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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Mädchen war während dieses Streites auf dem Gepäck zusammengesunken und brach in lautes Weinen aus. Die Vorübergehenden nahmen teils für den Inder, teils für den Fremden Partei.
    Dieser beugte sich zu der Zusammengesunkenen nieder und sprach in englischer Sprache zu ihr. Er hatte dabei dem Inder den Rücken zugekehrt und sah nicht, wie jener mit wutverzerrtem Gesicht den zur Seite stehenden Schlangenkorb ergriff und ihn von hinten her zu den Füßen des Fremden hinschleuderte. Auf dem Boden aufprallend, öffnete sich der Deckel, und die beiden Kobras fuhren wütend zischend heraus. Die Neugierigen sprangen schreiend zurück. Der Fremde, der es nicht gesehen hatte, blieb stehen. Erst laute Zurufe aus der Menge machten ihn auf die Gefahr aufmerksam.
    Er drehte sich um – zu spät –. Eine der Schlangen hatte sich um sein Bein herumgeschlungen. Mit einer heftigen Bewegung versuchte er sie abzuschleudern… vergeblich… er fühlte die spitzen Zähne in sein Fleisch dringen. Die Schlange hatte sich festgebissen.
    Mit einem raschen Griff packte er sie im Genick, warf sie zu Boden und zertrat sie.
    »Folgen Sie mir, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist«, klang es in englischer Sprache an sein. Ohr. »Die Schlange war giftig. Das Gift wirkt schnell.«
    Der Beschützer des Mädchens sah einen jungen Mann in europäischer Kleidung an seiner Seite, der auf ein unmittelbar hinter ihm haltendes Auto deutete.
    »Schnell! Schnell! Ich bin Arzt.«
    »Nicht ohne dies Mädchen hier!« Er faßte die Gauklerin um die Hüften und trug sie zu dem Wagen, in den er selbst mit dessen Besitzer stieg. Noch ehe der Inder seine Überraschung überwunden hatte, war der Wagen schon verschwunden.
    »Streifen Sie die Hose in die Höhe! Glücklicherweise habe ich eine Ampulle mit einem erprobten Serum bei mir.«
    Bei diesen Worten hatte er auch schon eine Spritze gefüllt und wollte sie einstechen. Doch schneller noch war die Tänzerin. In dem Augenblick, als die Wunde bloßlag, hatte sie sich darübergebückt und preßte ihre Lippen darauf.
    Der Arzt ließ sie lächelnd einen Augenblick gewähren. Dann drängte er sie zur Seite und drückte den Inhalt der Spritze unmittelbar neben der Bißwunde in das Bein.
    »Sie werden voraussichtlich in kurzer Zeit das Bewußtsein verlieren und es – ich weiß nicht, wie stark das Schlangengift war – vielleicht zwei bis drei Tage nicht wieder zurückgewinnen. Haben Sie vielleicht irgend etwas zu bestellen? Haben Sie Freunde oder Angehörige, denen ich Nachricht geben soll?«
    Der Verwundete sah ihn erstaunt an. Zweifel malte sich in seinen Zügen. Der andere fuhr fort:
    »Glauben Sie meinen Worten! Mein Name ist Stamford… Doktor Sidney Stamford aus Amerika, – Arzt, ich halte mich zu Studienzwecken hier auf. Sie können versichert sein, daß Sie mir unbedingtes Vertrauen schenken dürfen.«
    Der andere drehte sich ihm voll zu. Sah ihn mit einem langen Blicke forschend an, als wolle er in ihm lesen.
    »Noch eine Frage. Wohin führen Sie mich, Mr. Stamford? Ich bin fremd hier, besitze kein Heim.«
    »In mein Haus in der westlichen Vorstadt…«
    »Ich will Ihnen meinen Namen nennen. Nur möchte ich Sie bitten, den Namen gegen jedermann zu verschweigen, was auch kommen mag.«
    Dr. Stamford drückte ihm schweigend die Hand.
    »Ich heiße Gorm!«
    Stamford unterdrückte kaum einen Ausruf der Überraschung. »Gorm?! Der Gorm?! Weland Gorm, der berühmte Erfinder…?«
    Der andere nickte.
    Stamford wäre fast vom Sitz aufgesprungen, so stark war der Eindruck, den die Nennung dieses Namens auf ihn machte.
    »Sie sind Gorm, sind es wirklich! Fast möchte ich den Zufall begrüßen, wären die Umstände nicht so – «, er unterbrach sich, sah, wie Gorm schwer in den Sitz zurücksank, sekundenlang die Augen schloß. Dann öffnete er sie anscheinend mit Mühe wieder. Er suchte nach Worten.
    »Noch eins! Ich fühle schon… Sorg… sorgen Sie…« Gorm fuhr sich mit der Hand über die Stirn, als wolle er da etwas wegwischen, das sich schwer auf sein Hirn legte. Sein Blick wurde starr. Er schien einer Ohnmacht nahe.
    »…sorgen Sie für das Mädchen!« Er deutete mit der Hand auf die Tänzerin, die mit angstvollem Gesicht vor ihnen kauerte.
    »Seien Sie ohne Sorge! Ich werde es tun.«
    *
    Cannings Flugzeug berührte den Boden des Flugplatzes in Quito. Noch ehe die Maschine ausgerollt war, war er hinausgesprungen. Er stand schon neben der Tür des Pilotenraumes, als diese sich öffnete.
    »Unser Aufenthalt hier wird

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