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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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nur kurz sein. Bleiben Sie an Bord. Ich folge meinem Freund, der schon vorausgegangen ist…«, er deutete auf eine Gestalt, die sich, einen Koffer in der Hand, dem Ausgang des Platzes näherte, in der Dunkelheit kaum noch zu erkennen war. Bei den letzten Worten wandte er sich schon um und ging jenem eiligen Schrittes nach.
    Eine Stunde war noch nicht vergangen, als er zurückkehrte. »Wir fliegen auf direktem Wege nach Hause. Mein Freund bleibt hier!« –
    Gegen Mittag des nächsten Tages überflog die Maschine die Grenzen Boliviens, glitt in geringer Höhe über die weiten Savannen des Gran Chaco hin. Nicht mehr lange, dann mußte der Nordrand seiner Besitzungen erreicht sein.
    Canning trat ans Fenster. Sein Auge vermochte schon die großen Herden, die da unten weideten, als die seinen zu erkennen, die Weizenfelder im Westen bis hin zu den letzten Ausläufern der Anden. Die Kanäle, die das Gebiet durchzogen und zum Rio Vermejo führten, alles, so weit er schaute, war sein Besitz.
    Die Schatten der Nacht begannen von ihm zu weichen. Sein Herz wurde freier, je weiter das Flugzeug ihn trug. Das kleine Königreich da unten – sein Eigentum war es, sein Werk war es!
    Vor Jahren war er hierhergekommen. Die Millionen brannten in seiner Tasche, er suchte die beste, sicherste Anlage. Nach langem Überregen war er zu dem Entschluß gekommen, das Geld zum größten Teil in Landbesitz anzulegen. Alles Land, das hier käuflich gewesen, hatte er erworben.
    Man hatte den Kopf geschüttelt über den europäischen Señor, der Millionen in diese trostlose Einöde steckte, denn er beließ es nicht bei dem Erwerb des wohlfeilen Landes und der hier bisher allein üblichen Vieh- und Weidewirtschaft. Auf eigenen Schiffen brachte er Maschinen und immer neue, andere Maschinen den Rio Vermejo hinauf. Baggermaschinen gruben Kanäle durch die Sümpfe des Geländes, legten sie trocken, verwandelten sie in fruchtbares Ackerland. Kanäle, die gleichzeitig Verkehrswege für den Abtransport der Bodenerzeugnisse zu den Flüssen und zur Küste bildeten.
    Es dauerte nicht lange, da schwand das Wundern der Nachbarn. Wie durch Zauberhand entstanden dort in kurzer Zeit fruchtbare Fluren, die in Bälde hundertfältigen Ertrag versprachen. Mitten darin lag das Wohngebäude, von Parkanlagen umgeben, die unter Benutzung eines Stückes prächtigen Urwaldes entstanden waren.
    Die Millionen waren der Ertrag für die Konstruktionen Gormscher Apparate… seine eigene Erfindung!
    Er sagte es, und man glaubte es ihm – man – das war Awaloff. Dieser war der einzige, mit dem er in persönlichen Verkehr trat, der einzige Zeuge seiner Tat. Zu klug, alles auf eine Karte zu setzen, hatte Canning sich wohl gehütet, sich ganz den Sowjets zu verschreiben, gemeinsame Sache mit ihnen zu machen.
    Jahrelang, ein Jahrzehnt wohl, hatte er mit allen seinen Kräften daran gearbeitet, das Problem zu lösen, dessen Lösung Gorm dann glückte.
    Der Tag, an dem Gorm der Welt bekanntgab, daß der große Wurf gelungen, war für Canning ein Tag tiefster Verzweiflung, tiefster Enttäuschung, tiefsten Sturzes. Vergeblich hatte er gearbeitet! Zerronnen die Wünsche, Hoffnungen, Träume von Reichtum, Glück und Ruhm.
    Er hatte, an allem verzweifelnd, seinem Leben ein Ende machen wollen. In wüsten Träumen schon darüber gesonnen, welche Todesart er wählen solle. Eine neue, unbekannte. Eine, die, noch nie dagewesen, seinen Namen wenigstens im Tode bekanntmachen mußte.
    Da war eine kleine Erfindung, die er einmal gemacht hatte, ein Apparat, der, Strahlen größter Durchdringungskraft aussendend, verborgenste Tiefen entschleierte. In einer glücklichen Stunde war ihm die Konstruktion gelungen. Eine technische Spielerei in seinen Augen. Geld, Ruhm, Ehre – das war damit nicht zu erringen!
    Damit sich töten! Sich töten? Nein! Die Todesgedanken schwanden, je länger er den Apparat betrachtete.
    Diese geheimnisvollen Strahlen, vom Schicksal in glücklicher Stunde geschenkt – nicht den Tod, Glück sollen sie mir bringen zur gegebenen Stunde… zu der Stunde, wo das Schicksal dem Glück gebietet, mir die Hand zu reichen.
    Warten! Warten… der Tag, die Stunde wird kommen. Der Gedanke hatte ihm neue Kraft gegeben, hatte ihn das Leben leichter ertragen lassen.
    Fest saß die Hoffnung in seinem Herzen. Als Awaloff zu ihm kam, seine physikalischen Kenntnisse irgendwie nutzbar machen wollte, da zweifelte Canning keinen Augenblick, daß jetzt die Stunde da sei, in der das Schicksal ihn

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