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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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belohnen wolle.
    Er hatte Awaloff fortgeschickt, wiederzukommen nach Ablauf eines Monats. Drei Tage, drei Nächte saß er, den Weg suchend… und dann wußte er ihn.
    Er verließ Paris. Machte tausend Kreuz- und Querfahrten, um die Spur seiner Reise zu verwischen. Erreichte sein Ziel. –
    Es gelang; zur verabredeten Zeit war er wieder in Paris.
    Das Gesicht dieses Awaloff: unvergeßlich war ihm die Überraschung, die maßlose, fassungslose Überraschung in diesem Gesicht, als er ihm Waffen anbot, Gormsche Apparate als Waffen – Waffen, unbesiegbar, unwiderstehlich –, Waffen, mit denen der Sieg untrennbar verbunden sei; Waffen, so fürchterlich, wie sie noch nie verwendet wurden. Schon die Überraschung mußte den Sieg bringen. Die ganze Welt mußte den Herren dieser Waffen zu Füßen liegen.
    Es dauerte lange, bis der andere es begriff. Dann hatte er mit heiserer Stimme geschrien:
    »Was… was verlangen Sie dafür?«
    »Drei Millionen!«
    Die Zahl, unerhört groß erschien sie Canning damals, kam nur zögernd aus seinem Munde.
    Awaloff hatte nur zustimmend genickt, ihm wortlos die Hand gedrückt. – Später – wie oft hatte Canning nicht mit Ärger und Mißbehagen an diese Stunde gedacht… Mehr! Fünf Millionen! Zehn Millionen!… Du Tor, hättest du sie gefordert, er hätte sie dir auch gegeben.
    Wieder hatte er Paris verlassen, die Arbeit zu beginnen. Die Furcht vor Beobachtung und Verfolgung hatte ihn gehetzt von Ort zu Ort, von Land zu Land. Bis drei Monate später die Modelle fertig waren.
    Zwei sich begegnende Hubschrauber in höchster Höhe. Er in dem einen, Awaloff in dem anderen. Eine Laufbrücke von einer zur anderen Maschine gestreckt, so waren die letzten Verhandlungen vor sich gegangen.
    Die Probe des Apparates hatte den Beweis seiner Wirksamkeit gegeben, das Geld war echt und gut…
    Jeder flog zurück mit seinem Schatz.
    Er kam damit hierher, erschuf sich hier im Gran Chaco sein Reich…
    Die anderen stürzten Throne, zerstörten die halbe Welt. Er blieb kühl und gelassen dabei. Doch als die rote Macht immer weiter wuchs, immer weiter sich dehnte, da ergriff ihn die Angst – die Angst um seinen Besitz.
    Sein Glück, sollte es trügerisch ihn verlassen wollen? Die Macht der Sowjets drohte jetzt auch nach Südamerika überzugreifen. Zusammenbruch?… Es durfte nicht sein!
    Doch was tun, um sich zu retten?
    Die lose Verbindung mit dem Bolschewismus… mit allen Mitteln hatte er sich dagegen gewehrt, sich in die Netze seiner Organisation mitverwickeln zu lassen, jetzt suchte er nach Awaloff, suchte durch ihn Fühlung zu bekommen, wer wußte, wie der Riesenkampf ausgehen würde.
    Am Bosporus waren sie zusammengekommen.
    Der Ausgang der Schlacht – mit jedem zerstörten roten Geschwader wurde die Last, die Canning drückte, leichter. Tiefster innerlicher Jubel in ihm, als die Niederlage der Roten vollendet schien.
    Doch nicht eher glaubte er sich und seinen Besitz sicher, bis Awaloffs Mund stumm war. Denn dieser wußte zuviel… zuviel, als daß er leben durfte. Und als Awaloff nun gar in seiner Vertrauensseligkeit verriet, daß er die Papiere bei sich trug, da stand Cannings Entschluß fest. Und was war’s schließlich? Einer mehr oder weniger. Was kam’s jetzt darauf an?
    Und als hätte er die letzten Grillen von sich gescheucht, sah er jetzt mit Freude sein herrliches Heim aus der Ebene winken.
    Sein Blick ging weiter. Dort drüben, da hinten auf der Flußhöhe lag Buena Vista, das weiße Haus van der Meulens… Hortense!… Morgen würde er sie wiedersehen.
    *
    Die drückende Mittagshitze, vor der auch die breiten, dichten Blattkronen der Parkbäume nicht zu schützen vermochten, hielt die Bewohner von Buena Vista in den Räumen des Hauses fest. In einem nach Süden gehenden Zimmer, dessen Fenster dicht verhängt waren, ruhten Hortense van der Meulen und Violet Lee in bequemen Liegestühlen.
    War’s die Schwüle, war’s die Stimmung, nur mühsam schleppte sich das Gespräch dahin. Eine Dienerin trat ein, brachte eine Schale eisgekühlter Früchte. Da klang durch die offene Tür des Nebenzimmers das Schrillen des Telefons. Violet sprang auf, eilte hinaus, und war sogleich wieder zurück.
    »Mister Canning ist am Apparat!« Hortense war bei der Nennung des Namens kurz zusammengezuckt. Sie beugte sich vor, als wollte sie sich erheben. Sie blieb sekundenlang starr sitzen. Die natürliche Blässe ihres Gesichtes hatte sich verstärkt. Ein nervöses Zittern lief über ihre Gesichtszüge. Dann,

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