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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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ein Ende zu setzen. Glaub mir, diese Hinrichtung ist ein einziges Possenspiel, das mit nichts anderem als dem Tod der Felis enden soll.«
    »Du meinst, dieser Gottesbote, von dem der Händler sprach, ist auch nur ein Scherge der Hohepriesterin?«, fragte Oxana.
    »Genau das befürchte ich.« Suara nickte ernst. »Sie werden den Wettkampf natürlich so gestalten, dass es keinem auffällt, aber ich bin überzeugt, dass es bei dieser Hinrichtung zwei Henker geben wird.«
    »Dann können wir also gar nichts tun?« Oxana verstummte und trat einen Schritt zur Seite, um einen ärmlich aussehenden Mann vorbeizulassen, der einen Karren mit Geflügelkäfigen vor sich her schob. In den schlichten Körben aus Schilfrohr gackerte und gluckste es. Hinter den Gitterstäben war schwarzes Gefieder mit weißen Punkten zu erkennen.
    »Blut und Feuer.« Der charakteristische Ausruf der Priesterinnen kam Suara inzwischen mühelos über die Lippen. »Das ist wohl schon der zwanzigste Karren mit Sumpfhühnern, den ich heute gesehen habe. Ich möchte wissen, wofür die alle gebraucht werden.«
    »Die Stadt füllt sich«, erwiderte Suara achselzuckend. »Von irgendetwas müssen die Menschen ja satt werden.«
    »Und das sagt ausgerechnet ihr!« Ein junger Mann in der schlichten Gewandung eines Bauern blieb stehen und blickte die beiden Amazonen mit unverhohlener Wut an. »Satt werden sollen wir davon, ja?« Er lachte freudlos. »Satt ist ein Wort, das die meisten Menschen in Andaurien kaum noch kennen. Sie leiden, sie hungern, sie sterben, nur damit zu Ehren des einen Gottes genug Blut fließen kann.« Er spie verächtlich auf den Boden. »Was seid ihr doch für ein verlogenes Pack«, stieß er hasserfüllt hervor. »Spaziert hier herum und spielt die Unwissenden, dabei seid ihr es, die für das Elend verantwortlich sind.«
    »Lass es gut sein, Kaloc!« Ein anderer Mann kam herbeigeeilt und legte seinem Freund beschwichtigend die Hand auf den Arm.
    »Was ist nur in dich gefahren?«, zischte er ihm zu. »Du bringst uns noch alle in Gefahr.«
    »Lass mich los!« Unwirsch befreite sich Kaloc aus dem Griff des Hinzugeeilten. Dabei verrutschte der Ärmel seines Gewandes und gab für einige Herzschläge den Blick auf das Abbild eines Schwertes frei, das auf seinem Oberarm eintätowiert war. Er bemerkte es und zog den Stoff hastig zurück, aber Suara hatte es bereits gesehen.
    »Sei vernünftig, Kaloc.« Sein Freund fasste ihn erneut am Arm, und diesmal wehrte er sich nicht: »Er meint es nicht so, Ehrwürdige«, entschuldigte er sich bei Suara und Oxana. »Er ist zum ersten Mal hier. Verzeiht, wenn er Euch mit seinem Gerede belästigt hat.« Er verneigte sich kurz, legte den Arm um die Schultern seines Kameraden und führte ihn fort.
    »Wenn ich bisher noch an der Überzeugungskraft unserer Verkleidung gezweifelt habe, jetzt nicht mehr.« Suara sah den beiden Männern nach. »Aber mir scheint, es gibt hier nicht nur Gäste, die dem nahenden Fest gewogen sind.«
    »Einen Gast«, wandte Oxana ein.
    »Da wäre ich mir nicht so sicher.« Suara fuhr sich mit der Hand nachdenklich über das Kinn. ›Du bringst uns alle in Gefahr‹, hatte der Mann gesagt – ein Satz, der sie aufhorchen ließ. Die Nuur wussten sehr wohl, dass die Bevölkerung Andauriens unter der Herrschaft des einzigen Gottes und seiner Priesterinnen litt. Bisher hatte jedoch kaum jemand außer ihnen es gewagt, sich dagegen aufzulehnen. Suara runzelte die Stirn. Der junge Mann hatte ihr in seinem Zorn mehr verraten, als ihm vielleicht lieb war, und sie auf einen Gedanken gebracht. Fortan würden sie den Menschen in der Stadt sehr viel mehr Aufmerksamkeit schenken und darauf achten, ob sich ihr Verdacht bestätigte.
     
     

    ***
     
    Die Zeit verstrich, aber der Sandsturm schwächte sich nicht ab. Ajana spürte, dass ihr Mundschutz beängstigend schnell trocknete. Sand und Staub fanden in großen Mengen den Weg durch das Gewebe. Immer öfter musste sie husten, was zur Folge hatte, dass sie nur noch mehr der feinen Körner einatmete.
    Das Atmen fiel ihr schwer, und sie erinnerte sich an etwas, das Kruin einmal zu ihr gesagt hatte: »In einem schweren Sandsturm kann man sehr schnell ersticken, wenn man sich kein feuchtes Tuch vor Mund und Nase hält.« Der Gedanke und die mangelnde Luft schürten Panik in ihr.
    Auch ihr Pferd quälte sich. Anders als die Talpungas, die hervorragend an das Leben in der Wüste angepasst waren, konnten Pferde ihre Nüstern nicht gegen Sand und Staub

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