Das Erbe der Uraniden
mir von vornherein zweifelhaft. Derartige Unternehmungen sind und bleiben mit einem großen Risiko verbunden. Das Projekt der Zukunft ist doch, ein Raumschiff zu bauen, das durch Elektronen getrieben wird.«
»Und Sie glaubten, Gorm hätte auch dies Problem gelöst?«
Canning nickte. »Dieses Rätsel… wer brachte die Leiche Lees zur Erde? Immer wieder habe ich darüber nachgedacht. Ein Verdacht, ich kann, ich will ihn nicht weiter erklären oder begründen, wies auf Gorm. Ich erinnere nur an die mystischen Umstände, unter denen dies rätselhafte Ereignis vonstatten ging… Nun, einerlei, die Gelegenheit heute… Die doch mehrfach bewiesenen starken Gaben des Mediums forderten mich direkt heraus dazu, mir in irgendeiner Weise Gewißheit zu verschaffen. Gewißheit? Ja, wer wüßte, was an den rätselhaften Leistungen dieses Mediums echt und was unecht ist?«
»Aber wie stimmte denn die Beschreibung des Mediums mit dem Aussehen Gorms überein?« fragte Hortense.
Canning wiegte den Kopf.
»Für mich, der in Gorm den Weltraumfahrer vermutet, ist er’s. Die Beschreibung stimmt ziemlich genau mit dem Bild überein, das ich von ihm in meiner Erinnerung habe.«
Noch lange sprach man über Majadevi und Gorm. Dann mahnte van der Meulen zum Aufbruch. »Ich fliege bei Tagesanbruch nach Buenos Aires und möchte nicht den Schlaf entbehren.«
Eine Viertelstunde später rollte das Auto van der Meulens Buena Vista zu.
*
Der Brand auf Coiba war jetzt das Tagesgespräch der Welt! Hatte man die Angelegenheit zunächst nur für einen müßigen Gelehrtenstreit gehalten, so war doch allmählich der ungeheure Ernst der Sache zutage getreten. Kaum noch einer, der sich der drohenden Gefahr verschloß.
Ein Atombrand war auf dem Felseneiland im Gange. Kein Zweifel daran war mehr möglich. Ihn löschen!? Das war die Frage, die alle Gemüter bewegte.
Die breiten ungebildeten Massen hielten trotz aller Gegenbeweise unbeirrbar an dem nach ihrer Meinung besten Mittel fest: Feuer muß mit Wasser gelöscht werden! Den Ozean in den Brandherd geleitet! Wo gab’s einen Brand, den der Ozean nicht löschen könnte? Löschte er doch die größten, stärksten Vulkane, die aus dem Seeboden emporbrachen.
Die Gelehrten wehrten sich aufs äußerste gegen diesen naiven Vorschlag. Da tauchte in der Presse die Nachricht auf, jener Professor Körte in Berlin, der zuerst den Charakter des Brandes richtig erkannte, habe sich dahin geäußert, daß hier nur eine Operation helfen könne. Er hatte diesen Brand auf Coiba mit einem Krebsgeschwür in einem sonst noch gesunden Organismus verglichen.
Kaum, daß die Nachricht bekannt, war er in seinem Hause von den Berichterstattern überrannt worden. Unmöglich, sich des Ansturms zu erwehren. So teilte er diesen seine Ansicht mit.
Ein Mittel, über dessen radikale Wirkung er jedoch seine Zweifel nicht verhehlte. Seine Meinung war: Wenn möglich, den Brandherd aus dem Felsen der Insel herauszuarbeiten, den infizierten Boden en bloc – hier hielt er inne und machte lächelnd mit der Rechten eine Bewegung zum Zenit.
Die Berichterstatter starrten ihn ratlos fragend an.
»Nun ja!« fuhr Professor Körte fort, »wenn ein Krebsgeschwür herausgeschnitten ist, vernichtet man es. Den herausgearbeiteten Feuerblock vernichten… ja, könnten wir das, so brauchten wir die ganze Operation nicht. Also, da auf der Erde seines Bleibens keine Statt ist, hinweg mit ihm! Natürlich! Hinweg! Wohin? Nun… am besten zu der großen Feuerkugel über uns, zur Sonne! Dort kann er sicherlich kein Unheil anrichten…«
Ob das möglich wäre? Oh, das wäre möglich. »Stellen Sie sich ein Raketenschiff größten Ausmaßes vor. An ihm befestigt der gefährliche Felsblock… die Rakete wird zur Sonne abgeschossen… die Sache wäre erledigt…«
Seinen Worten folgte ein wirres, aufgeregtes Durcheinander. Einige stürzten schon zur Tür, die Nachricht brühwarm ihren Blättern mitzuteilen. Da hielt sie ein Zuruf Körtes zurück.
»Meine Herren!« Das Gesicht des Gelehrten war tiefernst geworden. »Ich habe Ihnen diese Unterredung gewährt, weil ich einfach keine Möglichkeit sah, sie zu vermeiden. Was ich Ihnen soeben sagte, wäre allerdings eine Lösung, die uns von der Sorge befreien könnte. Doch – und ich bitte Sie, das in Ihren Berichten nicht zu verheimlichen – erkläre ich Ihnen ausdrücklich, daß meine Hoffnungen, ein solcher Plan könne gelingen, sehr gering sind. Ich habe starke Zweifel, ob eine solche Operation
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