sie sich darauf, dass sie den Zauber auch zuvor schon angewendet hatte, ohne dass sich der Stein verändert hatte.
    Was also war die Ursache für die rötliche Färbung? Was konnte dies bedeuten? Fieberhaft suche Ajana nach einer Erklärung.
    Neugierig, was es mit dem seltsamen Leuchten auf sich hatte, hielt sie das

Weitere Kostenlose Bücher