Das Erbe der Uraniden
überhaupt noch möglich ist… ob nicht vielleicht der Boden auf Coiba auch schon auf größere Entfernungen von dem Brandherde aus derart infiziert ist, daß das Herausarbeiten der kranken Stellen unmöglich ist. Weiter dürfte es wohl kaum möglich sein, eine Rakete zu bauen, und zwar so schnell zu bauen, die geeignet wäre, bis zur Sonne zu fliegen…«
»Aber zum Mond!« hatte da einer der Berichterstatter dazwischengerufen.
»Zum Mond? Ja, ja, mein Herr, der Gedanke liegt nahe. Doch vergessen Sie nicht die eventuellen Folgen. Nehmen wir an, die Rakete käme mit ihrer Last auf dem Mondgestirn an. Es wäre ja nicht ausgeschlossen, daß vielleicht der Atombrand in der Weltraumkälte erlöschen würde. Doch ich habe da starke Zweifel. Gesetzt nun den Fall, die Weltraumkälte hätte keinen Einfluß, der Felsbrocken käme glühend zum Mond… da bestände doch die große Wahrscheinlichkeit, daß dort oben der Brand auf das Mondmassiv übergriffe, und unseren früheren oder späteren Nachkommen würde eine zweite Sonne am Himmel leuchten. Die Folgen, meine Herren…«
Einige der zuhinterst Stehenden hatten bereits den Raum verlassen. Kaum merkten es die anderen, stürzten sie denen nach. Jeder wollte der erste sein. Im Augenblick war der Raum leer, der Professor stand allein.
Ein paar Stunden später waren seine Worte in der ganzen Welt bekannt. Und wieder einige Stunden später kam die Nachricht, daß der südafrikanische Milliardär William Harrod in Johannesburg, der sein riesiges Vermögen aus Diamanten- und Goldminen gewonnen hatte, den Bau eines Raketenschiffes im Sinne Körtes in Angriff genommen habe.
Alle Welt horchte auf. Man wußte, daß Harrod in dem neuentstandenen afrikanischen Industriezentrum schon früher den Bau eines riesenhaften Raketenschiffes beabsichtigt hatte. Ja, es war sogar schon mit dem Bau begonnen worden, als Jonas Lee seine Fahrt unternahm. Der unglückliche Ausgang von dessen Expedition nahm Harrod und vielen anderen, die sich mit ähnlichen Plänen trugen, die Lust. Es war klar, daß diese Idee noch starker Verbesserungen bedurfte.
Wer jedoch glaubte, daß Harrod, ebenso wie die übrigen, den Plan gänzlich aufgegeben habe, irrte. Ohne daß die Welt etwas davon erfuhr, arbeiteten in seinen Versuchswerkstätten unaufhörlich geschickte Konstrukteure an dem Problem weiter. Und doch hätte auch er es eines Tages beinahe aufgegeben.
Auf einer Reise war er mit Robert Canning zusammengetroffen. Die beiden wurden schnell näher bekannt. Im Vertrauen machte Harrod Canning, in dem er zu seinem Erstaunen einen äußerst tüchtigen Physiker erkannte, mit seinen Plänen bekannt. Der zeigte jedoch für die Idee Harrods merkwürdig wenig Interesse. Immerhin folgte er einer Einladung nach Johannesburg, besichtigte dort die Werft, hielt auch mit seiner Anerkennung für die zweifellos tüchtige Arbeit nicht zurück. Als sie beide dann allein waren, offenbarte er Harrod, was ihn selbst schon seit langem bewegte. Ein Raumschiff, getrieben durch Elektronenenergie! Nur so könne man gefahrlos die kühnsten, weitesten Fahrten in die Sternenwelt unternehmen. Hingerissen von seinen eigenen Worten, entwickelte Canning die fantastischsten Pläne.
Harrod schaute ihn stumm an. Dieser Mann! Das Feuer, das hinter diesen kalten Zügen verborgen gewesen, jetzt war es durchgebrochen. Er stürmte in dem weiten Gemach hin und her. Schrie immer wieder: »Nur das ist der Weg! Kein anderer! Oh, wer den fände!… Ich…« Da hielt er ein, starrte um sich. Als seine Blicke auf Harrod trafen, schien er zusammenzuschrecken; er zwang sich zur Ruhe. Schwer atmend ließ er sich in einen Sessel fallen.
»Ja, Mr. Harrod, ich glaubte lange, den Weg finden zu können. Doch…«, hier drehte er sich mit einem resignierten Blick zur Seite, »meine Kraft reichte nicht aus. Und doch…«, er schlug mit der Faust auf den Tisch, »noch gebe ich die Hoffnung nicht auf. Vielleicht, daß doch noch einmal die glückliche Stunde kommt, die nur den rechten Weg offenbart.«
Als sie schieden, bat Canning Harrod, die Arbeiten unbedingt fortzusetzen. »Vielleicht, daß…«
Als jetzt die Nachricht von dem geplanten Bau Harrods in die Welt drang, schüttelte man den Kopf. Wie lange sollte das dauern, bis Harrod eine Rakete gebaut hatte, die fähig wäre, den Pestbrocken bis zum Monde zu tragen. Ohne Rücksicht auf die vielen Warnungen, die man gegenüber dem Plan, den gefährlichen Brocken zum Monde zu schießen, äußerte – im
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