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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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geschickt zu verbergen, doch eine Eskorte …« , hatte Asza sie ermahnt. »Auch wenn es dir sicherer erscheinen mag, in Begleitung zu reiten, so wäre es doch ein großer Fehler. Die Anhänger des dunklen Gottes würden euch aufspüren und töten, ehe ihr auch nur in die Nähe der Artasensümpfe kämt.«
    Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, ließ sie Ajana ihre Stute ein Stück weit galoppieren und Abbas hinter sich zurückfallen. Sie musste Andaurien erreichen, ehe die anderen sie einholten. Zu viel stand auf dem Spiel. Sie durfte nicht riskieren, dass ihr Plan so kurz vor dem Ziel scheiterte.
    Halb verärgert, halb verwundert blickte Abbas Ajana nach.
    Was war nur in sie gefahren?
    Zu Beginn ihrer Reise war er davon überzeugt gewesen, dass sie ihren Plan aufgeben würde, sobald sie die ersten Härten und Entbehrungen in der Wüste erdulden müsste.
    Aber er hatte sich getäuscht.
    Je länger die Reise andauerte, desto mehr wurde ihm bewusst, dass sie ein festes Ziel verfolgte. Und wie so viele, die nur ein Ziel vor Augen hatten, schien auch sie die Vernunft diesem Wunsch geopfert zu haben.
    Abbas schüttelte den Kopf, seufzte und ließ sein Pferd angaloppieren. Ganz gleich, wie sie sich aufführte: Er fühlte sich für sie verantwortlich und war entschlossen, nicht von ihrer Seite zu weichen, bis sie ihr Ziel erreicht hatte.

 

     
     
     
     
     
    Die Tür des großen Audienzsaals im Tempel des einzigen Gottes schwang auf. Der Luftzug ließ die Flammen der Öllampen flackern und trug den lieblichen Duft von Wasseraralien in den mit Webteppichen und Wandbehängen prachtvoll ausgestatteten Raum.
    Die zehn Männer in schwarzen Kaftanen, die gerade noch beisammen gestanden und sich leise unterhalten hatten, wandten sich um und verneigten sich ehrerbietig.
    »Ich freue mich, dass ihr meinem Ruf so schnell gefolgt seid.« Vharas Gewand bauschte sich, als sie den Raum betrat und auf ihre Gäste zueilte.
    »Man sagte uns, es sei dringend.« Einer der Männer trat vor. Sein Gesicht unter dem kunstvoll gewickelten schwarzen Turban wurde in der Tradition der Ajabani zur Hälfte von einem gleichfarbigen Tuch verdeckt, das nur die Augen freiließ. Noch einmal deutete er durch ein Kopfnicken eine leichte Verbeugung an und sagte: »Die Caudillos der Ajabani erwarten Eure Befehle.«
    Ein zufriedenes Lächeln umspielte Vharas Lippen. Sie antwortete jedoch nicht sofort, sondern nahm sich die Zeit, den Blick über die Gesichter der Umstehenden schweifen zu lassen. Ajabani waren skrupellos und ehrgeizig. Männer, die ohne zu fragen töteten. Männer ganz nach ihrem Geschmack. Eine Hand voll dienten ihr bereits als persönliche Leibwächter, doch jene, die sich hier versammelt hatten, waren allesamt Anführer unabhängiger und oft auch rivalisierender Gruppen.
    Ajabani bedeutete so viel wie ›lautloser Tod‹, ein Name, den die Angehörigen der Zunft seit vielen hundert Wintern voller Stolz trugen und der wie kein anderer auf ihre besonderen Dienste zutraf. Sie waren die Ersten, die sich dem einzigen Gott nach der großen Schlacht angeschlossen hatten, und gehörten auch heute noch zu seinen treuesten Anhängern.
    »Wie ihr wisst, steht das große Opferfest zu Ehren des Einen unmittelbar bevor«, hob Vhara schließlich an, während sie hoheitsvoll vor den Anführern auf und ab schritt. »Es steht jedoch zu befürchten, dass ein Teil der Bevölkerung diesmal nicht dem alljährlichen Ritus folgen wird. Wie ich hörte, kam es schon bei den vergangenen Festen immer wieder zu Ausschreitungen und Unruhen, die vor allem den Streitern Callugars zugeschrieben werden. Ich fürchte, dass sie das Fest auch diesmal wieder zum Anlass nehmen werden, um Unruhe zu stiften, indem sie das Wort zu Ehren der alten Götter erheben oder versuchen, die Gefangenen zu befreien, deren Blut dem einzigen Gott dargebracht werden soll.« Vhara blieb abrupt stehen und richtete den Blick auf den Sprecher der Ajabani. »Einen solchen Frevel wird es unter meiner Führung nicht geben«, sagte sie mit Nachdruck, blickte den Caudillos nacheinander scharf in die Augen und fuhr fort: »Deshalb habe ich Maßnahmen ergriffen, mögliche Ausschreitungen zu verhindern. Die Tempelgarde kontrolliert sämtliche Händler und Reisenden, die in die Tempelstadt wollen. Aber das ist mir nicht genug. Die Artasensümpfe sind groß und bieten jenen, die Übles im Sinn haben, viele Möglichkeiten, die Stadt abseits der Hauptwege zu erreichen.
    Außerdem haben wir diesmal noch ein

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