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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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sich jenen anzuschließen, die ihren Glauben an die alten Götter teilten. Götter, denen Gnade und Barmherzigkeit nicht fremd waren und die ihre Macht aus Gebeten und nicht aus dem Blut der Gläubigen schöpften. Sie hatte jedoch nie den Mut dazu gefunden. Yenus Gefangennahme und deren drohende Hinrichtung waren ihr wie ein Zeichen erschienen, endlich das zu tun, was sie schon so lange geplant hatte, und schließlich hatte sie gehandelt.
    Gemeinsam mit Yenu war sie ihrem Ziel schon ein großes Stück näher gekommen, hatte aber gleichzeitig das Gefühl, noch nie so weit davon entfernt gewesen zu sein. Sie glaubte, die Verantwortung für Yenu zu tragen, und brachte es nicht übers Herz, sie im Stich zu lassen. So hatte sie die Zeit lediglich dazu genutzt, die Umgebung der Hütte zu erkunden, und war wieder an das Krankenlager ihrer Freundin zurückgekehrt.
    Den Gedanken an eine Flucht hatte sie indes nicht aufgegeben.
    Während sie sich den Kwannen gegenüber arglos gab, schmiedete sie im Stillen bereits neue Fluchtpläne.
    Yenus Zustand hatte sich ein wenig gebessert. Sie fieberte nicht mehr, wirkte ruhig und entspannt, und obwohl ihr geschwächter Körper sie nicht gänzlich aus den Fängen der Ohnmacht entließ, nahm sie doch wieder Flüssigkeit zu sich.
    »Emos zornige Kinder! Warum wachst du denn nicht auf?« Seufzend strich Miya über Yenus bloßen Unterarm und umfasste wie schon so oft ihre kraftlose Hand. »Wir sind in großer Gefahr, hörst du? Wenn du nicht bald aufwachst, können wir nicht mehr fliehen, dann werden sie uns als Blutopfer zum Tempel bringen und uns …« Miya verstummte und starrte auf Yenus Hand, deren Finger sich fast unmerklich bewegten.
    »Yenu«, entfuhr es ihr. »Yenu. Kannst du mich verstehen?«
    Wieder bewegten sich die Finger eine Winzigkeit.
    »Emo sei gepriesen.« Miya spürte, wie ihr die Tränen kamen. »Und ich fürchtete schon, dich zu verlieren.« Sie presste die Hand der Freundin an ihre Wange und murmelte: »Jetzt wird alles gut. Wir werden es ihnen zeigen, du und ich. Wir Hedero sind kein Schlachtvieh, das sich duldsam zum Tempel führen lässt. Sobald du kräftig genug bist, werden wir fliehen.«
     
     

    ***
     
    Im Wüten des Sandsturms verlor Ajana jedes Zeitgefühl.
    Minuten wurden zu Stunden, die vom Wind hinweggefegt wurden, ohne Spuren zu hinterlassen, während sie unter dem magischen Schild ausharrte und darauf wartete, dass das Toben ein Ende fand.
    Als die Nacht hereinbrach und die Luft merklich abkühlte, wurde der Wind endlich schwächer und erstarb schließlich mit feinen Staubwolken, die er in seinen letzten Atemzügen vom Boden aufwirbelte.
    Ajana und Abbas erhoben sich mit steifen Gliedern, gönnten sich ein paar Schlucke kostbaren Wassers und ließen die Pferde saufen. Nachdem sie die Tiere und ihre Kleidung, die Decken und die Proviantbeutel notdürftig vom Sand befreit hatten, saßen sie wieder auf und setzten den Ritt in nördlicher Richtung fort.
    Sie waren noch nicht lange unterwegs, als Ajana das Amulett verstohlen unter ihrem Gewand hervorholte. Der Lichtstrahl, der dem Mondstein entströmte, war eine Spur kräftiger geworden, ein untrügliches Zeichen dafür, dass ihnen die Verfolger näher gekommen waren. Ihr war klar, dass sie sie nicht würden abschütteln können. Und so blieb ihr nichts anderes übrig, als zu versuchen, den Abstand zu halten, und zu hoffen, dass man sie nicht einholte, ehe sie ihr Ziel erreichte.
    Ajana ließ das Amulett wieder unter ihr Gewand gleiten und schnalzte mit der Zunge, um ihre Stute zu einer schnelleren Gangart anzutreiben. Im Trab schloss sie zu Abbas auf, der ihr ein Stück voraus war, ritt an ihm vorbei und forderte ihn durch eine Geste auf, ihr zu folgen. Kurz drauf hatte er sie eingeholt und lenkte den Brauen neben ihre Stute.
    »Was ist los?«, fragte er. »Warum reitet Ihr so schnell?«
    »Weil ich in Andaurien ankommen möchte, ehe ich verdurstet bin«, erwiderte Ajana ausweichend. »Ich kann diesen Sand nicht mehr sehen. Je schneller wir die Wüste hinter uns haben, desto besser.«
    »Aber das Wasser!« Abbas schien mit der schnellen Gangart gar nicht einverstanden zu sein. »Die Tiere müssen viel mehr trinken, wenn wir in diesem Tempo weiterreiten, und wir wissen nicht, wie weit es noch ist.«
    »Wir sind schon so lange unterwegs, es kann nicht mehr weit sein.« Ajana war nicht bereit einzulenken.
    »Bedenke, dass du ins Herz des Feindeslandes reiten musst. Ein einzelner Reiter vermag sich dort

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